Krise verschärft sich Telekom Baskets Bonn unterliegen auch Hamburg

Bonn · Die Krise auf dem Hardtberg verschärft sich: Die Telekom Baskets Bonn unterliegen auch dem Aufsteiger Hamburg mit 90:102, werden von den Fans ausgepfiffen und sind nun Vorletzter

 Die Telekom Baskets Bonn sind nun Vorletzter.

Die Telekom Baskets Bonn sind nun Vorletzter.

Foto: Jörn Wolter

Es sollte ein Big Point werden, der Befreiungsschlag im Abstiegskampf, doch es wurde ein Desaster. Die Telekom Baskets haben im elften Spiel der Basketball-Bundesliga-Saison gegen die Hamburg Towers die neunte Niederlage kassiert. Mit den deutlich stärkeren Nerven brachte der Aufsteiger die Bonner im Schlussviertel ins Wanken, stieß sie dann mit 102:90 (24:27, 20:28, 23:19, 35:16) schlicht und einfach um und zog in der Tabelle vorbei.

Telekom Baskets Bonn gegen Hamburg Towers
51 Bilder

Telekom Baskets Bonn gegen Hamburg Towers

51 Bilder
Foto: Jörn Wolter

Die Baskets müssen sich vorwerfen lassen, dass sie viel zu spät auf die Misere reagiert und immer noch keine Nachverpflichtung zur Verstärkung des instabilen Teams präsentiert haben. Während Bonn offenbar mit Akribie die eierlegende Wollmilchsau sucht, hat die Konkurrenz längst nachverpflichtet und gepunktet – auch gegen Bonn.

Lautere Unmutsbekundungen von den Rängen hat es in Bonn wohl selten gegeben. Die Pleite im Kellerduell ist eine Niederlage, die auch die Arbeit der sportlichen Bonner Führung mit einem großen Fragezeichen versieht. Hier und da ist zu hören, dass auch Hauptsponsor Telekom angesichts der Entwicklung einer Saison, die ein Aufbruch werden sollte, nicht amüsiert sein soll. „Das ist sehr bitter für uns“, sagte Baskets-Trainer Thomas Päch, der sich im TV-Interview stellte, aber im Grunde auch eher ratlos wirkte. „Wir haben in der zweiten Halbzeit nicht geschafft, das zu zeigen, was wir wollten.“

Bonn ist instabil

Dass am Ende in der Crunchtime auch zwei schwierige Schiedsrichterentscheidungen dem Spiel eine Wendung gaben, war aus Bonner Sicht mehr als ärgerlich, hätte aber gar nicht entscheidend sein müssen. Die Baskets hatten viel früher versäumt, einen durchaus möglichen Erfolg unter Dach und Fach zu bringen. Bonn ist instabil. Nicht erst seit dem zweiten Weihnachtstag.

Die lange angekündigte aber immer noch fehlende Verstärkung wurde vor der Partie umso mehr vermisst, denn Bonn musste nicht nur auf Center Stephen Zimmerman verzichten, der mit einer Entzündung in der Hand bis zu vier Wochen ausfällt, sondern auch auf Joshiko Saibou, der erkältet das Bett hütete. Die Vorzeichen verbesserte das nicht.

Guter Start ins Spiel

Nach einem misslungenen ersten Angriff, bei dem TJ DiLeo den Ball nicht in der vorgegebenen Zeit ins Spiel brachte, kamen die Bonner unter anderem durch einen Doppelpack aus der Distanz von Bojan Su­botic gut in die Partie. Doch während der Big Man von außen traf, wurde früh deutlich, dass Bonns etatmäßiger Scharfschütze Ben Simons das Visier gewaltig verstellt hatte. Bonn war gut im Spiel, Hamburg noch gar nicht, doch den Baskets fehlte wieder einmal die Kaltschnäuzigkeit, die Unzulänglichkeiten eines Gegners auszunutzen und so entsprechend viele Punkte zwischen sich und Hamburg zu bringen, die ihnen ein Spiel ohne Nervenflattern erlaubt hätten. Und so wurde aus anfänglich souverän dann doch wieder die stete Erinnerung, dass es hier etwas zu verlieren gab. Heiko Schaffartzik führte die Towers Punkt um Punkt wieder heran. Nach der höchsten Bonner Führung durch Bojan Subotic zum 55:41 war es der routinierte Ex-Nationalspieler, der kurz vor der Pause per Dreier verkürzte und die Baskets schlafmützig aussehen ließ.

Den Gästen gaben diese drei Punkte Rückenwind, der sie auch nach dem Seitenwechsel antrieb. Bonn bemühte sich, aber vieles begann, hilflos auszusehen. TJ DiLeo wollte vorangehen und riss sich ein Bein aus für sein Team, doch alleine konnte der Teamkapitän die Towers nicht aufhalten. Hilfe kam vereinzelt, aber insgesamt war es von allen zu wenig. Mutlose, Pechvögel und Totalausfälle – alle waren vertreten. Und weil auch der Telekom Dome im Abstiegskampf unerfahren ist, agierten die 5650 Zuschauer wie das Team: In Magenta das Kaninchen, in Schwarz die Schlange.

Erste Hamburger Führung nach 36 Minuten

Im Schlussviertel nahm das Unheil dann seinen Lauf. Nach 36 Minuten traf Yannick Franke zur ersten Hamburger Führung (82:81), danach schienen die Türme gefühlt für die Baskets immer größer zu werden. Da, wo sie in ihrer aktuellen psychischen Verfassung ein Erfolgserlebnis benötigt hätten, kassierten sie zwei schlechte Pfiffe hintereinander. Zunächst wurde ein vermeintliches Foul von Subotic beim Dreierversuch geahndet, aus den drei fälligen Freiwürfen zogen die Gäste die volle Punktzahl, dann blockte Prince Ibeh einen Wurf von Trey McKinney Jones, der bereits in der Abwärtsbewegung war, was der Basketballer Goaltending nennt und zwei Punkte für Bonn hätte geben müssen.

Die Baskets agierten nun mehr und mehr verzweifelt, nichts gelang mehr, auch Päch vermochte nicht mehr, in den Auszeiten helfend einzugreifen – und sein Team brach regelrecht auseinander. Und wenn  die eierlegende Wollmilchsau Bonn vor vier Wochen vielleicht noch auf den Playoff-Pfad hätte führen können, muss sie jetzt einem kompletten Team Stabilität im Abstiegskampf verleihen. Der Druck ist gewaltig; für einen einzelnen keine einfache Aufgabe.

STATISTIK

Telekom Baskets: Trey Mc Kinney Jones (10/1), Bojan Subotic (17/4), Benjamin Lischka (2), Branden Frazier (15/2), TJ DiLeo (16/1), Martin Breunig (16/1), Yorman Polas Bartolo (10), Kilian Binapfl, Gabriel De Oliveira (2), Benjamin Simons (2).

Hamburg: Franke (23 Punkte/2 Dreier), Schaffartzik (23/6), Gutierrez (19/2), Ogunsipe (12), Ibeh (11), Carrera (6), Beech (4), Freese (4), Walker, Hollatz.

Trefferquote Zweier: Bonn 52 % (23/44), Hamburg 67 % (20/30); Dreier:Bonn 36 % (9/25), Hamburg 40 % (10/25); Freiwurfquote: Bonn 68 % (17/25), Hamburg 71 % (32/45); Rebounds: Bonn 28 (Bester Breunig 5), Hamburg 44; Assists: Bonn 18 (Bester DiLeo 4), Hamburg 22; Ballgewinne: Bonn 4, Hamburg 4; Ballverluste: Bonn 10, Hamburg 16; Fouls: Bonn 33, Hamburg 26; Zuschauer: 5650.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Was für eine unglaubliche Saison
Kommentar zur Saison der Telekom Baskets Was für eine unglaubliche Saison
Das Baskets-Lebensgefühl ist zurück
Interview mit Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich Das Baskets-Lebensgefühl ist zurück
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Rückblick auf die Woche in Bonn Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Aus dem Ressort