Interview mit Carsten Pohl "Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe"

Bonn · Der Mann brennt auf seine Aufgabe. Im ersten Gespräch mit dem General-Anzeiger in seiner Eigenschaft als neuer Cheftrainer der Baskets machte Carsten Pohl in der Geschäftsstelle im Telekom Dome einen entschlossenen und tatendurstigen Eindruck. Mit dem 50-Jährigen sprach Gerhard Mertens.

 Von 2013 bis 2015 arbeitete Carsten Pohl (links) als Co-Trainer mit Headcoach Mathias Fischer zusammen.

Von 2013 bis 2015 arbeitete Carsten Pohl (links) als Co-Trainer mit Headcoach Mathias Fischer zusammen.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Herr Pohl, wann haben Sie von Ihrer Ernennung erfahren?
Carsten Pohl: Am Montag, kurz vor Mitternacht. Der erste Stein war aber schon nachmittags ins Wasser geschmissen worden. Da hat Wolfgang Wiedlich mit mir über die Situation gesprochen, mich nach meiner Meinung und meiner grundsätzlichen Bereitschaft gefragt, das Team zu übernehmen. Wir wollten dann eigentlich noch eine Nacht drüber schlafen. Ich war also vorbereitet, habe aber auch nicht ausgeschlossen, dass ein Trainer von außen kommen könnte. Dass es dann so schnell ging, hat mich schon ein wenig überrascht.

Wie fühlt sich das an, neuer Cheftrainer zu sein?
Pohl: Es ist für mich eine Auszeichnung, dass mir der Verein diese Aufgabe überträgt, zumal in dieser schwierigen Situation mit der Niederlagenserie im Rücken und den Verletzten. Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Ich freue mich riesig auf die Aufgabe und werde alles dafür tun, das Vertrauen zu rechtfertigen.

Wie haben Sie sich der Mannschaft vorgestellt?
Pohl: Das habe ich sehr knapp gehalten, einige kennen mich ja schon. Die Situation war ja auch unglaublich schwierig. Der Mathias verabschiedet sich, und zehn Minuten später trete ich vor die Mannschaft und sage Hallo. Das sind Augenblicke voller Emotionen. Da muss man nicht viele Worte machen.

Worauf kommt es jetzt an?
Pohl: Wir müssen Energie freisetzen und Potenzial freilegen, das brach liegt. Basketball spielen können die Jungs ja. Das kann ich nicht neu erfinden. Wir müssen den Knoten lösen. Die Situation, so wie sie ist, hat natürlich was mit dem Kopf, aber auch mit Technik und Taktik zu tun und damit, dass Spieler angeschlagen sind.

Technik und Taktik - sehen Sie da Defizite?
Pohl: Keine Defizite, aber wir werden ein paar Dinge anders machen und ein paar Kleinigkeiten umstellen. Das geht nicht von heute auf morgen. Wir kommen aus der Situation nur mit kleinen Schritten raus. Welche Ergebnisse das dann bringt, werden wir sehen. Wir konzentrieren uns darauf zu rebounden, zu sprinten, zu kämpfen, mit Herz und Seele zu spielen. Wir müssen mit Emotionen rausgehen, aber auch professionell mit der Situation umgehen und uns der Verantwortung bewusst sein.

Eine radikale System-Umstellung wird es also nicht geben?
Pohl: Nein, das wäre in der Kürze der Zeit auch nicht zu schaffen. Was ich bisher sehen konnte, war, dass wir Vorteile hatten, wenn wir schnell gespielt haben. Wir haben ein paar Spieler, die schnell sind. Dass Dirk Mädrich nicht der Schnellste ist, wissen wir, aber auch er kann laufen. Wir müssen natürlich sehen, dass wir die Belastung dosieren und nicht einen Spieler 20 Minuten am Stück rennen lassen. Unter dem Strich wollen wir mehr einfache Punkte generieren. Wir sind die Mannschaft mit den zweitwenigsten Zweipunkteversuchen in der Liga.

Wie hat die Mannschaft im ersten Training reagiert?
Pohl: Sehr gut. Alle Spieler haben sich voll reingeschmissen, mehr Engagement, als sie gezeigt haben, kann ich nicht verlangen.

Was ist Ihr vorrangigstes Ziel?
Pohl: Immer das nächste Spiel zu gewinnen, auch wenn das abgedroschen klingt. Ich werde aber gegenüber dem Team Sieg oder Niederlage gar nicht thematisieren, sondern die Qualitäten forcieren, die wir auf dem Feld brauchen, wie hart zu sprinten und hart zu verteidigen, und die Spieler vor allem auch dazu anspornen, mutig zu spielen und, so merkwürdig das klingt, dabei auch Fehler zu machen. Durch Fehler wird man besser. Wir müssen nur lernen, mit Fehlern gut umzugehen.

Werden sie jetzt viele Einzelgespräche führen, auch fürs schnelle gegenseitige Kennenlernen?
Pohl: Erst einmal müssen wir viel auf dem Feld arbeiten, denn wir haben ein straffes Spielprogramm zu bewältigen. Alles wird sich um Basketball drehen. Sollte sich die Rolle eines Spielers deutlich verändern, würde ich auch intensiver mit ihm sprechen. Ich habe den Jungs aber gesagt, dass ich offen für jedes Gespräch bin.

Worauf kommt es im Spiel gegen Tübingen an?
Pohl: Einen Schritt schneller zu sein als der Gegner, dessen Fastbreaks zu stoppen und selbst ans Laufen zu kommen. Mit viel Enthusiasmus und Mut zu spielen, alles reinzupacken, als wäre es das letzte Spiel der Saison.

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