Telekom Baskets Bonn Hupend Richtung Finale um die deutsche Meisterschaft

Ludwigsburg · „Eines Tages, eines Tages, eines Tages wird’s gescheh’n, und wir werden am Alten Rathaus den neuen deutschen Meister seh’n!“ Die Baskets-Fans feiern spät in der Nacht ihr Team und den Finaleinzug. Der Kartenvorverkauf für die ersten Finalspiele beginnt am Montag.

Das war das letzte Spiel der Baskets gegen Ludwigshafen
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Das war das letzte Spiel der Baskets gegen Ludwigsburg

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Foto: Marcel Wolber

Josh King wollte die Telekom Baskets „Barfuß durch die Hölle“ schicken. So hatte es der Trainer der MHP Riesen Ludwigsburg im Boulevard angekündigt. Ja, es gab Feuer. Wie erwartet, auf dem Feld – und am Ende auch am Ludwigsburger Nachthimmel. Mit einem kleinen Feuerwerk und Gesang feierten die Baskets-Fans ihr Team und den Einzug ins Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft vor der Halle am Mannschaftsbus.

Konfetti flirrte durch die laue Luft, die Fans standen auf Mauern und Zäunen und umringten die Spieler. Tyson Ward stimmte mit dem Megafon die Humba an, ohne dass jemand hätte soufflieren müssen. Und so hopsten sie schließlich alle gemeinsam wild durcheinander, Täterä.

Es war kurz vor Mitternacht, als für diesen Abend zum letzten Mal das neue Lieblingslied der Baskets-Fans „Eines Tages, eines Tages, eines Tages wird’s gescheh’n, und wir werden am Alten Rathaus den neuen deutschen Meister seh’n!“ verklungen war. Ein Sehnsuchtslied, das sie sich jetzt trauen im Brustton der Überzeugung hinauszuschmettern. Auch die, die das letzte Finale 2009 erlebt haben. Der weiße Bus mit der Aufschrift Champions League Sieger 2022/23 und dem Playoff-Motto „Bonn to be wild“ fuhr hupend davon.

2000 Zuschauer beim Public Viewing

„Ludwigsburg hat uns in dieser Serie hart gepusht, uns teilweise alt aussehen lassen und unser Bestes gefordert“, sagte Baskets-Headcoach Tuomas Iisalo. „Das Spiel heute war nicht das Schönste, denn beide Teams haben alles getan, um zu gewinnen. Die Erfahrungen dieser Saison haben uns geholfen, denn es hätte auch gut andersherum ausgehen können. Wir freuen uns, dass wir die Serie jetzt beenden konnten, und wir versuchen nun, uns bestmöglich zu erholen und so viele Spieler wie möglich wieder fit zu bekommen.“

Parallel zu den rund 400 Bonnern vor Ort hatten etwa 2000 Zuschauer beim Public Viewing im Telekom Forum in Beuel den hart erarbeiteten Einzug ins Finale gesehen und ebenso begeistert gefeiert. Nur einer musste alleine mitfiebern: Teamkapitän Karsten Tadda, der sich am Freitag einer kleinen OP am Rücken hatte unterziehen müssen, die für ihn das Saisonende bedeutet, hütete das Krankenbett.

Aber Baskets-Sportmanager Daniel Seffern hatte den Routinier gleich nach Spielende am Handy, übergab dieses an die Mannschaft und so nahm TJ Shorts den Boss mit zu den Feierlichkeiten mit den Bonner Fans. Diese präsentierten sich fröhlich und positionierten sich mit Transparenten gegen Sexismus, nachdem der Ludwigsburger Will Cherry einen Instagram-Post, der Schiedsrichterin Anne Panther die Urteilsfähigkeit in einem physischen Männerspiel absprach, beklatscht hatte.

Eine harte, streckenweise nicklige Partie

Nach dem 82:73-Erfolg in Halbfinalspiel drei hatten Taddas Teamkameraden nach Chemnitz im Viertelfinale auch die MHP Riesen Ludwigsburg mit 3:0 „gesweeped“ und treffen ab Freitag (20.30 Uhr, Telekom Dome) in der Finalserie auf ratiopharm Ulm. Es war lange Zeit eine harte, streckenweise nicklige Partie, die einige Spieler frühzeitig beendeten. Die Unparteiischen hatten reichlich zu tun.

Die Ludwigsburger demonstrierten von Beginn an, dass sie noch keine Lust auf die Sommerpause hatten. Baskets-Cheftrainer Iisalo musste erneut auf Collin Malcolm verzichten, Jeremy Morgan stand wieder in der Startformation. Wie erwartet, war die Atmosphäre nach den beiden ersten Spielen und ihren Nebengeräuschen hitzig. Bonn legte vor, Cherry holte die Führung mit zwei Dreiern in Folge auf die Ludwigsburger Seite – nicht ohne Iisalo einen frechen Blick zuzuwerfen.

Bei den Baskets fiel der Dreier eher spärlich, aber Javontae Hawkins beendete das erste Viertel mit einem erfolgreichen Exemplar zum 18:17. Ein Bonner 9:0-Lauf zwang King zu einer schnellen Auszeit (12.). Kurz darauf standen wieder Gruppen zusammen und diskutierten: Yorman Polas Bartolo hatte Hawkins unterlaufen, der hart auf dem Boden aufschlug.

Die Ludwigsburger forcierten Bonner Ballverluste und zwangen Iisalo mit einem 7:0-Lauf zur Auszeit. Gleich danach wurde Mike Kessens geblockt, den Gegenangriff stopfte Prentiss Hubb zum 26:26-Ausgleich in den Korb – zwei Aktionen, die den gelben Anteil der Ränge ins Spiel brachten. Absetzen konnten sich die Riesen nicht. Allerdings fiel es auch den Baskets schwer, Distanz zwischen sich und die Hausherren zu bringen. Mit nur einem Zähler Vorsprung (36:35) ging es in die zweite Halbzeit, Iisalo dürfte einige Verbesserungsvorschläge gehabt haben. Die Partie setzte sich im Stil der ersten Halbzeit fort. Körperliches Spiel, knifflige Szenen, knapper Spielstand. Irgendwann hatte Polas Bartolo verletzt passen müssen, später musste Cherry mit zwei Unsportlichen Fouls vom Feld, nachdem er Deane Williams unterlaufen und danach mit Kratzer eine Meinungsverschiedenheit ausgetragen hatte – doch die Ludwigsburger bissen sich weiter durch die Partie.

Nach und nach waren es dann aber doch die Baskets, die sich mit Geduld und dem Wissen, dass sie in den letzten 24 BBL-Spielen immer einen Weg gefunden hatten, zu gewinnen, durchsetzten. Die 50:50-Bälle wurden immer öfter Beute der Baskets, Ludwigsburg antwortete nur noch selten erfolgreich. Als Hubb nach einem disqualifizierenden Foul gegen Shorts auch noch vom Feld musste, war die letzte echte Offensivkraft der Mannschaft von Josh King versiegt.

Der Kartenvorverkauf für beide Heimspiele, mit denen die Serie gegen Ulm startet (Freitag, 20.30 Uhr und Sonntag, 18 Uhr), beginnt am Montag um 12 Uhr.