Interview mit Präsident der Telekom Baskets „Man muss in Monaten denken“

Bonn · Für Wolfgang Wiedlich, Präsident der Telekom Baskets Bonn, kann die eigene Halle Fluch und Segen zugleich sein. Er kennt keine ernstzunehmende Schätzung, nach der im Sommer alles Vorbei sei. Ein Interview.

 Die Bestandsaufnahme braucht noch Zeit: Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich.

Die Bestandsaufnahme braucht noch Zeit: Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Der Sport ruht, doch hinter den Kulissen wird bei den Vereinen daran gearbeitet, die sich abzeichnenden Folgen der Coronakrise zu sortieren und abzufedern. Wolfgang Wiedlich stellt sich auf eine lange Durststrecke ein. Mit dem Präsidenten des Basketball-Bundesligisten Telekom Baskets Bonn sprach Gerhard Mertens.

Wie fühlt sich die Lage bei den Baskets an?

Wolfgang Wiedlich: Alles ruht, alles wirkt unwirklich – so, als müsste der Spuk morgen oder übermorgen vorbei sein.

Aber so wird es nicht sein ...

Wiedlich: Wenn man den Wissenschaftlern glaubt, die ja im Kern auch unsicher sind, muss man eher in Monaten als in Tagen denken. Ich kenne keine ernstzunehmende Einschätzung, die prognostiziert, im Sommer sei alles vorbei.

Was bedeutet das wirtschaftlich für eine Sport-Company wie die Baskets?

Wiedlich: Erst einmal das kaufmännisch Naheliegende tun, das heißt Kurzarbeitergeld beantragen, mit den Bundesliga-Akteuren sprechen, eine redliche Bestandsaufnahme machen, was noch etwas Zeit braucht. In den Lagern stapelt sich zum Beispiel Ware für den gastronomischen Teil der noch nicht gespielten Heimspiele. Und die Grundkosten für die Großimmobilie laufen ja weiter.

Ist die eigene Halle jetzt ein wirtschaftlicher Nachteil?

Wiedlich: Kann man so sehen, aber eine Pandemie hatte verständlicherweise niemand in seinem Business-Plan. Die Herausforderung ist noch sehr frisch. Wir stehen am Anfang der Krisenbewältigung, und über uns schweben noch viele Fragezeichen. Wie lange wird der Ausnahmezustand dauern? Welchen Regressforderungen von Sponsoren und Dauerkarteninhabern sehen wir uns gegenüber? Außerdem sind wir aktuell 1/17 der Liga, keiner weiß, was da noch auf uns zukommen wird.

Wie meinen Sie das?

Wiedlich: Die Basketball-Bundesliga hat schließlich auch Sponsoren.

Mit dem Telekom Dome haben die Baskets doch auch einen Wert geschaffen. Könnte das helfen?

Wiedlich: Ja, wir haben in den letzten zehn Jahren viel von den Hallenkrediten getilgt, insofern haben wir einen hohen beleihungsfähigen Wert geschaffen. Aber wir sind natürlich nicht gewillt, uns zurückzulehnen und endlos auf Kredit zu leben. Das ganze Hallenthema hat zurzeit viele „Einerseits“ und „Andererseits“. Das Ganze lässt sich aktuell nicht seriös beurteilen, weil es kein Licht am Ende des Tunnels gibt. Wir haben jedoch intern einen großen Zusammenhalt und leben Solidarität. Das trägt einstweilen durch die trüben Tage.

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