Legale Folter zeigt Wirkung Telekom Baskets besiegen Mitteldeutschen BC mit 96:66

Nach stundenlanger Video-Analyse präsentieren sich die Baskets stark verbessert und schlagen den MBC 96:66

 Schulterschluss mit den Fans: Das komplette Team der Baskets nach Spielschluss auf der Stehtribüne.

Schulterschluss mit den Fans: Das komplette Team der Baskets nach Spielschluss auf der Stehtribüne.

Foto: Jörn Wolter

Video-Analysen stehen vermutlich nicht auf der schwarzen Liste von Amnesty International. Und doch kann man Menschen damit quälen. Basketballer zum Beispiel. Stundenlang hatten die Spieler der Telekom Baskets Bonn sich von Trainer Mathias Fischer die Fehler vorführen lassen müssen, die sie bei der 96:101-Niederlage in Bayreuth vor allem in der Defensive gemacht hatten.

Die klare Botschaft: Noch so ein Auftritt, und die Folter geht weiter. Die Baskets waren gefügig. Beim 96:66-Sieg (22:19, 31:12, 23:17, 20:18) am Samstag gegen den Mitteldeutschen BC ließen sie dem Gegner mit einer aggressiven Verteidigung nicht die Luft zum Atmen, hechteten nach jedem Ball und wurden am Ende von den 5210 Zuschauern im Telekom Dome begeistert gefeiert.

Noch bevor die Schlusssirene ertönte, hatte sich das Publikum von den Sitzen erhoben, um die letzten Sekunden rhythmisch klatschend zu begleiten. Nach der Ehrenrunde begab sich das Team auf die Stehtribüne, um dort mit den Fans die Humba zu zelebrieren. Das hatte es in dieser Form zuvor noch nicht gegeben.

Auch Andrej Mangold konnte wieder lachen. Beim Fantalk nach dem Spiel gab er einen Einblick in die Methoden von Folterknecht Fischer. Sich die 101 Gegenpunkte der Bayreuther ansehen zu müssen, sei nicht die einzige Qual gewesen. "Es gibt ja auch Zeitlupe und Zurückspulen", führte Mangold aus. Furchterregend.

Auf dem Feld brauchten die Baskets zehn Minuten, um sich warmzuspielen. Richtig heiß war allerdings der überragende Angelo Caloiaro, der mit elf Punkten maßgeblich zur 22:19-Führung nach dem ersten Viertel beitrug. "Du warst der Mann des Abends", klopfte selbst Gäste-Coach Silvano Poropat seinem Ex-Schützling auf die Schulter. Im Hinspiel an alter Wirkungsstätte war Caloiaro nicht viel gelungen, am Samstag avancierte er mit 23 Punkten zum Topscorer bei einer hundertprozentigen Trefferquote aus dem Feld.

Im zweiten Viertel kam auch der Rest des Baskets-Teams so richtig auf Betriebstemperatur. Bonn führte 30:28, um dann unter anderem durch Dreier von Mangold, Eugene Lawrence und Benas Veikalas mit einem 11:0-Lauf auf 41:28 davonzuziehen. Bis zur Pause bauten die Hausherren den Vorsprung auf 22 Punkte aus: 53:31.

Nach dem Seitenwechsel war schnell klar, wer dieses Spiel gewinnen würde. "Am Ende können wir froh sein, dass wir nicht noch höher verloren haben", stellte Poropat fest. Die Dominanz des Gegners und die Hilflosigkeit seiner Mannschaft waren für ihn der Horror. Poropat: "Es war einfach schrecklich."

Des einen Leid war des anderen Freud. Die Gastgeber spielten sich in einen Rausch und boten das ein oder andere Highlight. So krönte Florian Koch seine starke Leistung mit einem krachenden Dunking zum 78:48. Der Youngster hatte seinen Gegner an der Außenlinie stehen lassen und war in Richtung Korb geradezu explodiert. Nicht nur die Zuschauer riss es von den Sitzen.

Auch die gesamte Bonner Bank sprang hoch und feierte den Teamkollegen. Ausdruck von Kochs großem Selbstvertrauen waren auch zwei Dreier. Überbewerten wollte der 22-Jährige seine Vorstellung aber nicht. "Ich bin sehr zufrieden, aber es ist noch Luft nach oben", stellte er später fest. Als dann Ryan "Air" Brooks Flugstunden gab und mit einem spektakulären Alley-oop vollstreckte, durfte er nach seiner Landung zur höchsten Bonner Führung salutieren: 88:51.

Dass die Baskets im weiteren Spielverlauf einen Gang zurückschalteten und sich noch eine Reihe von Ballverlusten leisteten, schmälerte ihre Leistung nicht. "Wir haben heute eine Super-Defense gespielt, da kann ich meiner Mannschaft nur zu gratulieren", war Fischer glücklich und blickte schon voraus. "Wenn wir weiter so verteidigen und mit dieser Intensität in jedes Spiel gehen, brauchen wir nicht nach unten zu schauen, sondern nach oben", erklärte der Coach und gab Platz vier und das Heimrecht im Viertelfinale als Ziel aus.

Auf diesem Wege rückten die Bonner gestern nach der Niederlage Oldenburgs in Bamberg auf Rang fünf der Tabelle vor. Am kommenden Samstag wartet auf sie ein richtungweisendes Spiel bei den Artland Dragons in Quakenbrück. Das nächste Heimspiel findet am Karnevalssamstag gegen Göttingen statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort