Telekom Baskets Bonn: Neuzugang Yancy Gates Optimistischer Hoffnungsträger in Pink

BONN · An die Baskets-Farbe Magenta muss sich Neuzugang Yancy Gates noch gewöhnen. Am Sonntag gegen Ulm wird der 26-Jährige sein erstes Spiel für seinen neuen Club machen.

 Mit der Farbe Magenta hat sich der Bonner Neuzugang Yancy Gates noch nicht angefreundet.

Mit der Farbe Magenta hat sich der Bonner Neuzugang Yancy Gates noch nicht angefreundet.

Foto: Jörn Wolter

Die Hoffnung sitzt auf einem Stuhl und zappelt. Heftig. Abwechselnd hüpfen die Knie in die Höhe, so, als schrieben die Füße ein Telegramm. Der Oberkörper: die Ruhe selbst. Der ganze Mann: freundlich, gut gelaunt und mit der raumfüllenden Präsenz einer Schrankwand. Kurz vor seinem ersten Spiel für die Telekom Baskets (gegen Ulm am Sonntag, 17 Uhr, Telekom Dome) absolviert die Bonner Nachverpflichtung Yancy Gates ihren ersten Pressetermin.

Mit dem US-Amerikaner aus Cincinnati wollen die weit hinter den Erwartungen zurückliegenden Baskets zurück in die Spur finden. Für ihn haben sie ihr Finanzkonzept der "schwäbischen Hausfrau", wie Präsident Wolfgang Wiedlich es nannte, mit einer sehr unschwäbischen Ausnahme aufgebrochen.

Selten äußert sich Wiedlich zu Verpflichtungen; das überlässt er sonst Trainer oder Sportmanager, auch hier ist Gates die Ausnahme. "Es war sicherlich einer der nervenaufreibendsten Transfers in der Baskets-Geschichte und hat uns einige schlaflose Nächte bereitet", sagte Wiedlich, nachdem Vollzug gemeldet werden konnte. "Die Geduld hat sich gelohnt, denn wir wollten nicht irgendeinen Center, sondern einen, der uns in unserer Misere wirklich weiterhilft."

Seit einer Woche ist der Hoffnungsträger nun in Bonn und nimmt die Rolle an. "Mit dem Druck, den die Erwartungen auslösen, habe ich kein Problem. Ich bin froh, wenn ich dem Team helfen kann. Und ich sehe mich ausdrücklich als Teil des Teams, als Teamplayer. Nur so kann man es schaffen."

Und er glaubt, dass noch einiges zu erreichen ist. "Ich wusste um die Situation und dachte, ich komme hier in eine stille Kabine. Aber das Gegenteil ist der Fall. Die Stimmung ist gut, die Chemie stimmt - das zeigt sich doch erst in einer schwierigen Situation." Er wäre ein schlechter Hoffnungsträger, wenn er nicht ergänzte: "Die halbe Saison ist noch zu spielen und die Playoffs nur drei Siege entfernt. Da geht noch was." Er bringt den Optimismus mit, der zuletzt einem kompletten Verein fehlte.

Erste Eindrücke entsprechen den Erwartungen

Gates ist einen guten Meter zurückgerückt mit seinem Stuhl - die hüpfenden Knie passen nicht unter den Tisch -, als er von seinen ersten Tagen in Bonn erzählt: Der Jetlag ist überstanden, die Eingewöhnung läuft gut, die ersten Eindrücke entsprechen den Erwartungen. Und die waren nicht gering. Denn Gates' ehemaliger Teamkollege Tony Gaffney hat ihm Bonn und die Baskets wärmstens ans Herz gelegt, als der Center versuchte, sich über den an einer Verpflichtung interessierten Bundesligisten zu informieren.

"Tony hat gesagt, dass Bonn eine tolle Stadt ist und die Baskets eine gute Adresse sind. Außerdem haben mich die Telefonate mit Coach Carsten Pohl überzeugt", sagt Gates. Er und Gaffney spielten zusammen in Jerusalem. Zuletzt war Gates von dort nach China ausgeliehen.

Nach zwei Monaten endete das Engagement in einer Liga, in der pro Verein nur zwei ausländische Spieler im Kader stehen dürfen. "Ich betrachte es als Privileg, dass man als Profi andere Länder und Kulturen kennenlernen kann - deshalb war und bin ich auch gespannt auf Bonn und Deutschland -, aber zwei Monate China waren dann auch genug."

Er wohnte im Hotel, und der Job stellte ebenso hohe Anforderungen wie das tägliche Leben. "Wir waren zwei Amerikaner, alle anderen sprachen nur Chinesisch. Der Dolmetscher hatte von Basketball keine Ahnung, und so rät man dann in der Auszeit, was geplant sein könnte", sagt Gates und amüsiert sich mit dem Abstand von etwa 9000 Kilometern Luftlinie. Genauso weit ist der Hunger weg, der ihn manchmal plagte.

"Bei Heimspielen und in unserem Hotel war es okay, aber auswärts habe ich manchmal lieber nichts gegessen", sagt er garniert mit süß-säuerlichem Gesichtsausdruck. Ob fränkisches Schäufele oder Oldenburger Grünkohl - in der BBL warten Aufgaben ohne Zwangsdiät.

Aber es gibt ein Wiedersehen mit einem Mann, der Gates eine Menge Aufmerksamkeit gebracht hat: Kenny Frease. Wer den 26-jährigen Neu-Bonner googelt, wird neben ansehnlichen Highlights ein Video finden, in dem Gates zu Collegezeiten dem in Bonn nach einer unsportlichen Aktion nicht so gerne gesehenen Frease eine stramme Gerade verpasst. Ausgang: 7:6 für Frease. Dem inzwischen in Braunschweig spielenden Center brachte die tatkräftige Diskussion sieben Stiche mit Nadel und Faden unter dem linken Auge, Gates sechs Spiele Sperre ein.

"Es war die aufgeheizte Situation zwischen zwei konkurrierenden Schulen. Dazu muss ich stehen. Kenny und ich haben eine Woche später wieder miteinander gesprochen. Alles okay", sagt Gates, der sich selbst als entspannten Typen charakterisiert.

In Bonn trägt der Koloss mit dem weichen Handgelenk die Nummer vier, und die Trikotfarbe lässt ihn lachend den Kopf schütteln: "Nennt es, wie ihr wollt, ich nenn es pink, und ich werde es schnell vollschwitzen, damit es zumindest dunkler aussieht." Wenn er die Baskets aus der Krise führt, werden sie's ihm wohl verzeihen.

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