Hoffnung für Profi-Ligen Konjunkturpaket sieht auch finanzielle Unterstützung für den Sport vor

Bonn/Köln/Berlin. · Die Profi-Ligen in Eishockey, Basketball, Handball und Volleyball dürfen auf dringend benötigte Unterstützung vom Staat hoffen. Auch die Telekom Baskets Bonn könnten profitieren.

 Geisterspiele können sich weder die Baskets im Telekom Dome, noch Vereine anderer Sportarten in ihren Arenen leisten.

Geisterspiele können sich weder die Baskets im Telekom Dome, noch Vereine anderer Sportarten in ihren Arenen leisten.

Foto: Jörn Wolter

Die wegen der anhaltenden Corona-Krise in Not geratenen Clubs der Profi-Topligen im Basketball, Handball, Eishockey und Volleyball können mit einer Finanzhilfe vom Bund rechnen. In dem milliardenschweren Konjunkturpaket werden die „Profisportvereine der unteren Ligen“ als eine Branche erwähnt, die Überbrückungshilfe bekommen kann. Außerdem erhöht der Bund die Mittel für Sportstätten in Deutschland in diesem und im kommenden Jahr um weitere 150 Millionen Euro.

„Wir sind sehr dankbar, dass im Koalitionsausschuss klar die Absicht festgehalten wurde, semi- und professionellen Mannschaftssportarten zu helfen und dass wir Teil des Konjunkturpaketes sind“, sagte der CDU-Politiker Frank Steffel, Initiator einer Härtefallregelung für die Topligen. Veranschlagt werden von ihm rund 200 Millionen Euro, die die Clubs brauchen, um Einnahmeausfälle durch Zuschauerrückgang, fehlenden Umsatz in den Arenen und den Ausfall von Sponsorengeldern auszugleichen. Für das Haushaltsjahr 2020 würden 100 Millionen Euro und für 2021 weitere 100 Millionen Euro benötigt.

Philipp Walter versteht diese Nachricht als Signal, dass die Nöte und Ängste der vorwiegend von Zuschauereinnahmen abhängigen Sportarten Eishockey, Handball und Basketball endlich auch in der Politik gehört worden sind. „Wir brauchen Unterstützung und Perspektive, sonst drohen diese Sportarten zu verschwinden“, erklärte der Geschäftsführer der Kölner Haie aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Geisterspiele im Basketball und Eishockey lohnen sich nicht

Auch Wolfgang Wiedlich, Präsident des Basketball-Bundesligisten Telekom Baskets Bonn, hofft auf Unterstützung. In dem Paket ist von bis zu 150 000 Euro fixer Betriebskosten für drei Monate die Rede, die erstattet werden können. „Das wäre ein kleines Plaster auf eine große Wunde“, sagte Wiedlich. Die Sorgen um die Zukunft nehmen den 64-Jährigen derzeit voll in Anspruch. Wiedlich: „Ich schaue gerade, wie lange wir überleben können.“ Der vereinseigene, 6000 Zuschauer fassende Telekom Dome ist normalerweise nicht nur Schauplatz der Bundesligaspiele, sondern war bisher zudem mit basketballfremden Veranstaltungen eine wichtige Einnahmequelle für den Club. Auch diese Quelle ist aktuell trocken.

„Geisterspiele können wir uns nicht leisten“, hatte Wiedlich schon zu Beginn der Coronavirus-Krise klargemacht und wirft einen bangen Blick in die Zukunft, die auch für die kommende Saison vorerst Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit bereithalten könnte. Neben den Baskets hoffen auch die Haie, in der abgebrochenen Saison 2019/20 mit einem Schnitt von 13 333 Besuchern pro Heimspiel in der LanxessArena DEL-Zuschauerkrösus, in der Vorbereitung auf die neue Saison auf eine deutlich bessere Perspektive. „Heimspiele ohne Zuschauer oder mit einer durch die Abstandsregelung stark eingeschränkten Besucherzahl sind für uns nur über einen kurzen Zeitraum darstellbar“, sagte Walter und warnte davor, die seiner Meinung nach für die Gesellschaft relevante Branche an das Ende der Nahrungskette zu platzieren.

Hoffen auf mehr Normalität in der kommenden Saison

„Sport hat eine herausragende Bedeutung für unsere Gesellschaft, ist Wirtschaftsfaktor, schafft Gemeinschaft und übernimmt sehr große soziale Verantwortung.“ Gelte die Abstandsregelung noch, wenn die DEL am 18. September wieder beginnen soll, wären die für die Existenzgrundlage erforderlichen Ticketeinnahmen nicht zu schaffen. „Es ist schwer nachvollziehbar, dass sich die Menschen in Deutschland vielerorts frei bewegen können, aber nicht zu Veranstaltungen unter entsprechenden Hygiene- und Sicherheitsvorkehrungen gehen dürfen sollen“, sagte Walter. Wiedlich und der KEC-Geschäftsführer hoffen nun aber, dass der Stein durch das Konjunkturpaket ins Rollen gekommen ist und auch der Profisport abseits der üppigen TV-Verträge des Fußballs beachtet wird.

„Die politische Herausforderung ist, dass wir die Rahmenbedingungen so definieren, dass bis zum Beginn der Saison die Clubs aufatmen können, weil sie dann wissen, dass die definierten Rahmenbedingungen ihre spezifische Situation abdecken“, sagte Steffel. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat die Beschlüsse des Koalitionsausschusses als „wertvolle kurz- und mittelfristige Impulse“ begrüßt. „Für die Vielfalt des Profisports, der derzeit noch ohne echte Perspektive auf Wettkämpfe mit Zuschauern ums Überleben kämpft, setzen wir auf die Effekte der beschlossenen Überbrückungshilfen“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann.

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