Telekom Baskets Bonn Die Baskets trennen sich von Trainer Thomas Päch

BONN · Die Telekom Baskets trennen sich nach der 66:85-Niederlage in Crailsheim von Trainer Thomas Päch. Sein Nachfolger soll noch in dieser Woche präsentiert werden.

 Ansprache ans Team: Trainer Thomas Päch in einer Auszeit.

Ansprache ans Team: Trainer Thomas Päch in einer Auszeit.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Es ist eine merkwürdige Saison, durch die die Telekom Baskets da gerade gehen. Champions League hui, Bundesliga pfui. Und weil die Bundesliga das Kerngeschäft der Bonner ist, haben sie nach einem Übermaß an Geduld nun doch die branchenüblichen Konsequenzen gezogen und sich von Cheftrainer Thomas Päch getrennt.

Schon als sich das Team nach dem desolaten Auftritt und der 66:85-Niederlage in Crailsheim auf der Heimfahrt im Bus befand, dürften die Rädchen am Hardtberg begonnen haben, ineinander zu greifen. Plan B wurde aus der Schublade geholt. Denn die Tatsache, dass schon Mitte der Woche ein neuer Trainer präsentiert werden soll, deutet darauf hin, dass Päch inzwischen „auf Bewährung“ arbeitete.

„Eine noch längere Geduldsphase können wir uns nicht leisten“, sagte Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. „Wir spielen um unsere Bundesliga-Existenz. Dass wir nach Liga-Maßstäben so spät reagieren, hat etwas mit den positiven Impulsen zu tun, die Thomas Päch im gesamten Umfeld, insbesondere im Nachwuchs-Trainerbereich, gesetzt hat. Auch damit, dass wir uns eine Ära Päch auf dem Hardtberg haben vorstellen können.“

Baskets vesprachen sich frische Impuls

Päch war zu Saisonbeginn von Alba Berlin nach Bonn gekommen. Bei Alba hatte er lange als Co-Trainer unter anderem von Sasa Obradovic und der spanischen Trainer-Ikone Aito Garcia Reneses gearbeitet. Die Baskets vesprachen sich frische Impulse. Nicht nur für das Bundesliga-Team, sondern auch für den gesamten Verein. Päch sollte die Nachwuchsarbeit in sein Gesamtkonzept einbeziehen – in der Hoffnung, dass irgendwann auch wieder Eigengewächse im BBL-Kader stehen.

Das Wort Geduld machte geradezu inflationär die Runde. Und diese Geduld sollte tatsächlich bald gefragt sein, denn die Ergebnisse blieben aus. Nach einem knappen Auftaktsieg gegen Frankfurt (77:76) hagelte es Niederlagen. Teilweise desillusionierende Niederlagen, wie die höchste Heimpleite der Vereinsgeschichte gegen Crailsheim Anfang Oktober (82:114). Dass es parallel in der Champions League gegegen Gegner der europäischen Spitzenklasse ausgesprochen gut lief, verblendete vielleicht ein wenig den Blick. Dazu noch der Erstrundensieg im Pokal beim Top-Favoriten FC Bayern München. Beides wog die Baskets wohl in der trügerischen Sicherheit, dass sich diese Ergebnisse schon irgendwann auf die Bundesliga übertragen ließen.

Wichterich in der Kritik

„Wir waren lange überzeugt, unseren Neustart in eine gute Richtung bringen zu können“, sagt Sportmanager Michael Wichterich, „auch weil Thomas Päch inhaltlich und in seiner Ansprache an das Team in schwierigen Phasen Impulse setzen konnte. Aber über weite Strecken der vergangenen Partien war kein Fortschritt zu erkennen, teilweise wirkte die Mannschaft überfordert. Ich bin fest davon überzeugt, dass Thomas Päch einen erfolgreichen Weg als Trainer gehen wird, aber der sportliche Erfolg im Sinne eines frühzeitig gesicherten Klassenerhalts steht für uns jetzt an erster Stelle.“

Die Trennungsmeldung erzeugte binnen Minuten am Sonntagabend die übliche Social-Media-Thermik. Auch am virtuellen Stammtisch bedauerten viele, dass das Experiment Päch gescheitert war, nicht wenige griffen auch Wichterich an, der mit Päch gemeinsam die Richtung vorgegeben und die Mannschaft zusammengestellt hatte. Eine Mannschaft mit Potenzial, die in Crailsheim das Horrorszenario eines möglichen Abstiegs noch einmal mit einem Ausrufezeichen versah. Alles Stückwerk.

Entscheidung für Päch nicht überraschend

Päch hat gewusst, dass Ergebnisse längst überfällig waren. Insofern traf ihn die Trennung nicht überraschend. „Zuerst möchte ich mich bei den Baskets für die Chance und das Vertrauen bedanken“, sagte er. „Leider ist die Saison nicht so verlaufen, wie wir uns das alle vorgestellt haben. Trotz der schwierigen Situation habe ich immer vollste Unterstützung und Vertrauen vom Verein bekommen, was ich sehr zu schätzen weiß. Bedanken möchte ich mich auch bei meinem Staff, der einen sensationellen Job gemacht und mir zu jeder Zeit den Rücken freigehalten hat.“

Sein Co-Trainer Chris O’Shea wird die Mannschaft im abschließenden Champions-League-Gruppenspiel am Dienstag bei Aris Saloniki betreuen. Für die Baskets geht es um Platz zwei und das damit verbundene Heimrecht im Achtelfinale, das nach dem Modus „Best of three“ ausgetragen wird. Nach der Heimreise aus Griechenland übernimmt dann der Neue. Und er wird mit deutlich weniger Geduld auskommen müssen.

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