Telekom Baskets Bonn gewinnen gegen Chemnitz Tadda führt Baskets zum Sieg

Bonn · Nach einem Fehlerfestival gegen Chemnitz entschädigt das Schlussviertel die Zuschauer beim 76:67-Erfolg. Kapitän Tadda zeigt sich vor allem in der Crunchtime nervenstark.

 Mit zwei Dreiern in der Crunchtime wird Karsten Tadda (Mitte) zum Bonner Matchwinner.

Mit zwei Dreiern in der Crunchtime wird Karsten Tadda (Mitte) zum Bonner Matchwinner.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Karsten Tadda genoss die Stimmung im Telekom Dome. Genau das war es, was er den Fans vor Saisonbeginn versprochen hatte, als er nach dem letzten Testspiel vor dem Saisonstart auf dem Feld das Mikrofon in die Hand genommen hatte. Den Hardtberg wieder zu einer Festung machen. Das wollte er. Den Bonnern war das nach zwei schwierigen Spielzeiten ein frommer Wunsch, den sie gerne mitwünschen wollten. Wenn auch mit der Vorsicht gebrannter Kinder.

Nach dem 76:67 (10:12, 15:17, 18:14, 33:24)-Sieg gegen die Niners Chemnitz bekräftigte er das noch einmal. „Ich habe es vor der Saison gesagt: Wir wollen den Hardtberg zum Brennen bringen, und ich denke, wir sind auf einem ganz guten Weg.“ In der Tat war er es selbst, der da mit zwei entscheidenden Dreiern in der Crunchtime gezündelt hatte. Der Hardtberg brannte und natürlich war der Teamkapitän anschließend der gefragte Mann: beim Fernsehen, bei den Feierlichkeiten vor der Stehtribüne und beim Fantalk im Hallenfoyer.

Tadda fährt noch in der Nacht nach Bamberg zur Familie

Auch wenn er es genoss, passte es ihm nicht so recht in den Kram. Es war ohnehin schon spät geworden, und Tadda wollte noch nach Bamberg zu seiner Familie. Ursprünglich waren seine Frau Kira und Söhnchen Luis mit nach Bonn gezogen. „Aber jetzt hat meine Frau noch einen Studienplatz in Bamberg bekommen, und die beiden sind wieder zurück“, erklärte Tadda tags darauf. Also zog es den Matchwinner unter die Dusche und auf die Autobahn. Den freien Sonntag wollte er mit seinen Lieben verbringen.

Auf der Fahrt nach Franken hatte er reichlich Zeit das Spiel noch einmal zu rekapitulieren. Ein Spiel, das drei Viertel lang seine Schönheit hinter starken Defensiven zu verbergen wusste, die den Offensiven das Leben schwer machten. Aber für starke Defensive hat Tadda ja ein Faible. Wer sonst sollte eine Defensivschlacht also entscheiden?

Saulius Kulvietis bleibt mindestens bis zum Saisonende

„Ich bin gerade ziemlich selbstbewusst, was meinen Wurf betrifft“, erklärte er. „Ich war mir sicher, dass er fallen muss.“ Er fiel. Zweimal sogar. Mit dem ersten Dreier brachte Tadda die Gäste, die wie die Baskets im Schlussabschnitt doch noch ein paar offensive Optionen fanden und so immer wieder herausgespielte Bonner Führungen egalisierten, Chemnitz ins Wanken, mit dem zweiten stieß er die taumelnden Sachsen um.

Das Spiel war gewonnen. Tadda kreiselte um seine Achse wie ein Mariechen in die von den Gästen aus Chemnitz geforderte Auszeit. Er ruderte mit den Armen und forderte mehr Lärm von der ohnehin tobenden Halle. Die verbleibenden 21 Sekunden halfen den Gästen nicht mehr. Die Baskets gewannen am Ende dank ihrer Geduld durch drei zähe Viertel und eines starken Schlussviertels, angeführt von ihrem Kapitän, verdient.

„Es war ein schwieriges Spiel, wie erwartet“, sagte Baskets-Cheftrainer Tuomas Iisalo nach der Partie. „Vor dem Spiel dachte ich, wir hätten einen Reboundvorteil, was aber nicht funktioniert hat. Chemnitz war am Brett in der ersten Halbzeit viel besser. Zusammen mit unserem Wurfpech war das ein großes Problem, da wir uns so auch keine zweiten Chancen erspielen konnten. Es war ein sehr wichtiger Sieg gegen einen direkten Konkurrenten. Ich ziehe meinen Hut vor unseren Spielern, die mit viel Energie und Emotionen in der zweiten Halbzeit gekämpft haben. Sie hatten auch am Ende das Vertrauen, dass wir zurückkommen und gewinnen können. Das freut mich.“

Eine Personalie hatte sich schon vor der Partie erledigt: Der Litauer Saulius Kulvietis bleibt mindestens bis zum Saisonende, weil beide Seiten die Ausstiegsoption verstreichen ließen. Zudem kamen in jüngerer Vergangenheit Gerüchte auf, die Baskets stünden vor der Verpflichtung von Iisalos ehemaligem Crailsheimer Spieler Javontae Hawkins, der sich vor einem Jahr in Diensten der Riesen Ludwigsburg einen Kreuzbandriss zugezogen hatte. Weder Iisalo noch Baskets-Sportmanager Andreas Boettcher wollten dazu etwas sagen. „Wir beteiligen uns nicht an Gerüchten“, erklärten beide, Iisalo zumindest mit einem breiten Grinsen.

Fans applaudieren Iisalo

Die Geräuschkulisse im Telekom Dome verriet noch lange nach Spiel-
ende das Ergebnis. Als Iisalo nach seiner Kabinenansprache quer übers Spielfeld zur Pressekonferenz schlenderte, bekam er von den vereinzelten Zuschauern, die noch in der Halle waren, Applaus. Der Bonner Cheftrainer strahlte. Und aus dem Foyer drang der Jubel vom Fantalk in die nun fast leere Halle. Karsten Tadda nahm ihn mit auf seine Fahrt in die Nacht.

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