Telekom Baskets „Old Hawk is back“

Bonn · Nach langer Verletzungspause kommt Javontae Hawkins in Form und führt die Baskets zum Sieg gegen die Merlins Crailsheim. Schüssel zum Sieg sind Intensität und Überlegenheit beim Rebound

 Gegen die Energie von Baskets-Spieler Javontae Hawkins fanden die Merlins Crailsheim in der zweiten Halbzeit kaum ein Mittel.

Gegen die Energie von Baskets-Spieler Javontae Hawkins fanden die Merlins Crailsheim in der zweiten Halbzeit kaum ein Mittel.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Wer Skandinavier für unterkühlt hält, kennt Tuomas Iisalo nicht. Der Trainer der Telekom Baskets kann seinem Unmut ebenso intensiv Ausdruck verleihen, wie er Intensität von seinen Spielern fordert. Andererseits lacht der gut gelaunte Iisalo so laut und ansteckend wie eine volle Tribüne, die der Mannschaft Energie zuführt. Beide Gesichter Iisalos waren am Samstag im Telekom Dome zu sehen, als seine Mannschaft einen wichtigen 101:96-Sieg im Playoff-Rennen gegen die Merlins Crailsheim feierte.

Da Göttingen den Baskets Schützenhilfe leistete und  gegen Chemnitz gewann, stehen die Bonner wieder auf dem zweiten Tabellenplatz.

In einer im Spielverlauf immer besser werdenden Partie führte Javontae Hawkins die Telekom Baskets zum verdienten Erfolg, den Parker Jackson-Cartwright mit dem Korb zum 101:96-Endstand abschloss.

Über ein Jahr war der ehemalige Iisalo-Spieler Hawkins verletzt raus. Die beiden arbeiteten in Crailsheim zusammen, ehe „Hawk“ nach Ludwigsburg wechselte und sich dort in der Saisonvorbereitung einen Kreuzbandriss zuzog. Entsprechend musste er sich seinen Weg zurück zu alter Form erarbeiten. In den ersten Spielen für Bonn sah das manchmal etwas mühsam aus.

Gegen seinen alten Arbeitgeber war es dann Hawkins, der die Baskets zum Sieg führte. Der „Kicker“ überschrieb das gestern mit „Auf Hawkins‘ Flügeln fliegt Bonn zum Sieg“. Der fröhliche Iisalo hatte bei der Pressekonferenz eine andere Überschriften-Steilvorlage gegeben, als er eine Anekdote vom Vortag verriet. „Ich habe ihm geschrieben, dass seine Bewegungen und sein Spiel so langsam wieder so aussehen wie früher. Und er hat geantwortet: Old Hawk is back.“ Und dann lachte Iisalo. Laut.

Im Spitzenspiel wurde ein Spektakel erwartet. Es trafen nicht nur die beiden offensivstärksten Teams der Liga aufeinander, sondern auch die Hochgeschwindigkeitsspieler Parker Jackson-Cartwright im Bonner Spielaufbau und sein Gegenüber TJ Shorts. Doch die Partie begann nach einem Aufruf zu Frieden in Europa und der ganzen Welt eher behäbig. Nach fünf Minuten waren gerade 15 Punkte auf der Anzeigetafel zu lesen – insgesamt. Dann allerdings nahm die Partie Fahrt auf. Zunächst knüpfte Michael Kessens auf Bonner Seite an seine guten jüngsten Leistungen in der Nationalmannschaft an.

Doch die Offensive lief nicht gerade herausragend, und die Baskets profitierten auf dem Scoreboard von einer Kreisliga-Freiwurfquote der Gäste sowie ihrer haushohen Überlegenheit beim Offensivrebound.

Mit 23:23 ging es in die erste Viertelpause, und Iisalo war deutlich anzusehen, was er vom ersten Abschnitt gehalten hatte. Auch weil PJC kurz vor Schluss des Viertels sein zweites Foul kassierte, was sich auf die Kreise von Shorts auswirken sollte. Der Bonner musste sich etwas zurückhalten, und so  konnten sich die Merlins, angeführt von ihrem zentralen Spieler, ein wenig absetzen – es war nicht unverdient. Irgendwie schienen den Gästen die Kleinigkeiten besser zu gelingen. Die Dinge, die dem Gegner wehtun. Wie Treffer mit dem Buzzer nach einer gelungenen Defensivsequenz.

Mit zwei Dreiern in kurzer Folge brachte Saulius Kulvietis die Baskets zur Pause bis auf einen Punkt heran (51:52). Es war klar, dass sie nach der Halbzeit defensiv einen Gang zulegen mussten, wenn sie den 16. Saisonsieg verbuchen wollten.

Das gelang. Iisalo stellte die Defensive ein wenig um, sein Team fand jetzt auch in der Offensive bessere Lösungen. Doch auch die Gäste ließen nicht nach. Dann allerdings machte sich die bessere Bonner Physis bezahlt. Die Baskets blieben die Herren der Bretter. Allerdings steigerten die Merlins ihre Dreierquote und hielten das Spiel so eng.

Bei den Baskets übernahm jetzt  Hawkins. Er gab dem Team, was es brauchte: Punkte, Assists, Energie. Die kürzer werdende Taktung der Crailsheimer Auszeiten zeigte, dass auch Merlins-Coach Sebastian Gleim spürte, was die 3380 Zuschauer empfanden: Dieses Spiel wurde mehr und mehr zu einem Bonner Spiel.

Inzwischen erzwang die Defense Crailsheimer Fehler, und am anderen Ende des Feldes setzten die Baskets Ausrufezeichen. Mit einem energischen Zug zum Korb brachte PJC das Spiel über die 100 Punkte und auf die Bonner Habenseite (101:96). Iisalo freute sich, dass man um die Nähte seines Sakkos fürchten musste.

Der direkte Vergleich entscheidet sich damit erst am Saisonende, denn nachdem Crailsheim das Hinspiel mit fünf Punkten Differenz gewonnen hatte, zählt in der Endabrechnung das Korbverhältnis insgesamt. Schon am Dienstag geht es für die Mannschaft von Iisalo weiter, dann tritt der FC Bayern auf dem  Hardtberg an (20.30 Uhr).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Nur die TSV ist im Einsatz
Handball-Regionalliga: Bonn rrh. gastiert beim HC Gelpe/Strombach Nur die TSV ist im Einsatz
Aus dem Ressort