Europe Cup Telekom Baskets Bonn verpassen Finaleinzug

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben den Einzug ins Finale des Fiba Europe Cups gegen Nanterre verpasst. Nach dem Sieg im Hinspiel gab es im Telekom Dome eine 81:86-Niederlage.

 Ojars Silins, Jamarr Sanders, Florian Koch und Julian Gamble nach der Niederlage.

Ojars Silins, Jamarr Sanders, Florian Koch und Julian Gamble nach der Niederlage.

Foto: Jörn Wolter

Yorman Polas Bartolo warf sich nach dem Ball, aber die Uhr war abgelaufen. Der Deutsch-Kubaner blieb unter dem Korb auf dem Bauch liegen, Josh Mayo wendete sich ab, Enttäuschung stand auf seinem schweißnassen Gesicht. Sein letzter Dreierversuch hatte das Ziel verfehlt, das war's. Die Telekom Baskets haben den Einzug ins Finale des Fiba EuropeCups verpasst. Mit 81:86 (30:22, 17:17, 24:21, 10:26)) musste sich die Mannschaft von Trainer Predrag Krunic JSF Nanterre vor der Rekordkulisse von 6000 Zuschauern geschlagen geben. Damit hat der 77:76-Hinspielsieg in Frankreich nicht gereicht. Es kommt zu einem französischen Finale, weil sich Elan Chalon gegen Telenet Oostende durchsetzte.

Lange hatten es die Baskets in der Hand, doch im letzten Viertel war ihnen das Spiel entglitten, weil Nanterre doch noch zu seinen Stärken zurückfand, die ihnen die Baskets lange hatten wegnehmen können, dann aber mit schwindender Energie nach kräftezehrenden Wochen doch zulassen mussten.

Während die Baskets weiter auf den seit einem Sturz gegen Ludwigsburg unter einer schmerzhaften Hüftprellung leidenden Topscorer Ryan Thompson verzichten mussten, konnte Nanterre-Coach Pascal Donnadieu wieder auf seinen Dreipunkte-Lieferanten Spencer Butterfield zurückgreifen. Krunic schickte Josh Mayo, TJ DiLeo, Yorman Polas Bartolo, Ken Horton und Julian Gamble aufs Feld. Die Franzosen wurden gleich im ersten Angriff ihrem Ruf als gefährliche Dreierwerfer gerecht. Heiko Schaffartzik spielte Mykal Riley frei und der zögerte nicht lange.

Unter den Brettern lagen die Vorteile mit dem zuletzt in bestechend konstanter Form spielenden Gamble eigentlich auf Bonner Seite, doch Mathias Lessort gab das Feld nicht kampflos auf und brachte den Ball in drei Angriffen hintereinander im Korb unter, sodass es nach vier Minuten 9:4 für die Franzosen stand. Auf Bonner Seite fielen die Würfe - abgesehen von zwei Freiwürfen Hortons und einem Stopfer von Gamble - noch nicht so recht, aber die Defensive zeigte von Beginn an, dass sie ins Finale wollte.

Auch offensiv fanden die Baskets über die konsequente Defense ins Spiel. Sie waren es, die aus der Distanz trafen - und sich die freien Würfe geschickt erarbeiteten. Hatten sie den Gästen in den Anfangsminuten noch etwas Raum gelassen, zogen sie die defensiven Linien immer enger, das schmeckte den Männern in Grün nicht. Das fand Ausdruck in acht französischen Ballverlusten, der mehrfach runterverteidigten Angriffszeit sowie nur drei erfolgreichen Nanterre-Dreiern zur Pause. Die Baskets hielten die Intensität hoch und die Würfe von außen fielen. Ob man sich Würfe aufsparen kann? Fast sah es so aus, als hätte Ken Horton genau das zuletzt getan.

Telekom Baskets - JSF Nanterre 92

Auch auf den Rängen war die Intensität von Beginn an hoch, man spürte, dass alle ihren Beitrag zum historischen Abend leisten wollten. Sogar Hallensprecher Frank Piontek gab punktuell seine sonst gewohnte Zurückhaltung ein Stück weit auf. Mit einem Ballverlust Schaffartziks, der den Ball ins Aus passte, ging es beim Stand von 47:39 in die Halbzeit.

Nach dem Seitenwechsel schraubten die Baskets den Vorsprung in die Höhe, doch die Gäste ließen nie ganz abreißen.Als TJ DiLeo nach 26 Minuten einen geklauten Ball zum 58:49 in den Korb legte, rastete die Bonner Bank kollektiv begeistert aus, Nanterre benötigte eine Auszeit. Die Franzosen verloren nicht die Nerven, sondern machten, was eigentlich die Baskets in dieser Saison auszeichnet: Ruhe bewahren und darauf vertrauen, dass die eigene Stärke irgendwann zurückkehrt. Und genau so kam es.

Als Sanders Barovic kniehoch anspielte, bei Centern selten eine gute Idee, konnten die Männer um den Nationalmannschafts-Spielmacher Schaffartzik noch kein Kapital aus dem Fehler schlagen. Das Spiel wirkte zerfahren, Krunic nahm eine Auszeit und versuchte zu sortieren. Es war klar, jetzt hieß es "kämpfen". Das hatten auch die Zuschauer längst erkannt. "Steht auf, wenn ihr Bonner seid", brüllte die Stehtribüne, auf der Bank ruderte Teambetreuer Bogdan Suciu unterstützend mit den Armen.

Noch war der Vorsprung im zweistelligen Bereich (66:53, 28.), doch die Franzosen ackerten sich zurück ins Spiel und witterten Bonner Schwächen. Und sie fanden sie. Mit zunehmender Spielzeit erarbeiteten sie sich mehr Platz für ihre Würfe und nutzten diesen auch. Der Vorsprung schmolz zusammen, und Chris Warren brachte die Gäste - natürlich per Dreier - mit 82:79 zum ersten Mal seit dem ersten Viertel in Führung. Da waren noch knapp drei Minuten zu spielen. Schaffartzik warf nur einen Dreier - den allerdings mitten ins Bonner Herz. Von seinem Wurf zum 85:79 (39.) erholten sich die Baskets nicht mehr. Der europäische Traum war ausgeträumt.

Headcoach Predrag Krunic wird nun einiges zu tun haben, die Niederlage mit seinem Team aufzuarbeiten. Am Sonntag steht bereits das nächste BBL-Heimspiel gegen Jena an. ga.de meldet sich dann wieder wie gewohnt aus dem Dome.

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