In Würzburg Nächste Niederlage für die Telekom Baskets Bonn

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn kommen nicht aus der Krise. In Würzburg gab es eine 93:100-Niederlage. Vor allem im ersten Viertel enttäuschte die Mannschaft von Thomas Päch.

Topscorer: Branden Frazier (hier gegen Jordan Hulls) sammelte in Würzburg 25 Punkte.

Topscorer: Branden Frazier (hier gegen Jordan Hulls) sammelte in Würzburg 25 Punkte.

Foto: Eibner-Pressefoto/ Becker/Becker Eibner-Pressefoto

Schlimmer Start, positive Ansätze am Ende: Doch die Wende lässt weiter auf sich warten. Wenn, dann kommt sie also tatsächlich mit Alec Brown. Ohne den Neuzugang, der erst am Montag in Bonn erwartet wird, mussten sich die Telekom Baskets auch in Würzburg geschlagen geben und warten nach der 93:100 (17:31, 29:30, 22:23, 25:16)-Niederlage weiter auf ihren dritten Sieg in der Basketball-Bundesliga.

Mitentscheidend waren der überragende Cameron Wells auf Würzburger Seite, die exorbitante Dreierquote der Hausherren und die Tatsache, dass Würzburg wieder auf seine zuletzt krank fehlenden Big Men Viktor Rudd und Luke Fischer zurückgreifen konnte. Besonders Fischer erwischte einen guten Tag und profitierte davon, dass die unverschämt treffsicheren Würzburger Distanzschützen die oft mit zu wenig Intensität spielende Baskets-Defense weit auseinanderzogen.

Dabei nutzte Fischer auch die Bonner Verletztenmisere. Da Stephen Zimmerman mit seiner entzündeten Hand noch weiter ausfällt, musste die dezimierte lange Garde der Baskets mit Martin Breunig und Bojan Subotic etwas dosiert zu Werke gehen um nicht zu früh in Foulprobleme zu geraten. Das spielte den Würzburgern zusätzlich in die Karten. Joshiko Saibou war zwar mitgereist, musste nach seinem grippalen Infekt aber passen, Kilian Binapfl war, nachdem er sich im vergangenen Spiel gegen Hamburg den Fuß umgeknickt hatte, keine wirkliche Option.

„Wir müssen weiter arbeiten und an uns glauben“, sagte Branden Frazier nach der Partie. Das klang optimistisch, bloß das Gesicht des besten Bonners wollte in diesem Moment nicht recht zu seiner Aussage passen. Frazier war enttäuscht. Auch, weil nach einem eigentlich schon im ersten Viertel verlorenen Spiel zum Schluss doch noch etwas möglich gewesen wäre. Mehr Zuversicht verbreiteten da die Gegner: „Bonn ist kein Tabellenkleller-Team“, sagte Skyler Bowlin, der den Baskets sechs Dreier zu knabbern gegeben hatte. Sein Trainer ging noch weiter: „Mit Bonn wird noch zu rechnen sein“, sagte Denis Wucherer, während das Fernsehbild auf sein Pendant Thomas Päch umschwenkte, der gedankenverloren mit seinem Taktikboard in der Hand und hängendem Kopf Richtung Kabine schlurfte.

Schon früh in der Partie machte der Dreipunktewurf deutlich, dass er ein Freund des Selbstbewusstseins ist. Während bei Würzburg sogar Center Johannes Richter aus der Distanz traf und so das gute Gefühl der Hausherren für diese Partie befeuerte, war Bonns etatmäßiger Scharfschütze Ben Simons wie schon in den letzten Spielen zunächst eher am Fahrkartenschalter beschäftigt. Die Bonner hatten gute Ideen, aber nervöse Hände. Und weil Würzburg jeden Fehler gnadenlos bestrafte, lagen die Baskets schnell zweistellig zurück (2:12, 4.).

Bowlin hatte per Dreier getroffen und sollte bis zur Pause noch vier weitere dieser Nackenschläge folgen lassen, die zumeist dann fielen, wenn Bonn sich anschickte, ein wenig zu verkürzen. Die Bonner Defense war bemüht, durch die Hilfen ergaben sich aber anderswo Freiräume für Würzburg, die die Mannschaft von Trainer Denis Wucherer immer wieder nutzte. Die Baskets hatten Würzburg stark werden lassen und steckten damit wieder im Sumpf desjenigen, der im Tabellenkeller steht. In der Auszeit appellierte Päch: „Stay calm!“. Bleibt ruhig.

Auf der Gegenseite hielten Bojan Subotic und Branden Frazier zumindest das Fernglas fest, durch das die Würzburger trotz ihrer überragenden Zahlen (85% Zweier, 63% Dreier) noch zu sehen waren. „Die Wurfquoten sind unfassbar“, gab Päch in der Halbzeit zu Protokoll.

Wenn das Glück sich entschied, dann und wann mitzuwirken, dann nicht auf Bonner Seite. Als der Rückstand über die 20-Punkte-Marke wuchs (73:52, 24.), fühlte man sich kurz an die ausweglose Hilflosigkeit und Verunsicherung erinnert, die Mathias Fischer 2015 in einer der größten Bonner Krisen mit wettbewerbsübergreifend 14 Niederlagen in Serie den Trainerjob in Bonn gekostet hatte. Päch nahm eine Auszeit, nach der Simons tatsächlich per Dreier traf und so eine gute Bonner Phase einläutete. Auf den Rängen blieben die relativ zahlreich mitgereisten Baskets-Fans unermüdlich – wie die Spieler auf dem Feld.

Die Baskets gaben sich nicht auf, versuchten sich ins Spiel zu beißen, konnten jetzt freigiebiger mit ihren Fouls umgehen und kamen auch in der Offensive besser ins Laufen. Kurz vor Ende des dritten Viertels waren es noch 14 Punkte Rückstand (66:80), und die Hilflosigkeit war endlich der offensichtlichen Zuversicht gewichen, dass für Frazier und Kollegen hier doch noch etwas drin war.

Simons schoss Bonn per Dreier zum 71:84 ins Schlussviertel, holte sich im nächsten Angriff den Offensivrebound und schloss trotz Fouls ab. Mit dem fälligen Freiwurf brachte er die Baskets mit sechs Punkten aus zwei Angriffen auf zehn Punkte heran und gab den Hausherren jetzt eine Denkaufgabe. Noch sieben Minuten auf der Uhr, und die Tür zur Partie war wieder einen Spalt offen.

Doch mehr als ein paar starke Schlussminuten, die deutlich machten, dass eine solche Leistung von Anfang an dem Spiel einen anderen Verlauf hätte geben können, war nicht mehr drin.

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