Wegen Corona-Krise Telekom Baskets lassen US-Profis ziehen

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben nach der Aussetzung des Spielbetriebs in der Basketball-Bundesliga weitreichende Personalmaßnahmen umgesetzt. Vier Verträge mit Spielern wurden aufgelöst, Kurzarbeit wurde beantragt.

 Der Vertrag unter anderem mit Branden Frazier wurde aufgelöst.

Der Vertrag unter anderem mit Branden Frazier wurde aufgelöst.

Foto: Jörn Wolter

Eine Fortsetzung der Saison in der Basketball-Bundesliga (BBL) ist nach den aktuellsten Entwicklungen bei den Vereinen in Nord, Süd, West und Ost kaum noch vorstellbar. Viele US-amerikanische Spieler haben Deutschland verlassen und sind auf der Heimreise. Betroffen sind inzwischen auch die Telekom Baskets Bonn. „Die Spieler Branden Frazier, Stephen Zimmerman, Geno Lawrence und Donald Sloan sowie Headcoach Will Voigt sind am Wochenende zurück in ihre Heimat (USA) und zu ihren Familien geflogen. Die Verträge mit den genannten Spielern wurden einvernehmlich aufgelöst, mit den anderen Akteuren wurde mehrheitlich Kurzarbeit vereinbart, da neben dem Spielbetrieb auch alle Trainingsaktivitäten ruhen“, teilten die Baskets auf ihrer Homepage mit. Für alle in der Baskets-Organisation und im Hallenbetrieb tätigen Angestellten werde ebenfalls Kurzarbeit beantragt.

Am 12. März hatte die BBL aufgrund der Coronavirus-Krise die Saison für unbestimmte Zeit unterbrochen, mit „gravierenden wirtschaftlichen Konsequenzen“ auch für die Baskets. Da der Club den vereinseigenen Telekom Dome auf absehbare Zeit auch für Fremdveranstaltungen nicht nutzen kann, ergeben sich weitere Einnahmeausfälle. Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich sprach von „sechs oder sieben größeren Veranstaltungen“ außerhalb von Basketball in den nächsten Monaten, die nicht stattfänden. Wiedlich ist „beeindruckt von der großen betriebsinternen Solidarität, wie sie Angestellte und auch Profisportler in dieser Extremsituation zeigen. Cheftrainer Voigt steht, sollte der Spielbetrieb wider Erwarten wiederaufgenommen werden, auf Abruf bereit.“

An diesem Mittwoch wird die BBL darüber entscheiden, wie es weitergeht. Nach Lage der Dinge wird sie dann den Abbruch der Saison verkünden. Dafür sprechen die Coronavirus-Krise, deren Ende nicht absehbar ist, und die gravierende Wettbewerbsverzerrung, die bei einer Fortsetzung der Saison drohen würde. So hat auch der frühere Serienmeister Brose Bamberg fünf US-Profis die Reise in ihre Heimat ermöglicht: Paris Lee, Kameron Taylor, Tre’ McLean, Darion Atkins und Jordan Crawford. „Es ist momentan eine surreale Situation für alle. Keiner weiß, wie und ob es weitergeht“, sagte Sportdirektor Leo de Rycke. Rasta Vechta verlor ebenfalls US-Profis. Die Verträge mit Jordan Davis, Kamari Murphy und Steve Vasturia wurden aufgelöst. Bei den Jobstairs Gießen 46ers wurde der Vertrag mit dem Amerikaner Jordan Barnett aufgehoben. Zuvor waren bereits Barnetts Landsleute Luke Petrasek, Kendall Gray und Stephen Brown in ihre Heimat zurückgekehrt.

„Wir müssen erst einmal sehen, dass wir wirtschaftlich überleben und nicht zu viel an Substanz verlieren“, blickte Baskets-Präsident Wiedlich voraus.

Auf die Frage, ob er damit rechne, dass ab Herbst in Deutschland wieder ganz normal Bundesliga-Basketball gespielt werde, antwortete er: „Angesichts der wissenschaftlichen Fakten ist das eine Hoffnung. Es
gibt aber keine Sicherheiten oder Garantien.“ Fest stehe für ihn, dass die Krise die Baskets, die Liga und den Sport überhaupt noch lange wirtschaftlich beeinträchtigen werde.

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