Telekom Baskets gegen Tübingen Leistungsexplosion mit neuem Trainer

Bonn · Von Psycho-Blockade war die Rede, von Lethargie und Resignation - all das haben die Telekom Baskets Bonn am Mittwochabend hinter sich gelassen. Nach 14 Niederlagen in Folge und mit Verletzungssorgen sind die Bonner im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Carsten Pohl förmlich explodiert.

Sie feierten beim 109:96 (33:29, 23:31, 32:18, 21:18) ihren ersten Sieg seit dem Erfolg gegen Würzburg am 1. November. "Wir hatten nichts zu verlieren und sind die Aufgabe optimistisch und mutig angegangen. Es macht keinen Sinn, über die fehlenden Spieler zu lamentieren. Diejenigen, die da sind, können alle Basketball spielen und haben alles reingepackt", sagte Pohl. Tübingens Trainer Perovic trat nach Niederlage gegen Bonn zurück

Von Anfang an war zu spüren, dass Baskets-Trainer Pohl für neuen Schwung im Team gesorgt hat. Die Baskets waren sichtlich bemüht, das Spiel schnell zu machen, vor allem mutig den Korb zu attackieren und aus allen Distanzen schnell den Abschluss zu suchen. Das zahlte sich aus. Sie zogen im ersten Viertel auf 14:8 und dann auf 29:20 davon. Bemerkenswert war, dass Pohl von Anfang an auf eine große Rotation setzte, obwohl er mit Robin Lodders und Valentin Blass zwei unerfahrene Youngster im Team hatte. Seine Absicht war klar: Jeder sollte das Gefühl haben dazuzugehören, jeder sollte Selbstvertrauen tanken.

Die Rechnung ging auf. Insbesondere Lodders machte seine Sache hervorragend, spielte fast 20 Minuten und kam auf acht Punkte. Auch Florian Koch, der zuletzt gegen Braunschweig so verunsichert auftrat, der aber in der Startformation stand, drehte auf und trug sich bis zum Seitenwechsel mit 14 Punkten in die Statistik ein - darunter zwei Dreier. Am Ende war er hinter Aaron White (21 Punkte, zehn Rebounds) mit 20 Punkten zweitbester Schütze, kämpfte um jeden Ball und wurde dafür noch mit acht Rebounds und vier Ballgewinnen belohnt.

"Für mich war Koch der beste Mann auf dem Feld", sagte der Moderator bei telekombasketball.de nach dem Spiel im Interview mit dem Bonner Coach. Pohl ganz trocken: "Das ist für mich keine Überraschung." Überrascht waren die Tübinger, dass die Baskets unbeeindruckt von der Krise ein Offensiv-Feuerwerk abbrannten, an dem sich fast alle Spieler beteiligten. Da aber die Tigers, angeführt von Ex-Baskets-Spielmacher Jared Jordan, nach anfänglichen Problemen ins Spiel fanden und offensiv ebenso hochprozentig trafen, entwickelte sich ein attraktives Run-and-Gun-Spiel, bei dem die Defensive von beiden Teams vernachlässigt wurde.

Tübingen drehte die Partie im zweiten Viertel und ging mit 47:40 in Führung. Jetzt musste man befürchten, dass die Bonner auseinanderfallen. Doch sie hielten dagegen, blieben bis zur Pause auf Tuchfühlung (56:60) und waren dann nach dem Seitenwechsel die bessere Mannschaft. Auch, weil die Baskets in der Folge etwas mehr Wert auf ihre Verteidigung legten. Dass Jordan nach sechs Assists in den ersten 20 Minuten insgesamt nur auf acht Vorlagen kam, war ein Beleg dafür. Er wurde an diesem Abend von seinem Bonner Nachfolger Eugene Lawrence ausgestochen, der an seine alte Form anknüpfte (15 Punkte, drei Dreier, elf Assists).

Die Bonner erwischten einen Bilderbuchstart ins dritte Viertel. Nach einem 5:0-Lauf gingen sie wieder in Führung - und gaben diese nicht mehr ab. Der Angriff der Tigers stockte, während die Gäste wie aus einem Guss und mit viel Selbstvertrauen spielten, dass die rund 50 mitgereisten Fans völlig aus dem Häuschen waren. Am Ende kamen fünf Bonner, angeführt vom starken White mit seinem Double-Double, auf eine zweistellige Punkteausbeute.

Nur kurz mussten die Bonner Profis noch zittern. Rotnei Clarke hatte sein Team aus der Distanz mit 15 Punkten in Front gebracht (94:79, 34.), als Tübingen bis auf 89:96 herankam. Fast hatte man den Eindruck, dass die Baskets ein wenig Angst vor der eigenen Courage bekamen, doch der überragende Koch mit seinem Dreier zum 99:89 (38.) löste die kurzeitige Blockade.

Groß gejubelt wurde nicht. Pohl klatschte seine Spieler ganz nüchtern ab. Denn am Sonntag geht es schon weiter. Um 17 Uhr stellen sich im Telekom Dome die Gießen 46ers vor.

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