Wege aus der Krise GA nimmt Baskets vor Spiel in Göttingen unter die Lupe

BONN · Sieben Pflichtspiele in Folge verloren - so schlecht haben die Telekom Baskets Bonn schon lange nicht mehr gespielt. Nur in der Saison 2005/2006 hatten die Bonner eine ähnliche Durststrecke zu überstehen. Auch da waren es auf europäischem und deutschem Parkett sieben Niederlagen. Der GA macht vor dem Spiel am Sonntag (15 Uhr) in Göttingen eine Bestandsaufnahme.

 Drei Problemkinder der Baskets: Das Zusammenspiel zwischen Tadas Klimavicius (links) und Eugene Lawrence (rechts) funktioniert nicht mehr so gut wie früher. Michal Chylinski hat noch körperliche Defizite. FOTO: WOLTER

Drei Problemkinder der Baskets: Das Zusammenspiel zwischen Tadas Klimavicius (links) und Eugene Lawrence (rechts) funktioniert nicht mehr so gut wie früher. Michal Chylinski hat noch körperliche Defizite. FOTO: WOLTER

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Er begibt sich auf die Suche nach Erklärungen und zeigt auf, unter welchen Voraussetzungen es noch eine gute Saison für die Bundesliga-Basketballer werden kann.

Wann hat die Krise der Baskets begonnen? Die 89:96-Heimniederlage im Eurocup gegen Trient (4. November) war in zweierlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen leistete sich Bonn gegen eine aggressive Verteidigung 17 Ballverluste. Ein Problem, das sich seitdem wie ein roter Faden durch alle weiteren Spiele zieht. Zum anderen verletzte sich mit Isaiah Philmore ein Spieler, der bis dahin zu den tragenden Säulen unter den Körben zählte.

Die Bilanz seitdem: Im Eurocup verloren die Baskets viermal, in der Bundesliga dreimal. Das ist ein wichtiger Unterschied. Zwar sind die Baskets weit davon entfernt, ihr Ziel zweite Runde im Eurocup zu erreichen, aber im Kerngeschäft Bundesliga sind sie noch auf Tuchfühlung zu den Playoff-Plätzen.

Wo liegen die Probleme? Die Baskets haben zu Saisonbeginn hochprozentig aus der Distanz getroffen. Das hat die Probleme des Teams im Spiel unter dem Korb übertüncht. Diese Schwächen haben sich nach dem Ausfall Philmores noch verstärkt. Insbesondere das Zusammenspiel zwischen Spielmacher Eugene Lawrence und Center Tadas Klimavicius funktioniert längst nicht mehr so gut, weil es von den Gegnern besser verteidigt wird. Inzwischen hat sich die Konkurrenz aber auf das gesamte Spiel der Bonner gut eingestellt. Sie können nicht mehr so viele offene Würfe herausspielen. Ihnen fehlt derzeit auch das Selbstvertrauen, diese Würfe zu nutzen. Dazu kommen personelle Turbulenzen. Xavier Silas war ein Fehlkauf, der nach langer Verletzungspause zurückgekehrte Michal Chylinski ist körperlich noch nicht voll auf der Höhe, was man ihm in Angriff und Verteidigung anmerkt. Überhaupt Verteidigung: Da haben die Baskets noch viel Luft nach oben - sowohl als Team als auch eins gegen eins. Ohne Fehl und Tadel ist da nur Andrej Mangold. Wenn es vorne und hinten nicht mehr zusammenpasst, braucht man sich über sieben Niederlagen in Folge nicht zu wundern.

Was kann der Trainer tun? Mathias Fischer muss seinen Profis zuallererst neues Selbstvertrauen einflößen. Natürlich würden Erfolge dabei helfen. Wichtig: Er muss nach Wegen suchen, das Innenspiel seiner Mannschaft zu verbessern. Das wiederum würde das Spiel über die Außenpositionen erleichtern. Vor allem müssen die Baskets daran arbeiten, die Ballverluste zu minimieren. Fischer ist ein Freund von komplexen Spielsystemen. Die Frage ist, ob es nicht auch einfacher geht, um das Risiko, den Ball zu verlieren, zu minimieren. Herausragende Bedeutung wird die Verbesserung der Verteidigung haben.

Was können die Spieler tun?: Verteidigung ist auch eine Frage der Einstellung. Man hat aber nicht den Eindruck, das jeder im Team an die Schmerzgrenze geht. Zu oft lassen sich die Baskets im Spiel eins gegen eins schlagen. Oder sie reagieren beim Umschalten von Angriff auf Abwehr oder beim Rebound nicht schnell genug. Da muss auch teamintern drüber gesprochen werden.

Was macht Hoffnung? Manche Niederlage relativiert sich, wenn man die Qualität des Gegners berücksichtigt. Gegen Berlin und auch gegen die Frankfurter in Topform kann man an einem guten Tag verlieren. Nur waren die Bonner von "gut" zu weit entfernt. In den letzten Spielen haben sie allerdings kleine Schritte nach vorn gemacht. Wenn sie in der Verteidigung zulegen, wird das auch ihre Offensive befeuern und sie möglichst schon in Göttingen zurück zum Erfolg führen. Das Spiel beim Tabellendrittletzten ist für die kommenden Wochen richtungweisend.

Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich will sich in den Zuständigkeitsbereich des Trainers nicht einmischen, sagt aber: "Ich weiß nur, dass es in Bonn auf eine Eigenschaft aus fünf Buchstaben ankommt: Kampf! Wird der geliefert, bin ich von einer Wende zum Besseren überzeugt."

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