Schwache Freiwurfquote und zu viele Offensivrebounds "Es war mehr für uns drin"

BONN · Es war noch nicht einmal mehr eine Minute Spielzeit übrig, die Anzeigetafel gab eine Vorschau auf die Sommerpause: 76:82, als Tadas Klimavicius an die Freiwurflinie trat und den Ball auf den Ring setzte. Zwar saß der zweite Wurf, aber im Ulmer Block begannen schon die ersten Feierlichkeiten.

 Beschwörte auch nach der Niederlage den Bonner Teamgeist: Eugene Lawrence, der trotz einer starken Leistung nicht jubeln durfte.

Beschwörte auch nach der Niederlage den Bonner Teamgeist: Eugene Lawrence, der trotz einer starken Leistung nicht jubeln durfte.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Die Gäste in Orange waren sich sicher: Das lässt sich ihre Mannschaft nicht mehr nehmen. Noch ein Dunk zwar von Tadas Klimavicius zum 79:84 - es waren die letzten Bonner Punkte der Saison 2014/15. Aus und vorbei. Ein letztes Huddle im Mittelkreis, dann war die Spielzeit für die Baskets beendet.

Angelo Caloiaro ging voraus auf die Abschiedsrunde. Mit hängenden Köpfen marschierte die weiße Perlenkette um ihren Homecourt, dessen Vorteil ihnen nicht den Weg ins Halbfinale gebahnt hatte. In der ersten Reihe wurden Hände abgeklatscht. Wie immer. Von den Rängen gab es Applaus. Getröstet hat er vermutlich nicht.

"Ich bin sehr frustriert. In die enttäuschten Gesichter meiner Teamkameraden zu gucken, tut weh. Wir sind ein Superteam, das während der Saison zusammengehalten und an einem Strang gezogen hat. Mit Europa, dem Top 4 und Platz vier haben wir eine affengeile Saison gespielt. Es war eine Serie auf Augenhöhe, aber da war mehr für uns drin. Ich bin auch von meiner eigenen Leistung enttäuscht." Während Mädrich in der Halle um Worte rang, sprach Lawrence ganz leise in das Pressekonferenz-Mikrofon.

Die Niedergeschlagenheit war spürbar. "Wir haben ein starkes Spiel gemacht", begann er, "jeder von uns hat die gesamte Saison über alles gegeben. Wir sind Vierte geworden - das war unser Ziel. Wir sind ins Top 4 gekommen, auch das wollten wir. Wir haben als Team alle zusammen alles gegeben und eine grandiose Saison gespielt." Er versuchte, das Positive zusammenzufassen. Es fiel ihm sichtlich schwer. Lieber hätte er sich wohl verkrochen. Auch Mathias Fischer beschränkte sich auf das Notwendigste: "Ulm hat verdient gewonnen", sagte der Baskets-Trainer. "Unsere schwache Freiwurfquote hat uns weh getan, und wir haben entscheidende Offensivrebounds zugelassen. Für alles andere muss ich mir das Spiel nochmal anschauen." Siegertrainer Thorsten Leibenath verteilte Blumen: "Wenn man sich alle fünf Spiele anschaut, hat Bonn uns alles abverlangt. Ich ziehe meinen Hut vor der Bonner Leistung. Heute hätte es in beide Richtungen gehen können, aber unsere deutschen Spieler, insbesondere Tim Ohlbrecht und Per Günther, haben den Unterschied gemacht." Ob die beiden Bonner zuhörten? Vermutlich nicht. Lawrence verschwand zügig in die Kabine, sein Trainer saß noch lange in der fast leeren Halle und blickte auf das Parkett, auf dem noch ein paar Kinder spielten.

Zwei Tage bleiben zum Verdauen der Niederlage, am Freitag (17 Uhr) steht der Saisonabschluss im Foyer des Telekom Domes an. Für einige wird es ein Abschied für immer werden. Nur Dirk Mädrich und Andrej Mangold haben noch ein Jahr Vertrag in Bonn. Alle anderen Kontrakte sind ausgelaufen.

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