Basketball-Bundesliga Baskets wollen gleich wieder zurück in die Erfolgsspur

Bonn · Nach der ersten Niederlage seit 17 Spielen erwartet die Telekom Baskets Bonn in Oldenburg eine schwere Aufgabe. Headcoach Tuomas Iisalo sieht in der Pleite gegen Strasbourg eine „reinigende Erfahrung“.

Nach seiner Rückkehr noch nicht bei 100 Prozent angekommen ist Flügelspieler Javontae Hawkins (Nr. 13).

Nach seiner Rückkehr noch nicht bei 100 Prozent angekommen ist Flügelspieler Javontae Hawkins (Nr. 13).

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

TJ Shorts machte einen Schritt nach rechts, versuchte links an Rodions Kurucs vorbeizukommen, täuschte noch einmal nach rechts an, um dann im Rückwärtsfallen den letzten Wurf zu nehmen. Doch der 2,06 Meter große, ehemalige NBA-Profi in Diensten von SIG Strasbourg ließ sich nicht abschütteln und hatte die Hand im Gesicht des Bonner Spielmachers, als der Ball dessen Hand verließ. Und so geriet Shorts‘ Wurf deutlich zu kurz – und es blieb bei der 76:77-Niederlage der Telekom Baskets im Viertelfinale der Basketball Champions League. Nun müssen die Bonner am kommenden Dienstag in Straßburg gewinnen, damit die Viertelfinalserie noch einmal zurückkommt auf den Hardtberg und das Team von Headcoach Tuomas Iisalo doch noch das Ticket für das Top Four im Mai lösen kann.

„Das war eine sehr enttäuschende Niederlage für uns. Unsere Wurfquote war zu niedrig und wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt. Aber wir haben mit großem Einsatz gespielt“, sagte Iisalo mit einem Tag Abstand. Dennoch habe er auch viele gute Dinge gesehen: „Wir haben 20 Turnovers forciert und haben gut gearbeitet am Brett. Deswegen hatten wir elf Feldwürfe und elf Freiwürfe mehr als Strasbourg, was fast 15 echte Wurfversuche sind. Das wollen wir, das ist ein Schlüssel zum Sieg. Und das reicht normalerweise zum Sieg. Aber am Ende haben wir es nicht geschafft, unsere Angriffe so abzuschließen, wie es Strasbourg gelungen ist“, analysierte Iisalo weiter.

Und in der Tat: Auch wenn Bonns Topscorer Shorts (24 Punkte) den letzten Wurf nicht traf, während Strasbourgs bester Werfer Marcus Keene (26 Punkte) einen schwierigen Dreier kurz vor Schluss zum 77:76 für die Gäste verwandelte – mit einer besseren Wurfquote hätten die Baskets durchaus gewinnen können.

Fotos Telekom Baskets Bonn - SIG Strasbourg in der Champions League
31 Bilder

Telekom Baskets Bonn - SIG Strasbourg

31 Bilder
Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

„Unsere Spieler wissen, was gute Würfe sind, und nehmen diese auch. Wir hatten lange Phasen, in denen wir alles daneben geworfen haben. Das ist Basketball. Wir müssen dann andere Wege finden, um zu siegen. Und heute haben wir das leider nicht geschafft“, hatte Iisalo schon direkt nach der Partie erkannt.

Zeit, lange traurig zu sein, haben die Bonner jedenfalls nicht. Bereits an diesem Samstag (20.30 Uhr, Magenta Sport) müssen die Baskets in der Bundesliga bei ihren Namensvettern in Oldenburg antreten. Und da sollten sich Shorts und Co. im Kampf um Tabellenplatz eins keinen Ausrutscher erlauben.

Psychologisch gesehen könnte die Partie durchaus interessant werden. „Es gibt zwei Dinge, die im Sport oft nicht gut sind: Lange Niederlagenserien, weil man dann das Selbstvertrauen verliert. Und lange Siegesserien, weil man dann glaubt, dass es immer so weitergeht. Aber das ist nicht möglich, irgendwann verliert man“, erklärt Iisalo. Und so endete für die Baskets gegen Strasbourg die Serie von wettbewerbsübergreifend 17 Siegen in Folge. Die Niederlage könnte nach Iisalos Dafürhalten aber eine „reinigende Erfahrung“ sein, die dazu führe, dass der Fokus noch einmal geschärft werde: „Wir gehen gestärkt daraus hervor und werden zurückkommen. Unsere große Stärke in dieser Saison ist, dass wir sehr konstant sind.“

Aber natürlich weiß der Baskets-Coach auch, dass in Niedersachsen eine schwierige Aufgabe wartet: „Wir haben eine sehr kurze Vorbereitung. Und für Oldenburg ist es ein wichtiges Heimspiel nach zwei Niederlagen, um Platz vier und damit das Heimrecht in der ersten Playoff-Runde zu erreichen. Daher werden sie sehr motiviert sein.“ Das Team von Coach Pedro Calles sei mit viel Talent ausgestattet und bringe viel Intensität ins Spiel. „Wie wir gehören sie zu den besten Mannschaften beim Offensivrebound, und sie kreieren viele Turnover“, so Iisalo. Deswegen werde sehr wichtig sein, wer wie viele Ballbesitze und damit Wurfchancen im Spiel habe.

Ein besonderes Augenmerk müssen die Bonner auf Dewayne Russell legen, der seinen Vertrag bei den EWE Baskets gerade bis 2025 verlängert hat. Der Spielmacher erzielte bislang 19 Punkte und 7,6 Assists im Saisonschnitt und gehört neben TJ Shorts zu den Kandidaten auf die Auszeichnungen als wertvollster Spieler (MVP) und als bester Offensivspieler. „Seinen Gestaltungsspielraum müssen wir limitieren“, weiß Iisalo und erinnert daran, dass sein Team das beim 108:79-Hinspielerfolg auch sehr erfolgreich geschafft habe.

In Oldenburg noch fehlen wird neben dem Langzeitverletzten Jeremy Morgan weiter Finn Delany. Und auch wenn Iisalo die Physis, Toughness und das Spielverständnis des Neuseeländers vermisst, als Ausrede lässt der Baskets-Trainer das nicht gelten: „Wir müssen andere Lösungen finden, andere Spieler müssen dann ihr Niveau steigern und Verantwortung übernehmen.“ Das habe sein Team bisher in dieser Saison auch großartig hinbekommen.

Einer, der die Ausfälle kompensieren könnte, ist der vor wenigen Wochen zurückgekehrte Javontae Hawkins. Allerdings litt auch der 29 Jahre alte Flügelspieler darunter, dass er nach den Verletzungen von Tyson Ward und Delany auf verschiedenen Positionen aushelfen und unterschiedliche Rollen ausfüllen sollte. „Das ist dann ein nicht ganz so einfacher Integrationsprozess und es ist völlig normal, dass er ein wenig Zeit braucht. Hawk hat sicher noch Luft nach oben, aber er ist ein wichtiger Teil des Teams, wir müssen nur noch etwas Geduld mit ihm haben“, glaubt Iisalo. Fest steht: Ein starker Hawkins würde den Baskets nicht nur in Oldenburg, sondern auch am kommenden Dienstag in Straßburg ganz sicher weiterhelfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort