Basketball in Bonn Baskets setzen keine Hoffnungen auf Wiederbeginn der Saison

BONN · Nach der Unterbrechung des Spielbetriebs in der Basketball-Bundesliga, legen die Telekom Baskets eine Trainingspause ein. Am Montag wird beraten, wie es weitergehen soll.

 Ob sich die Baskets in dieser Saison noch einmal auf ein Spiel einschwören werden, ist mehr als fraglich.

Ob sich die Baskets in dieser Saison noch einmal auf ein Spiel einschwören werden, ist mehr als fraglich.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Es ist ja nicht so, als hätten die Telekom Baskets Bonn keine Erfahrung mit Viren. Viele erinnern sich noch an die Saison 1998/1999, als kurz vor dem ersten Sprungball der Epstein-Barr-Virus die Mannschaft des damaligen Trainers Bruno Socé heimsuchte. Hurl Beechum war am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankt und hatte den Virus aus den USA mit nach Bonn gebracht. Bei der Teamvorstellung am Kunstmuseum herrschte keine Vorfreude mehr auf die neue Spielzeit. Hände schütteln oder abklatschen war verboten. Trainer und Spieler wollten die Fans nicht infizieren. Der Virus machte auch bundesweit Schlagzeilen. Denn die deutschen Basketballclubs fürchteten, die Baskets könnten bei ihren Spielen die gesamte Basketball-Bundesliga (BBL) mit dem Virus verseuchen. Als Konsequenz starteten die Bonner drei Spieltage später in die Saison. Und wurden Vizemeister.

Vom Virus zum Vize war das geflügelte Wort. In Zeiten des Coronavirus glaubt rund um den Telekom Dome niemand mehr an einen guten Ausgang. Klar, Vizemeister können die Baskets ohnehin nicht mehr werden, der Zug ist schon längst abgefahren. Ein guter Ausgang wäre schon, wenn der Spielbetrieb überhaupt weiterginge. Doch der Glaube daran fehlt. Einen Tag, nachdem die BBL die Saison für unbestimmte Zeit unterbrochen hat, war die Stimmung auf dem Hardtberg nur mit einem Wort zu beschreiben: Niedergeschlagenheit. Dieses Virus hat eine ganz andere Dimension. Es macht nicht nur krank, es kann töten.

„Das Wichtigste ist, die Gesundheit und das Leben von jedem Einzelnen zu schützen. Es kann um Leben oder Tod gehen. Da muss der Sport zurückstehen“, sagt Eugene Lawrence kurz nach dem Duschen. Headcoach Will Voigt hatte es seinen Profis freigestellt, zu einem individuellen Training zu kommen. „Es waren elf von 13 da. Manchmal hilft es ja auch, in einer gewissen Routine zu bleiben. Aber das Wochenende haben alle frei. Am Montag kommen wir wieder zusammen, um die Lage neu zu bewerten und uns für die nächsten Tage abzustimmen“, berichtet Sportmanager Michael Wichterich.

 Für die Baskets war die bisherige Saison ohnehin nicht einfach. Nicht nur Sportmanager Michael Wichterich verzweifelte oft an den Auftritten der Mannschaft. Das alles wird durch die Coronavirus-Krise zur Nebensache.

Für die Baskets war die bisherige Saison ohnehin nicht einfach. Nicht nur Sportmanager Michael Wichterich verzweifelte oft an den Auftritten der Mannschaft. Das alles wird durch die Coronavirus-Krise zur Nebensache.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Aus dem Trainerstab war Voigts Assistent Chris O’Shea gekommen. Die Motivation, gibt er zu, sei derzeit bei allen nicht allzu groß. „Es ist eine sehr schwierige Situation. Die Spieler sind gedanklich mehr damit beschäftigt, wie alles weitergehen wird. Sie sind ja nicht nur Basketballer, sondern Menschen mit Freunden und Familien“, sagte O’Shea. „Es herrscht viel Unklarheit, und jeder Tag kann etwas Neues bringen.“

TJ DiLeo, der nach Verletzungspause wieder im Training ist, gibt Einblicke in sein Seelenleben. „Es ist schon beängstigend, wie schnell sich in den vergangenen Tagen alles entwickelt hat. Die Unsicherheit ist groß“, verrät der Baskets-Kapitän. Er schaut auch mit Sorge darauf, wie sich die US-Behörden in den nächsten Tagen und Wochen verhalten werden. DiLeo: „Wir wissen nicht, ob die Reisebeschränkungen nicht plötzlich verschärft werden und wir vorerst nicht zurück in die Heimat zu unseren Familien dürfen.“ Es falle schwer, in dieser Situation im Training weiter Gas zu geben, für den Fall, dass irgendwann doch weitergespielt wird. „Aber wir müssen professionell damit umgehen. Egal, was am Ende passieren wird, es wäre gut, wenn es schnell passiert.“ Lawrence appelliert: „Wir müssen es als eine Art neue Vorbereitung sehen und auch eine Menge Selbstmotivation mitbringen. Man trainiert ja auch für sich und will sich verbessern.“

Dass es wirklich noch einmal weitergeht, daran hat nicht nur Rückkehrer Lawrence seine Zweifel. „Es gibt keine Erfahrungen mit diesem Virus, er ist etwas komplett Neues. Wir wissen nicht, was uns noch erwartet“, sagt der 33-Jährige und rechnet mit dem vorzeitigen Ende der Saison. „Wenn die Liga zu dem extremen Mittel greift und die Saison beendet, wird sie das tun, um alles in ihrer Macht Stehende getan zu haben. Wenn sie es nicht tut und am Ende Menschen schwer erkranken oder sogar sterben, wird sie sich große Vorwürfe machen.“

Wichterich glaubt zumindest nicht daran, „dass wir in zwei Wochen weiterspielen“. Es dürfe dabei auch keinen Druck durch internationale Verbände geben, um deren Zeitpläne einzuhalten. „Die internationalen Turniere interessieren mich nicht. Das ist jetzt der Zeitpunkt, wo die internationalen Verbände sagen müssen: Die Vereine, die die Spieler bezahlen, haben ein echtes Problem, da müssen wir jetzt mal zurückstehen. Wenn die Saison bis Ende Juni geht, dann geht sie halt bis Ende Juni.“ Für diesen Zeitraum ist das Olympia-Qualifikationsturnier mit deutscher Beteiligung geplant.

Letztlich gehe es auch nicht nur um Basketball und die Spieler. Wichterich: „Die sind austauschbar, die Angestellten nicht so einfach. Das ist eine große Verantwortung. Oder wenn man nur mal zu Magenta Sport schaut: DEL abgesagt, BBL verschoben – all die Reporter sind Freiberufler und haben jetzt keine Aufträge mehr.“

Selbst bei einer Fortsetzung der Saison wird es laut dem Baskets-Sportmanager einen substantiellen Schaden geben. „Auch wenn wir weiterspielen und alle Spiele hinten raus eng getaktet über die Bühne gehen, werden die Zuschauerzahlen nicht so sein wie vorher. Kommt dann überhaupt noch jemand in die Halle?“, fragt sich Wichterich. „Die Angst wird nicht so schnell vertrieben sein. Ich sehe jetzt nicht, dass in naher Zukunft die Zahl der Infizierten substantiell abnehmen wird.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort