Zwei Tickets, ein Zielort Irre Europareise der Telekom Baskets Bonn

Bonn · Als die Telekom Baskets am Mittwochabend in Helsinki aus dem Flugzeug stiegen, war klar: Hier sind sie richtig. Warum die Baskets nach Helsinki flogen, obwohl sie vielleicht in Spanien hätten antreten müssen.

 Wohin geht's denn jetzt? Yorman Polas Bartolo (links) und Konstantin Klein brachen von Bonn aus zum Saisonstart in der Champions-League-Qualifikation auf, ohne ihr genaues Ziel zu kennen.

Wohin geht's denn jetzt? Yorman Polas Bartolo (links) und Konstantin Klein brachen von Bonn aus zum Saisonstart in der Champions-League-Qualifikation auf, ohne ihr genaues Ziel zu kennen.

Foto: Jörn Wolter

Als die Telekom Baskets am Mittwochabend in Helsinki aus dem Flugzeug stiegen, war klar: Hier sind sie richtig. Das hatte sich allerdings erst während des Fluges herausgestellt. Durch das 71:71 des finnischen Meisters Kataja Basket gegen Joventut Badalona (Spanien) war klar: Die Baskets treten in der Champions-League-Qualifikation bei den Finnen an. Zwei Minuten vor Spielende hatte es noch so ausgesehen, als müssten die Baskets schon am frühen Donnerstagmorgen weiter nach Spanien fliegen. Badalona führte mit neun Punkten, die vier Punkte Vorsprung aus dem Hinspiel waren aufgebraucht.

Es ist die Geschichte einer völlig irren Europareise: Am Mittwochnachmittag machte sich die Mannschaft von Cheftrainer Predrag Krunic auf den Weg zum Flughafen Köln/Bonn und flog am Abend nach Helsinki. Immer noch im Unklaren darüber, wer am Freitagabend ihr Gegner sein würde – und ob sie bei der Landung nicht vielleicht am falschen Ende Europas stehen. Schuld daran ist primär der eng gestrickte Terminkalender für den dritthöchsten europäischen Wettbewerb, dem drei Qualifikationsrunden vorgeschaltet sind. Die drei Runden mit Hin- und Rückspielen wurden innerhalb von knapp 14 Tagen angesetzt. Für die Reiseplanung ambitioniert.

Einstieg in Runde drei

Der Rahmenterminplan sah vor, dass die Baskets als Europa-League-Halbfinalist der vergangenen Saison erst in Runde drei einsteigen müssen, zuerst auswärts (29. September) und dann zu Hause (2. Oktober) spielen. Nach der Auslosung war klar, dass die möglichen Gegner Tiflis (Georgien), Kataja (Finnland) oder Badalona (Spanien) heißen.

Baskets-Sportmanager Michael Wichterich begann entsprechend, sich nach Flügen umzusehen, nahm Kontakt zu den Clubs auf. Tiflis verabschiedete sich in der ersten Runde gegen Badalona, blieben noch die Zielflughäfen Helsinki und Barcelona – und noch weniger Zeit, die Reise für eine Gruppe von 14 Personen endgültig zu buchen.

„Irgendwann wurden die Kapazitäten so eng, dass ich die Flüge nach Spanien kaufen musste – ohne zu wissen, ob wir sie brauchen“, sagt Wichterich. Geblockt waren auch 14 Flüge nach Helsinki, die Wichterich noch hätte stornieren können, wenn die Entscheidung zwischen Kataja und Badalona – wie geplant – am Dienstagabend gefallen wäre. Da aber versuchte Badalona vergebens, von Helsinki nach Joensuu zu gelangen, dem Heimatort von Kataja Basket. Dreimal setzte der Pilot an, aber Nebel und Turbulenzen erlaubten keine Landung. Unverrichteter Dinge flogen die Spanier zurück nach Helsinki, das Spiel wurde auf Mittwochabend verlegt.

Keine 14 Flüge vorhanden

Da für den Donnerstag keine 14 Flüge mehr zu bekommen gewesen wären, mussten die Baskets die Reise nach Skandinavien mit Reiseplan B antreten: Mittwoch fliegen, am Flughafen in Helsinki übernachten und dann entweder weiter nach Joensuu oder Barcelona – je nach Ausgang der Partie.

„Das ist sehr ärgerlich“, sagt Wichterich. „In Deutschland wäre klar gewesen: Wer nicht antritt, hat verloren. Nach dem Hinspiel am Sonntag hatten beide Vereine die gleiche Zeit für die Anreise nach Joensuu. Die Finnen waren da. Es war also machbar. Dennoch habe ich natürlich auch Verständnis für die Situation. Fliegen in Turbulenzen wünscht man ja niemandem. Aber vielleicht hat es einen Zeitpunkt gegeben, zu dem man noch den Bus hätte nehmen können. Es ist eine skurrile Situation.“

Da die Baskets im Norden Europas bleiben, landen weitere 14 Flugtickets nach Spanien ebenfalls im Papierkorb. Der Verein hat so „eine fünfstellige Summe“, sagt Wichterich, zum Fenster hinaus geworfen. Daran haben die Bonner selbst am wenigsten Schuld.

Situation ist absurd

Die Basketball-Bundesliga BBL ist Gesellschafter der im vergangenen Jahr unter dem Dach des Weltverbandes Fiba gegründeten Champions League, BBL-Geschäftsführer Stefan Holz vertritt die Bundesliga und ihre Vereine. „Die Situation ist absurd“, sagt er. „Über diese Terminhatz muss man generell reden. Und die Angelegenheit der Baskets werde ich bei unserem nächsten Treffen am Samstag in Genf sicher vortragen...“ Er bekräftigt Wichterichs Aussage: „Bei uns ist klar geregelt: Wer nicht da ist, hat verloren.“

Insofern haben die Bonner ihrerseits alle Hebel in Bewegung gesetzt, sicherzustellen, dass sie am Freitagabend in der Champions- League-Qualifikation ihr erstes Saisonspiel bestreiten können. Koste es, was es wolle, muss man fast sagen.

Hätte der Gegner Badalona geheißen, hätte es übrigens ein weiteres Problem geben: „Dann wäre ich gespannt gewesen, wie die Spanier nach Hause kommen“, sagte Wichterich. „Meines Wissens habe ich das letzte Kontingent an Flügen von Helsinki nach Barcelona erworben.“ Es wäre die Krönung des Reiseirrsinns gewesen: Die Baskets stehen in Badalona und die Spanier sind nicht zu Hause, sondern hängen in Skandinavien fest.

Den Spielern ist das alles egal, Hauptsache, es geht endlich los. „Die Umstände sind schon ein wenig kurios“, sagt TJ DiLeo. „Doch da wir jetzt wissen, gegen wen wir spielen, greifen die ganz normalen Abläufe einer Auswärtsfahrt. Insgesamt führt die Situation dazu, dass wir uns noch mehr auf uns selbst fokussieren werden.“

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