Aufholjagd wird nicht belohnt Telekom Baskets unterliegen Vizemeister Ludwigsburg 82:86

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn sind mit einer Niederlage in die neue BBL-Saison gestartet. Gegen den Vizemeister Ludwigsburg verloren sie mit 82:86 in eigener Halle.

Telekom Baskets Bonn gegen Ludwigsburg 82:86: Aufholjagd wird nicht belohnt
Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Ein überragender Elias Harris und einige unnötige Bonner Ballverluste und Foulpfiffe haben den Telekom Baskets Bonn den Saisonstart verhagelt. Nach einem guten Start musste die Mannschaft von Cheftrainer Igor Jovovic die Riesen Ludwigsburg davonziehen lassen, arbeitete sich aber wieder zurück ins Spiel. Doch die Aufholjagd blieb unbelohnt; der Vizemeister nahm einen 86:82 (22:23, 24:11, 20:30, 20:18)-Erfolg mit nach Hause.

„Ich glaube, viele Foulpfiffe waren ausschlaggebend. Bei uns ein bisschen mehr“, sagte Benjamin Lischka nach der Partie. „Und am Ende hat uns dann auch das Glück gefehlt. Zufall kann es nicht sein, zuletzt hatten wir auch Foulprobleme. Wir sind immer nah dran. Ich mache mir keine Sorgen, dass wir nicht bald auch mal belohnt werden.“

Die Baskets-Fans hatten das Team mit einer schönen Aktion ihrer Unterstützung versichert. Nicht nur indem sie ihre Porträts über die LED-Banden laufen ließen, sondern auch mit Transparenten auf der menschenleeren Tribüne: „100%Heimat, 100%Herzblut, 100% mentale Unterstützung Eurer Fans“ stand da in großen Lettern. Ungewöhnlicher ist da, dass auch für die Gegenseite Sympathie bekundet wurde. Für den Rückkehrer Yorman Polas Bartolo hatten die Fans etwas vorbereitet. Sie bedankten sich für vier Jahre im Bonner Trikot mit „It is an honor that you were a Bonner“ beim Publikumsliebling, der entsprechend mit einem Kloß im Hals in die Fernsehkamera bekannte: „Bonn wird immer meine Heimat sein. Ich habe mich sehr über die Transparente gefreut.“

Telekom Baskets Bonn - Riesen Ludwigsburg 82:86
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Das war es dann mit den Freundlichkeiten. Wie zu erwarten, bestimmte die Partie von Beginn an eine ordentliche defensive Energie. Die Bonner kamen ohne den am Rücken verletzten Strahinja Micovic gut ins Spiel, nachdem Leon Kratzer den ersten Angriff zunächst einmal verlegt hatte. Ein Angriff, der wegweisend für Kratzers Spiel werden sollte. Der junge Bonner Center sah gegen seinen auf Ludwigsburger Seite überragenden Nationalmannschaftskollegen Harris kaum Land. Kurz vor Ende des ersten Viertels gelangen dem Ex-Bonner Jonas Wohlfarth-Bottermann zwei leichte Körbe in Folge, und Jovovic hatte genug von der defensiven Krankheit, die schon gegen Alba Berlin Thema der Fehleranalyse gewesen war.  Er nahm eine Auszeit und schlug mit der Faust ein Wutloch in die Luft. Da bahnte sich eine größere Krise an, eine die die Baskets bis zu 15 Punkte in Rückstand bringen sollte (27:42, 18.).

Der Vorsprung nach dem ersten Viertel war nur noch dünn (23:22), und Bonn kam derart schlafmützig aus der ersten Viertelpause, dass Jovovic schon nach gut zwei Minuten die nächste Auszeit nahm – nach einem 0:8-Lauf. Aber auch nach dem Trainer-Wecker liefen die Baskets neben der Spur, beendeten die ersten beiden Angriffe mit einem Offensivfoul und einem Schrittfehler und suchten den Faden des ersten Viertels. Ludwigsburg zog auf und davon, dass es jedem Bonner Fan angst und bange werden konnte. Da war wenig Gegenwehr und da waren noch weniger Lösungen in der Offensive. Erst in der 14. Minute gelang James Thompson IV wieder ein Korb für Bonn zum 25:35. Das Viertel ging mehr als deutlich an die Gäste (24:11).

Die Hausherren starteten besser in die zweite Hälfte, blieben aber verwundbar am Korb. Harris ließ hier und da Verzweiflung aufkommen – auch, weil er jeden Foulpfiff bekam und die lange Bonner Garde wieder drohte, das Spielende auf der Bank zu verbringen. Teamkapitän TJ DiLeo wehrte sich. Als Hagins sich nach einem vermeidbaren Ballverlust noch mit nutzlosen Schiedsrichter-Diskussionen aufhielt, machte DiLeo unmissverständlich klar, was er zu tun hatte: Sich aufs Spiel konzentrieren – sonst nichts. Den Gästen gelang es dann doch noch, mit dem letzten Angriff eine Führung ins Schlussviertel zu retten (66:64).

Wie die vorherigen tat auch diese kurze Pause den Bonnern nicht gut. Die Ludwigsburger Körpersprache war jetzt wieder deutlicher, was sich unter anderem darin ausdrückte, dass der Bonner Rückstand wieder anwuchs. Kleinigkeiten misslangen, und noch zügiger als gegen Berlin, als beide Center zwei Minuten vor Schluss mit dem fünften Foul vom Feld mussten, verabschiedeten sich Thompson IV und der schwer zu ersetzende Stabilitätsfaktor Deividas Gailius schon in Minute 33.

Sie hätten mit Pech oder manchmal auch mit den Schiedsrichtern hadern können, doch es half nur das DiLeo-Motto: Weitermachen, wer auch immer noch dabei war. Und irgendwann waren sie nach einem Dreier von Benjamin Lischka tatsächlich wieder auf drei Punkte ran (79:82), da waren noch zwei Minuten zu spielen. Und man wusste nicht so recht, wie es wieder so knapp geworden war.

Doch die Ludwigsburger hielten dagegen. Auf der Tribüne war die Unterstützungsbanderole zu Boden gerutscht – ein bisschen symbolhaft. Unterstützung hätte sicher geholfen in dieser Crunchtime.

Telekom Baskets Bonn: Xavier Pollard 10 Punkte, James Thompson IV 13, Josh Hagins 9/2 Dreier, Chris Babb 5/1, Benjamin Lischka 13/3, TJ DiLeo 9/1, Deividas Gailius 13/2, Leon Kratzer 10.

Ludwigsburg: Hulls, Patrick, Smith 15/1, Brown 6, Harris 26, Herzog 9/2, Polas Bartolo 10/2, Wohlfarth-Bottermann 9, Darden 11.

Trefferquote: Bonn 42% (27/65), Ludwigsburg 51% (32/63); Dreierquote: Bonn 29% (9/31), Ludwigsburg 24% (5/21); Freiwurfqouote: Bonn 79% (19/24), Ludwigsburg 63% (17/27); Rebounds: Bonn 37 (Bester: Gailius 9) , Ludwigsburg 37; Assists: Bonn 19 (Bester: Hagins 8), Ludwigsburg 17; Ballgewinne: Bonn 6, Ludwigsburg 6; Ballverluste: Bonn 13, Ludwigsburg 11; Fouls: Bonn 23 (Thompson IV und Gailius je 5), Ludwigsburg 24; Zuschauer: keine.

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