Bundesliga-Playoffs Erster Matchball für die Telekom Baskets Bonn

Bonn · Mit einem Sieg gegen die Hamburg Towers können die Telekom Baskets Bonn am Abend den Einzug ins Playoff-Halbfinale perfekt machen. Für Karsten Tadda ist es ein besonderes Spiel: Der Kapitän absolviert sein 100. Playoffspiel.

 Vorbild: Basktes-Kapitän Karsten Tadda peitscht seine Mitspieler auf dem Feld an – und die Zuschauer auf den Rängen.

Vorbild: Basktes-Kapitän Karsten Tadda peitscht seine Mitspieler auf dem Feld an – und die Zuschauer auf den Rängen.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Tuomas Iisalo schläft gut. Keine Einschlafprobleme vor den Spielen seiner Mannschaft, keine Probleme, nach den aufreibenden Playoff-Partien in den Schlaf zu finden. „Nein, ich habe noch nie schlecht geschlafen. Aber ich spüre wie alle im Team derzeit mehr Anspannung im Körper“, sagt der Cheftrainer der Telekom Baskets. „Und das ist gut. Weil es ein Zeichen ist, dass Dir eine Sache etwas bedeutet. Und das kann man positiv kanalisieren.“

Nur ab und an, wenn er eine Idee hat oder ihm etwas einfällt, das im nächsten Spiel helfen könnte, dann muss er es notieren. Sofort. „Sonst vergesse ich es. Ob wichtig oder weniger wichtig. Deshalb schreibe ich es gleich in die WhatsApp-Trainergruppe.“ Was er da seit dem zweiten Sieg in der Viertelfinalserie gegen die Hamburg Towers reingeschrieben hat, sagt er natürlich nicht.

Er verrät, dass seine Mannschaft endlich wieder komplett ist; Justin Gorham hat seinen bronchialen Infekt auskuriert – welchen Effekt das auf die Mannschaftsaufstellung in Spiel 3 bei den Towers (Freitag, 19 Uhr) haben wird, sagt er auch nicht. Für ein bisschen taktisches Geheimnis ist Iisalo zu haben.

Kein Geheimnis macht er wiederum daraus, dass er mit seinem Team besser in die dritte Partie starten würde als in die beiden Heimspiele vor insgesamt 11 950 Zuschauern im Telekom Dome. „Wir treten nach zwei Begegnungen auf Augenhöhe bei einem starken Gegner an, der jetzt den Heimvorteil auf seiner Seite hat. Bei uns ist sicher noch einige Luft nach oben, aber ich denke, auch Hamburg kann besser spielen.“

Besser spielen müssen sie, vor allem aber besser treffen. „Wir haben uns offene Würfe herausgearbeitet, doch sie sind nicht gefallen. Da fehlen dann natürlich entsprechen auch ein paar Assists“, erklärt der Bonner Trainer die Zusammenhänge auf dem Statistikbogen. „Dass wir trotzdem Wege gefunden haben zu gewinnen, ist gut.“

Da ist immer die Rede vom Selbstbewusstsein, von der hilfreichen Erfahrung, knappe Spiele gewonnen zu haben. Kann dieses Gefühl, es schon irgendwie hinzubiegen, nicht auch gefährlich werden? „Es ist Yin und Yang. Alles hat seine zwei Seiten. Momentan hilft es uns und ich denke nicht, dass irgendwer dazu neigt, überheblich zu sein oder etwas auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn alle ihren Job machen, ist Selbstvertrauen nicht gefährlich.“

Auch wenn die Mannschaften und ihre Spielstile sich ähneln und das so bleiben wird, „am Freitag ist ein komplett neues Spiel“, so Iisalo, der im Nachhinein sagt, dass die Probleme in Spiel zwei darin lagen, dass sein Team zu viel versucht habe. „Das war nicht besonders klug. Wir mussten eine bessere Balance finden zwischen Intensität und Solidität.“ Zunächst brachte die Intensität hauptsächlich Foulpfiffe. Unter anderem weil die Towers an der Freiwurflinie zwölf Punkte liegen ließen, lagen die Baskets zur Halbzeit etwas schmeichelhaft nur neun Zähler zurück.

Es musste etwas passieren. Einfach, aber effektiv. Denn, auch das gehört zu Iisalos Maximen: Alles soll ohne allzu große Nachdenken funktionieren. Also änderte er zwei Aspekte in der Offense und zwei in der Defense, „und das war schon fast zu viel“, sein Team setzte sie erfolgreich um. Insofern nutzt die etwas längere Vorbereitungszeit auf Spiel drei, um ein paar Anpassungen vorzunehmen ohne „Cognitive Overload“, die Überforderung der Auffassungsgabe und der schnellen Umsetzung.

Zudem, und da nimmt er sich selbst in die Pflicht, hat er geschlussfolgert: „Wir brauchen mehr Klarheit, ich muss deutlichere Ansagen machen.“ So wie in der Halbzeit am Sonntag. Es war sofort zu sehen, dass jetzt andere Baskets auf dem Feld standen. Trotz hoher Foulbelastung und Intensität bliesen sie den Hanseaten wie eine steife Brise entgegen. Allen voran: Karsten Tadda. Er warf sich in die Passwege, störte den Hamburger Spielaufbau, nahm Würfe, wenn er gefordert war. Und er steckte an. Team und Halle.

„Karsten ist ein Vorbild“, schwärmt Iisalo von seinem Kapitän. „Er führt seine Mannschaft mit Taten, nicht mit Worten an. Er stellt sich komplett in den Dienst der Mannschaft und schont sich nie. Und er bringt eine Menge Erfahrung mit, die uns auch hilft.“ Der 33-jährige Bamberger bestreitet in Hamburg seine 100. Playoff-Partie.

Die ersten beiden Spiele sind analysiert, jetzt richtet sich der Blick nach vorn: „Das ist eine Trainer-Falle“, sagt Iisalo, „manche versuchen, ein gespieltes Spiel zu gewinnen – abgesehen davon, dass das ja sowieso nicht mehr möglich ist“, sagt er und lacht. „Aber Du musst aus dieser Basis versuchen, zu antizipieren, was das Problem des nächsten Spiels werden könnte. Die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren ist schwierig, weil ja auch der Gegner nicht statisch ist.“

Gewinnen die Baskets am Freitagabend, können sie die Heimreise antreten und sich auf den Gegner der Paarung FC Bayern gegen Chemnitz, bei der es 2:0 für die Bayern steht, vorbereiten. Anderenfalls findet Spiel vier am Sonntag (18 Uhr) ebenfalls in Hamburg statt. Glichen die Towers aus, ginge die Serie für das entscheidende Spiel fünf am Mittwoch zurück nach Bonn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort