Basketball-Champions-League Telekom Baskets gewinnen in Straßburg und erzwingen drittes Spiel

Straßburg · Die Telekom Baskets Bonn gewinnen 76:66 in Straßburg und holen sich die Viertelfinalserie wieder zurück auf den Hardtberg. Bei ihrem nächsten Spiel könnte die Mannschaft ins Top Four der Champions League einziehen.

 Lässt es krachen: Deane Williams mit einem spektakulären Dunk.

Lässt es krachen: Deane Williams mit einem spektakulären Dunk.

Foto: Sebastian Derix

Der Traum von der Top 4 lebt. Mit einem über weite Strecken souveränen 76:66 (18:17, 23:11, 23:22, 12:18)-Erfolg in Straßburg haben die Telekom Baskets die Viertelfinalserie zurück auf den Hardtberg geholt, wo es am kommenden Dienstag (20 Uhr) zum entscheidenden dritten Spiel um den Einzug ins Finalturnier kommt. Sinnbildlich für den unbedingten Willen der Baskets, dieses Spiel zu erzwingen war Sebastian Herrera, der jedem Ball hinterher sprang, keine Situation verloren gab und aus der Distanz so zuverlässig traf wie zuletzt in Oldenburg. Kurz nach Spielende war die Homepage der Telekom Baskets down – allerdings gibt es Tickets erst am Mittwoch ab 12 Uhr.

„Auch als es noch einmal eng wurde haben wir uns keine Gedanken darüber gemacht, dass wir verlieren könnten, sondern einfach alles, was nötig war, für den Sieg in die Waagschale geworfen“, sagte Deane Williams.

Zwei Stunde vor der Partie war der Bonner Mannschaftsbus vor dem Rhenus Sport vorgefahren und hatte eine Truppe konzentriert dreinschauender Männer ausgespuckt. Manche grüßten kurz, andere holten ein paar Utensilien aus dem Bauch des Busses, Trainer Tuomas Iisalo und Center Mike Kessens blickten so finster, dass vermutlich niemand sich getraut hätte, sie anzusprechen.

Während das Team in der Kabine verschwand, füllte sich in der Halle der Bonner Fanblock. Und die knapp 400 Mitgereisten gaben von Beginn an ordentlich Gas. Als das Team zum Aufwärmen in die Halle kam, brach ein „Auf-geht’s-Baskets-kämpfen-und-siegen-Orkan“ los, der beeindruckte Franzosen zurückließ. Die gastfreundlichen Straßburger spielten sogar die Baskets-Hymne vor der Partie und der inbrünstige „Meine-Liebe-mein-Verein-Gesang“ ließ jetzt ein Lächeln über das eine oder andere konzentrierte Spieler-Gesicht huschen.

Langsam hatten sich die Ränge gefüllt, voll war es nicht. Und dennoch produzierte die Halle einen gewaltigen blechernen Lärm. Schon der erste Bonner Ballbesitz wurde von gellenden Pfiffen begleitet. Davon ließen sich die Bonner Starter TJ Shorts, Karsten Tadda, Javontae Hawkins, Tyson Ward und Leon Kratzer nicht beeindrucken. Das Bonner Spiel funktionierte, der erste Dreier fand durch Tadda schon in der zweiten Minute sein Ziel, der eingewechselte Sebastian Herrera machte da weiter, wo er in Oldenburg aufgehört hatte, und legte zweimal aus der Distanz nach.

Die Energie der Partie machte deutlich, um was es ging

Als Bonn nach exakt fünf Minuten durch Hawkins mit 15:7 in Führung ging, nahm SIG-Trainer Luca Banchi seine erste Auszeit, er sah, dass er die Baskets jetzt nicht weiter ins Rollen kommen lassen durfte. Marcus Keene verkürzte im Alleingang mithilfe eines Bonner Stolper-Ballverlustes auf 12:15, was wiederum Iisalo nicht gefiel – Auszeit Bonn. Der Hallensprecher sorgte für scheppernde Stimmung: „Allez la SIG, allez la SIG“, schallte es von der Tribüne und die Franzosen verkürzten zum Viertelende auf 17:18.

Die Energie der Partie machte deutlich, um was es ging. Jeder gegnerische Fehler wurde auf beiden Seiten wie ein Korb gefeiert. Als die Baskets erstmals die Angriffsuhr herunterverteidigten, drehte sich Co-Trainer Marko Stankovic zur Bank um und ballte beide Fäuste. Langsam schlichen sich die Baskets auf der Anzeigetafel davon. Ein wesentlicher Faktor: Der größer werdende Rückstand veranlasste die Hausherren zu riskanteren Abschlüssen, die bei Weitem nicht so fehlerlos gelangen wie in Spiel eins. Und: Die Freiwurfquote hatte nach dem Serienauftakt in Bonn die Seite gewechselt und machte jetzt den Franzosen zu schaffen.

Nach einem verworfenen Freiwurf von Kessens sammelte Herrera direkt vor den Bonner Fans den Rebound – Jubelsturm. Gleich darauf machte er die Führung aus der Distanz zweistellig (33:22) und Deane Williams jagte den Ball mit einem BÄM! durch den Ring, dass die neutralen Vertreter auf der Pressetribüne anerkennend nickten. Jetzt war es das Spiel der Baskets. Der Baskets, die so souverän durch diese Champions-League-Saison marschiert waren. Bis dann ausgerechnet vergangene Woche eine der schlechteren Leistungen den Franzosen einen 77:76-Sieg ermöglicht hatte.

An der Dreierlinie verpassten Hawkins und Herrera den Hausherren mehrere Kinnhaken und der Vorsprung wuchs auf 21 Punkte (69:39, 26.). Doch ein paar kleine Nachlässigkeiten und das Momentum war bereit, noch einmal die Seiten zu wechseln. Als DeAndre Lansdowne den Rückstand auf zehn Punkte drückte, nahm Iisalo eine Auszeit. Die Halle war unnötigerweise wieder lautstark im Spiel. Der magentafarbene Block hielt dagegen.

Die Bonner Bank zeigte den Fans an, dass ihre Hilfe benötigt wurde. „Auf geht’s Baskets, kämpfen und siegen!“ 36. Minute, 70:59. Vier Minuten später skandierten 400 Baskets-Fans: „Auswärtssieg, Auswärtssieg!“

Strasbourg: Kurucs, Beaufort, Keene 20 Punkte/1 Dreier, Cavalière 12/2 Dreier, Udanoh 1, Lacombe 8, Lansdowne 11/1, Massa 8, Frazier 6, Peterka.

Telekom Baskets Bonn: TJ Shorts 10/1, Tyson Ward 6, Zach Ensminger, Mike Kessens 16/10 Rebounds/5 Assists, Sebastian Herrera 19/5, Karsten Tadda 3/1, Collin Malcolm, Javontae Hawkins 15/3, Leon Kratzer 0/6 Rebounds, Deane Williams 7/1.

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