Zwischenbilanz So lief die bisherige Saison der Telekom Baskets Bonn

BONN · Zwischenbilanz für die Telekom Baskets: Die Bonner Bundesliga-Basketballer profitieren von guter Teamchemie, Europaerfahrung und Glücksfall Zubcic. Am Sonntag beginnt die Viertelfinalserie in Bamberg.

Nun also Bamberg. Die Hauptrunde in der Basketball-Bundesliga ist beendet, die Telekom Baskets sind zum Saisonfinale mit einer 72:83-Niederlage gegen den Tabellenersten FC Bayern München vom vierten auf den fünften Platz abgerutscht und mussten das Heimrecht in der Playoff-Viertelfinalserie Brose Bamberg überlassen. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz:

Kaderzusammenstellung: Kontinuität war das Zauberwort. Die Baskets profitierten in der laufenden Spielzeit von der Harmonie ihres schon in der vergangenen Saison eingespielten Grundgerüsts. Josh Mayo, Julian Gamble, TJ DiLeo, Yorman Polas Bartolo sowie der nachverpflichtete Glücksgriff Tomislav Zubcic gehören zu den besten Startformationen der gesamten Liga. Wer einen Vertrag verlängert, bekommt im Normalfall ein paar Scheinchen mehr – aber es lohnt sich, wenn man weiß, was man hat, und sich dazu punktuell verstärkt. Dafür ist diese Saison ein Beweis.

Neuzugänge: Center Martin Breunig ist eine deutliche Verbesserung zu Johannes Richter, Malcolm Hill ein mit großem Offensivpaket ausgestatteter Rohdiamant, der sich im Laufe der Saison auch in der Verteidigung immens gesteigert hat. Für den früh verletzten Jordan Parks kam Zubcic und gab dem Spiel der Baskets eine neue Dimension. Damit hatten die Baskets zwar in dieser Saison keinen „Flieger“ wie Tony Gaffney oder Ryan Brooks, dafür aber einen sehr verlässlichen Dreierschützen, gegen den kein Gegner ein Mittel fand. Er schlug derart ein, dass er sogar den ursprünglichen Starter Nemanja Djurisic aus Krunics Starting Five verdrängte. Dennoch ist es Luxus, den montenegrinischen Nationalspieler mit dem hohen Basketball-IQ von der Bank bringen zu können. Julian Jasinski ist eine gerade erst 22-jährige Ergänzung mit deutschem Pass, die zuletzt in ein paar Spielminuten angedeutet hat, was in ihr steckt.

Teamchemie: Wer ein Team zusammenstellt, muss sich oft auf das verlassen, was andere über Spieler und ihren Charakter berichten. Noch ein Grund übrigens, Spieler, die nicht nur sportlich, sondern auch menschlich zusammenpassen, auch zusammenzuhalten. Ein funktionierendes Team hat Vorteile gegenüber zusammengewürfelten Individualisten. Insbesondere, wenn der Etat für die ganz großen Ausnahmekönner (wie in München, Berlin, Bamberg oder Ulm) nicht reicht. Die Baskets harmonieren. Auf dem Feld und daneben. Viele Kleinigkeiten zeigen das. Es lohnt sich, bei den Spielen die Bonner Bank zu beobachten. Ein Beispiel: Da flippt der verletzte Jordan Parks von Beginn an vor Begeisterung aus, wenn Zubcic einen Dreier versenkt – der Mann, der seinen Job bekommen hatte.

Das Trainerteam:Sie ergänzen sich. Der tiefenentspannte Co-Trainer Chris O'Shea ist der Ausgleich zum Seitenlinienvulkan Predrag Krunic. Die Spieler schätzen die Emotionen, mit denen der Taktiktüftler bei der Sache ist – Schiedsrichter nicht so sehr. Und so muss O'Shea seinen Chef schonmal einfangen. Krunic galt nie als besonders experimentierfreudig oder als jemand, der viel Einsatzzeit für die Bank übrig hat, aber das hat sich nach und nach geändert. Auch davon profitieren die Baskets: Krunic kann ohne allzu großen Qualitätsverlust durchrotieren und so Kräfte für die Crunchtime sparen. So haben die Bonner manches Spiel noch umgebogen.

Offense: Abgesehen vom fehlenden „Flieger“ haben die Baskets alles, was ein offensiver Basketball-Werkzeugkasten benötigt. Mit der Nachverpflichtung von Zubcic hat sich das Spiel verändert. Gamble, den die gegnerischen Verteidiger kennen, bekommt durch die gefährlichen Dreierschützen, die eine Verteidigung auseinanderziehen, mehr Platz unter dem Korb. Einziges echtes Manko ist die Bonner Freiwurfquote.

Defense: Der beste Verteidiger der Liga steht als Teil für das Ganze. Die Auszeichnung für Yorman Polas Bartolo ist der erste individuelle Preis für einen Baskets-Akteur seit der Saison 2005/06, und er steht für eine starke und leidenschaftliche Defense und die Mentalität der ganzen Mannschaft.

Europa:Da wäre mehr möglich gewesen. Ganz knapp sind die Bonner an der Qualifikation zur zweiten Runde der Champions League gescheitert. Die Baskets mussten Lehrgeld zahlen – was sich aber im Laufe der BBL-Saison als wertvolle Erfahrung für manches Spiel mit engem Finale erwies.

Fazit:Wer dazu neigt, nach Haaren in der Suppe zu suchen, wird in der Saison der Telekom Baskets drei finden: Die Niederlagen gegen Braunschweig, Bremerhaven und den MBC. Aber: Unvorhergesehene Niederlagen sind die Kehrseite der an sich sehr hübschen Medaille „Überraschungssieg“. Bestes Beispiel: Das begeisternde 106:69 gegen Bamberg. Insgesamt haben die Baskets als ein Team aus dem Etat-Mittelfeld eine starke Saison gespielt. Auch dank dem Glück, von Verletzungen weitgehend verschont geblieben zu sein und der Tatsache, dass die einzig schwere Verletzung den Bonnern die Nachverpflichtung Zubcic bescherte. Das verpasste Heimrecht ist ein Wermutstropfen, aber bei noch 16 möglichen Konstellationen am letzten Spieltag ist Bamberg nicht die schlechteste Variante – und der Einzug ins Halbfinale möglich.

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