Telekom Baskets Bonn im Eurocup Hoffen auf den Befreiungsschlag gegen Olimpija Ljubljana

BONN · Tadas Klimavicius ist der erfahrenste im Kader der Telekom Baskets Bonn. 33 Jahre ist er alt, der litauische Center mit sportlichen Erfahrungen in Italien und Griechenland sowie in seiner basketballverrückten Heimat. Sein großes Plus: Er funktioniert wie ein Qualitäts-Uhrwerk - normalerweise. Aber was ist bei den Telekom Baskets derzeit schon normal?

Am Mittwochabend erwartet der kriselnde Basketball-Bundesligist im Eurocup Olimpija Ljubljana (19.30 Uhr, Telekom Dome) und alle hoffen, dass diese Partie Sicherheit gibt und ein Schritt zurück zur abhanden gekommenen Normalität und Selbstverständlichkeit wird, ehe am Sonntag (17 Uhr) die EWE Baskets Oldenburg im Telekom Dome antreten.

Die Rahmendaten sind schnell besprochen: Wenn es um das Erreichen der Runde der letzten 32 Mannschaften im Eurocup geht, sind die Baskets zum Siegen verdammt. Nach zuletzt vier Niederlagen in Folge im zweithöchsten europäischen Wettbewerb - insgesamt sind es mit der BBL acht - sind sie in der Gruppe A Tabellenletzter. Die ersten vier Teams kommen weiter. Nur mit drei Siegen aus den verbleibenden drei Spielen könnten die Bonner den Sprung noch schaffen.

Klimavicius will diesen Sieg. Unbedingt. "Wir müssen gewinnen", sagt er. "Ich erlebe so etwas zum ersten Mal - und es fühlt sich nicht gut an. Man gewinnt, man verliert, aber was wir im Moment durchmachen ist echt übel", sagt er und erklärt weiter: "Wir wollen raus aus dieser Situation, aber nichts gelingt uns.

Wir haben unseren Rhythmus verloren. Wir sind ein gutes Team und wir haben gut gespielt aber dann haben wir nicht nur verloren, sondern auch schlecht gespielt und es sieht aus, als sei uns der Glaube an uns selbst abhanden gekommen. Vielleicht denken wir zu viel. Wenn man drei Dinge gleichzeitig richtig machen will, gelingt keines..."

Ljubljana könnte helfen

In der slowenischen Hauptstadt haben die Baskets mit 82:77 gewonnen, ein Erfolgserlebnis. Jetzt haben sie zusätzlich den Heimvorteil. "Wir müssen uns auf unsere Stärken besinnen", sagt Klimavicius, "40 Minuten lang geduldig spielen, die Ruhe bewahren und uns ein bisschen cleverer anstellen."

Seinem Trainer Mathias Fischer ist der positive Impuls inzwischen wichtiger als der internationale Wettbewerb. "Das Erfolgserlebnis für die Mannschaft bewerte ich höher als den Sieg im Eurocup - auch wenn der wichtig ist. Mir ist wichtiger, dass die Jungs sehen, dass sie Grund haben, selbstbewusst zu sein und aufzutreten."

Aber dieses Selbstbewusstsein, das Fischer versucht, im Training aufzupäppeln ist ein zartes Pflänzchen. In Göttingen am Sonntag spielten die Baskets gut, aber die Göttinger trampelten auf dem Pflänzchen mit einem 19:2-Lauf nach der Halbzeit herum - und es ging dahin.

"Wir haben viel Videoanalyse gemacht, haben die Trainingseinheiten intensiver gestaltet, um den hohen Druck des Gegners zu simulieren - dafür aber kürzer trainiert", berichtet Fischer, was er modifiziert hat. "Aber", so gibt er zu bedenken, "Wir dürfen jetzt nicht übertreiben und sagen, wir ändern alles. Wir müssen Kleinigkeiten verändern, bis die komplexen Dinge wieder funktionieren."

"Wende? Soweit würde ich nicht gehen"

Häufig fehlt auch die Zeit. Fluch des internationalen Wettbewerbs. Wenn es nicht läuft, sind zwei bis drei Niederlagen pro Woche halt viel. "Die Jungs haben nicht viel frei, und wenn wir nur zwei Trainingseinheiten haben, wie jetzt etwa zwischen Göttingen und Ljubljana, kann ich davon nicht noch 50 Prozent frei geben."

Gegen Ljubljana hoffen nun alle auf den dringend nötigen Befreiungsschlag und damit vielleicht auch schon die Wende. "Wende? Soweit würde ich nicht gehen", sagt Fischer, "aber es wäre ein Anfang."

Klimavicius gewährt zum Abschluss noch einen Blick in sein Inneres. "Manche, habe ich gehört", sagt er in seinem hart akzentuierten Englisch, das jetzt ein bisschen niedergeschlagen klingt, "finden, dass es schon wie Normalität aussieht, wenn wir mit hängenden Köpfen in die Kabine gehen. Das ist nicht so. Wir hassen diese Situation. Ich kann die Fans verstehen, die frustriert sind. Und ich kann nur hoffen, dass sie mir glauben, wenn ich sage: Wir sind frustrierter."

Dann gibt sich "Klaus", wie sie ihn im Team nennen, aber schnell wieder kämpferisch: "Wir müssen gewinnen, wir wollen gewinnen und wir werden gewinnen."

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