Gegen Alba Berlin müssen die Telekom Baskets am Sonntag von Beginn an hellwach sein Ein Team mit vielen Waffen

Bonn · Was passiert in den Kabinen der Profisportler in der Halbzeit? Ansprache? Anschreien? Neu einstellen? Nichts? Chris O’Shea gibt vor der Partie gegen Alba Berlin am Sonntag (18 Uhr, live auf MagentaSport) einen kleinen Einblick in das, was in Braunschweig passierte.

  Groß war der Jubel bei Chris Babb (l.), Strahinja Micovic und den Telekom Baskets nach dem Sieg in Braunschweig.

Groß war der Jubel bei Chris Babb (l.), Strahinja Micovic und den Telekom Baskets nach dem Sieg in Braunschweig.

Foto: imago images/regios24/Darius Simka via www.imago-images.de

Nach zwei nicht besonders glücklichen Vierteln bei den Basketball Löwen, ehe sein Team nach 16 Punkten Rückstand noch einen 94:93-Comeback-Sieg feierte.

„Der Plan war, den Braunschweigern ihre Stärke zu nehmen und sie vom Korb wegzuhalten“, berichtet der Co-Trainer der Telekom Baskets, der im Spiel bei den Niedersachsen seinen Cheftrainer Will Voigt vertrat, der mit einem viralen Infekt zu Hause geblieben war. „Wir wollten die Zone dichtmachen. Das ist sehr gut gelungen, leider haben die Braunschweiger alles aus der Distanz getroffen. Die Zone war zu dicht, deshalb waren die Würfe von außen zu frei.“

In der Halbzeit passte er das an. Und zu seinem Halbzeit-Repertoire gehört, einen Fehler auf seine Kappe zu nehmen. „Wir mussten das anpassen. Ich habe gesagt: Die kassierten Dreier gehen auf mein Konto. Wir waren zu passiv. Wir müssen deutlich physischer spielen und dürfen nicht hoffen, dass sie nicht treffen, sondern müssen sie zwingen, nicht zu treffen.“ Das setzte das Bonner Team dann um und erspielte sich eine echte Crunchtime, in der Strahinja Micovic 3,3 Sekunden vor Schluss den Ball zu einem „schmutzigen“, aber verdienten Sieg per Tip-In in den Braunschweiger Korb beförderte.

„Das war die Art von Sieg, die wir endlich mal gebraucht haben“, sagte O’Shea, gab aber auch zu: „Die Braunschweiger haben mir ein bisschen leid getan. Weil wir schon viele dieser Spiele verloren haben, konnte ich ihre Enttäuschung gut nachfühlen.“ Die Baskets hingegen feierten ausgelassen. Endlich einmal hatten die Kleinigkeiten am Ende des Spiels ihnen in die Karten gespielt. Es war ein Erfolg, der ein paar Spiele früher einiges hätte bewirken können.

Als Kareem Jallow 35 Sekunden vor Schluss den Braunschweiger Vorsprung auf sechs Zähler erhöhte, war die Partie eigentlich durch. Doch drei Sekunden später verkürzte Chris Babb per Dreier auf minus drei. Ein Offensivfoul von Jallow und ein sehr streng ausgelegtes Unsportliches von Gavin Schilling – und die Baskets waren wieder im Spiel.

Mit noch 16 Sekunden auf der Uhr, zwei Freiwürfen und dank des „U“ mit anschließendem Ballbesitz. Jetzt wurde es Schach mit Körben. Isaiah Philmore verkürzte mit zwei sicheren Freiwürfen auf 92:93, und Spielmacher Alex Hamilton bekam den gewünschten Wurf bei ablaufender Uhr. Doch der Ball sprang auf den Ring. Wieder war die Partie eigentlich verloren, doch Micovic setzte sich gedankenschnell gegen die langen Braunschweiger am Brett durch, sammelte den Rebound und legte ihn zum Sieg in den Korb, denn die Hausherren konnten die verbleibenden 3,3 Sekunden nicht mehr gewinnbringend nutzen.

Der Sieg in einer schon verloren geglaubten Partie schmeckte besonders süß. „Das Unsportliche Foul bedeutete ja noch nicht, dass wir gewonnen hatten“, gibt O’Shea zu bedenken. „Wir haben nie aufgegeben. Und sind endlich mal belohnt worden. Hoffentlich gibt uns das Power für die letzten neun Spiele.“

Im Grunde ist es ein Spielverlauf, der die Saison ein wenig abbildet, und möglicherweise steht es sinnbildlich dafür, dass die Chancen auf einen Playoff-Platz zwar minimal sind, die Baskets aber bereit sein sollten, die Chance zu ergreifen, falls sie sich doch noch bietet.

Dazu kommt am Sonntag die Chance auf einen „big point“: gegen Alba Berlin. Ein Vorteil könnte sein, dass die Hauptstädter am Freitag noch in der EuroLeague gegen Valencia antreten mussten. Für die Baskets wird es schwierig werden zu entscheiden, welche der Berliner Waffen sie wegnehmen wollen: Es gibt zu viele. „Minus 16 zur Halbzeit sollten wir vermeiden“, sagt O’Shea. „Das werden wir nicht mehr drehen können. Alba ist eine Herausforderung, die wir von Beginn an annehmen müssen. Sonst wird es ein langer Abend.“

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