Enttäuschung war groß Telekom Baskets verschenken den Sieg in Crailsheim

Bonn · Eine starke Leistung und ein mit 36 Punkten überragender Chris Babb reichen in Crailsheim nicht. Am Ende geht den Bonner Baskets die Energie aus.

 Überragende Partie mit persönlicher Bestleistung von 36 Punkten: Chris Babb trägt die Baskets zur Siegchance, doch am Ende reicht es nicht.

Überragende Partie mit persönlicher Bestleistung von 36 Punkten: Chris Babb trägt die Baskets zur Siegchance, doch am Ende reicht es nicht.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Nach einer starken Partie ist den Telekom Baskets am Mittwochabend in den Schlussminuten die Energie ausgegangen. Kleine Fehler kosteten einen möglichen Sieg beim Tabellenfünften Hakro Merlins Crailsheim, der mit dem 91:88 (25:16, 15:31, 20:16, 31:25)-Erfolg den ersten Playoff-Einzug der Vereinsgeschichte klar machte. Der überragende Bonner Chris Babb, der mit 36 Punkten eine persönliche Bestleistung auf- und die Merlins vor größte Probleme stellte, konnte sich über seine eigene Statistik nicht recht freuen, das war ihm deutlich anzusehen. Die Enttäuschung über einen verschenkten Sieg war groß.

„Die Jungs haben bis zum Ende hart gekämpft“, sagte Cheftrainer Will Voigt. „Wir haben uns selbst das Leben schwer gemacht, indem wir zu Beginn mit zu wenig Intensität verteidigt haben und die Offense nicht rund lief. Danach haben wir gut gespielt. Unglücklicherweise haben wir entscheidende Verteidigungsfehler am Ende des Spiels begangen.“

Die Baskets waren ohne den erkrankten Spielmacher Alex Hamilton Richtung Süden gereist, doch TJ DiLeo ließ den Kollegen kaum vermissen. Nach einer zweiminütigen Phase des Visiereinstellens war es James Thompson IV, der die ersten zwei Punkte auf die Anzeigetafel brachte. Dann allerdings trafen zunächst nur noch die Hausherren. Egal, was die Baskets versuchten, der Ball fiel nicht durch den Ring. Erst ein Block Thompsons, der einen von Micovic erfolgreich beendeten Schnellangriff einleitete, war wieder so etwas wie ein gutes Zeichen der Bonner Farben.

Trainer Will Voigt brachte schon früh die Youngster Gabriel de Oliveira und Kilian Binapfl aufs Feld – ungeachtet des Rückstands (4:11, 5.). Die Baskets kämpften, doch noch gelang ihnen wenig, und auf der Gegenseite fielen sogar die ganz schwierigen Würfe wie der Dreier zum 16:6 von Nimrod Hilliard mit Ablauf der Wurfuhr. Als Jermaine Haley zum 23:8 traf, nahm Voigt die erste Auszeit (9.). Der Spielstand konnte nicht gefallen, aber ein Teil des Bonner Plans war bis hierhin aufgegangen: Die Gäste hatten den MVP-Kandidaten Trae Bell-Haynes aus dem Spiel genommen.

Und sie blieben geduldig. Bis das Spiel ihnen ihre Möglichkeiten gab und die Trefferquote sich freundlicher gestaltete. Während der Durststrecken dazwischen war auf Babb Verlass, der sein Team zumindest auf Sichtweite hielt. Und dann, im zweiten Viertel, wurden Intensität und Geduld belohnt: Die Baskets bestimmten jetzt das Spiel, trafen die schwierigen Würfe und erarbeiteten sich hier und da das Glück des Tüchtigen.

Als Isaiah Philmore per Dreier auf 28:33 verkürzte (16.), nahm Merlins-Trainer Tuomas Iisalo seine erste Auszeit, den Bonner Lauf konnte er damit allerdings nicht stoppen. Einen durch einen Block von Thompson IV eingeleiteten Angriff schloss Simonas Lukosius mit zwei erfolgreichen Freiwürfen ab (17.), eine Minute später glich der 18-jährige Litauer von der Dreierlinie aus (35:35).

Bonn suchte geduldig den passenden Werfer, um die Führung zu übernehmen: Micovic traf aus der Distanz zum Bonner 38:35 (19.), und Babb machte das mit 31:15 gewonnene Viertel per Dreier zur 47:40-Pausenführung zu. Seine Halbzeitbilanz: 18 Punkte, vier von sechs Dreiern getroffen. Das brachte ihm dann nach dem Seitenwechsel die persönliche Betreuung von Maurice Stuckey ein.

Jetzt entwickelte sich das Spiel auf Augenhöhe, aber mit leichten Vorteilen für die Bonner. Als Babb zur 57:49-Führung traf, verletzte sich Isaiah Philmore. Der nachverpflichtete Glücksgriff hatte sich einen Finger ausgekugelt, konnte aber später weitermachen. Und Crailsheim arbeitete sich wieder an die Baskets heran.

Im Schlussdurchgang brachten sich die Baskets dann selbst um die Früchte ihrer zuvor sehr ansehnlichen Arbeit. Babb zeigte dann doch, dass er zuvor viel investiert hatte. Er wurde gesucht und gefunden, doch die Distanzwürfe fielen jetzt nicht mehr. Anders auf der Gegenseite. Elias Lasisi, der Merlins-Scharfschütze, lange Zeit nicht zu sehen in dieser Partie, versenkte in der Schlussminute zwei Dreier hintereinander zur 84:80-Führung bei nur noch einer Minute auf der Uhr.

Nach zwei getroffenen Freiwürfen von Thompson IV war noch genügend Zeit, die Zwei-Punkte-Differenz aufzuholen. Doch ausgerechnet jetzt stimmte die Abstimmung in der Defensive nicht; Jeremy Jones versenkte völlig offen den Dreier zum 87:82. Der Sieg war den Baskets aus den Händen geglitten, ehe das taktische Geplänkel bei ablaufender Uhr nichts mehr änderte.

Telekom Baskets: Xavier Pollard, James Thompson IV 8 Punkte, Strahinja Miovic 16/2 Dreier, Jalen Hudson, Chris Babb 36/6, TJ DiLeo 5/1, Kilian Binapfl 2, Leon Kratzer 6, Gabiel de Oliveira 1, Isaiah Philmore 9/3, Simonas Lukosius 5/1.

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