Telekom Baskets gegen Alba Es geht um mehr als nur Platz eins

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn erwarten an diesem Dienstagabend Alba Berlin zum Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga. Der Sieger wird die Saison wohl auf Platz eins beenden und damit von der besten Ausgangsposition in die Playoffs starten.

 Im Hinspiel sammelte TJ Shorts 30 Punkte, doch zum Sieg reichte es für die Baskets nicht.

Im Hinspiel sammelte TJ Shorts 30 Punkte, doch zum Sieg reichte es für die Baskets nicht.

Foto: IMAGO/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Uwe Koch

Lange weckte die „Mutter aller Spiele“ eher nostalgische Gefühle als das große Dribbeln im Bauch. Die leicht überladene Bezeichnung war eng verbunden mit den großen Playoff-Duellen zwischen Bonn und Berlin in den späten 90er Jahren. Reflexartig können Fans der Telekom Baskets die Eckdaten herunterbeten: Sonderzüge, der Wurf vom Parkplatz, Vizemeisterschaft. Tausende trafen sich auf dem Marktplatz und verfolgten die Spiele auf einer Großbildleinwand.

Nach fünf Vizemeisterschaften (1997, 1999, 2001, 2008, 2009) musste die alte Hauptstadt abreißen lassen, andere zogen vorbei. Finanziell, sportlich. Bamberg, Oldenburg, Ulm. Seit seinem Aufstieg 2012 auch der FC Bayern, der inzwischen mit dem dicksten Portemonnaie gemeinsam mit Berlin das Titelrennen bestimmt. Und jetzt mischt Bonn wieder mit. Nach dem Halbfinal-Aus 2022 in Spiel fünf der Serie gegen die Münchner haben die Baskets sich noch einmal verstärkt – und verbessert.

Die Mutter aller Spiele elektrisiert also wieder. Seit Wochen ist das Spitzenspiel der Basketball-Bundesliga (Dienstag, 19 Uhr) ausverkauft. Am Montag nach dem Vormittagstraining drehten die Öffentlich-Rechtlichen einen Beitrag, holten Leon Kratzer und Cheftrainer Tuomas Iisalo vor die Kamera – seltene Reichweite für eine Sportart der zweiten Reihe hinter dem omnipräsenten Fußball.

Es geht um mehr als nur Platz eins. Denn wer diese Partie gewinnt, dürfte den Spitzenrang und damit die beste Ausgangsposition für die Playoffs sicher haben. Nicht nur, dass der Primus im Halbfinale – wenn es keine großen Überraschungen gibt, was in Serien seltener ist als in einzelnen Spielen – dem FC Bayern als Drittplatziertem aus dem Weg geht, er hätte bis zum Finale den Heimrechtvorteil: Zwei Heimspiele, zwei auswärts und – wenn nötig – das entscheidende fünfte wieder vor den eigenen Fans.

Berlin steht mit 29:2 Siegen auf Tabellenplatz eins, Bonn (27:2) folgt dicht dahinter und hat zwei Spiele weniger absolviert. Eine von zwei Saisonniederlagen setzte es für die Bonner Champions-League-Halbfinalisten Mitte Januar in Berlin (76:81), die andere in Ludwigsburg. „Bonn ist das beste Team dieser Saison“, betont Alba-Trainer Israel Gonzalez „zu Hause haben sie bisher noch nicht einmal verloren.“ Wie viel Respekt der Spanier vor den Baskets hat, zeigt die Tatsache, dass er am vergangenen Spieltag gegen Rostock seine beiden zentralen Spieler Maodo Lo und Luke Sikma aus dem üppig besetzten Euroleague-Kader aussetzen ließ, um sie für Bonn zu schonen.

Spielmacher Lo hat einige Spielzeit in den Beinen, sein Vertreter Tamir Blatt fällt mit einer Daumenverletzung aus. Auch Sikma, der Denker und Lenker mit den genialen Momenten, dürfte den Akku nach einer langen Euroleague-Saison noch nicht wieder ganz aufgeladen haben.

„Das Reboundduell ist immer wichtig.“

„Das Spiel gegen Bonn wird auf jeden Fall ein richtiger Fight“, prophezeit Johannes Thiemann: „Nach dem Ende der Euroleague-Saison sind wir diesmal in einer Situation, in der wir etwas ausgeruhter in die Partie gehen können. Wir werden auch all unsere Kraft brauchen, um die Bonner zu schlagen.“

Für Gonzalez verteidigen die Bonner „unglaublich physisch und sind zudem ein starkes Rebounding­-Team. Ob wir das Rebound-Duell gewinnen, wird aus meiner Sicht spielentscheidend sein“, so der Spanier: „Wir müssen unseren besten Basketball spielen, um zu gewinnen.“

Das unterscheidet sich kaum von Iisalos Prognose: „Das Reboundduell ist immer wichtig. Gegen Alba haben wir uns da bisher nicht unbedingt von unserer besten Seite gezeigt“, sagt der Vater des aktuellen Bonner Erfolgs. „Zudem haben beide Teams starke Defensiven. Mehr Ballbesitz zu generieren, wird ein Vorteil sein.“

Im Hinspiel (und im Pokal) unterlagen die Baskets Alba knapp mit 76:81. Gewinnen sie jetzt mit mehr als diesen fünf Punkten Unterschied, wäre der direkte Vergleich gewonnen und sie könnten sich noch eine Niederlage im Restprogramm Braunschweig (H), Göttingen (A), Bamberg (A), Ulm (H) leisten und blieben trotzdem Erster. „Wenn aber Alba gewinnt, wird es für uns schwer mit Platz eins“, glaubt Iisalo.

Gibt es große Unterschiede zum Hinspiel? „Ich hoffe ja“, sagt Iisalo und lacht, „das Ergebnis.“ Insgesamt haben die Baskets viele Spiele deutlich gewonnen, Alba hat die knapperen Siege eingefahren. „Aber wir haben in Sachen Crunchtime-Erfahrung inzwischen aufgeholt“, sagt Iisalo. „Wir haben uns entwickelt und haben gute Ideen, die wir in diesen Situationen umsetzen wollen. Wir sind alle fit und freuen uns auf das Spiel.“

“Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir zwei schlagen.“

Nur einer hat noch eine ganz wundervolle, aber ausgerechnet an diesem Spieltag unbeliebte Aufgabe zu erledigen. Sportmanager Savo Milovic fliegt am frühen Dienstagmorgen nach Malaga. Dort ist für die vier Teilnehmer am Finalturnier der Champions League Anwesenheitspflicht bei der Auslosung der beiden Halbfinal-Partien. Wenn um 11 Uhr der Gegner der Baskets aus dem Lostopf gezogen wird, werden die Baskets mit dem Abschlusstraining fertig sein.

Wie immer geht es auch um die Balance zwischen den beiden Wettbewerben. Denn so groß die Vorfreude auf Malaga auch ist, der Fokus liegt komplett auf Berlin. „Vielleicht sehen wir noch etwas von der Auslosung, wenn nicht, ist es auch nicht schlimm“, sagt Iisalo, dem der Gegner egal ist. „Alle sind stark, alle haben Chancen auf den Titel. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir zwei schlagen.“ Aber zuerst: Berlin.

Savo Milovic hat einen Superkurzaufenthalt in Malaga geplant und will spätestens zur zweiten Halbzeit in der Halle sein. Es geht schließlich um mehr als nur Platz eins.

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