Telekom Baskets Bonn Amerikaner Voigt ist neuer Trainer der Telekom Baskets

Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben einen Nachfolger für den beurlaubten Thomas Päch gefunden. Der 43-jährige William Voigt hat einen Vertrag bis zum Saisonende unterschrieben und feiert sein Debüt im Heimspiel gegen Um am Sonntag.

 William Voigt ist neuer Baskets-Trainer.

William Voigt ist neuer Baskets-Trainer.

Foto: picture alliance / Xinhua News A/Xue Yubin

Will Voigt ist der neue Trainer der Telekom Baskets Bonn. Will wer? William Voigt, 43 Jahre alt, Weltreisender in Sachen Basketball aus Cabot im US-Bundesstaat Vermont. Zwei Tage nach der Trennung von Thomas Päch präsentierte der abstiegsgefährdete Basketball-Bundesligist einen Trainer, dessen Name bei sämtlichen ins Kraut schießenden Spekulationen wohl niemals gefallen sein dürfte – viel zu weit weg.

Aber die Baskets haben sich nicht erst jetzt mit dem Mann, der sich als Jugendlicher eigentlich einmal für den Fußball entschieden hatte, befasst. „Will Voigt steht als Kandidat bei uns schon länger auf der Watchlist, und jetzt ist er in unserer sehr speziellen Situation zu einer Option geworden“, sagt Baskets-Präsident Wolfgang Wiedlich. „Voigt ist in der internationalen Basketballwelt zu Hause und vertritt keine spezielle Philosophie, sondern musste stets flexibel auf vorgefundene Team-Kompositionen reagieren und das Beste daraus machen.“

Und das heißt in diesem Fall: Die Baskets schnellstmöglich aus dem Tabellenkeller führen. Er kommt also und übernimmt eine Mannschaft, die er selbst nicht zusammengestellt hat. Und unter genau diesen Voraussetzungen war er schon oft erfolgreich.

„Philosophie der Anpassung“ nennt das Sportmanager Michael Wichterich: „Wir brauchen jetzt einen Trainer, der unbefangen auf die Mannschaft schaut und neu ordnet. Das geschieht über Inhalte, vor allem aber über die Ansprache. Wir kämpfen für den Klassenerhalt. Unser Einsatz auf dem Feld muss das widerspiegeln.“ Trotz seines relativ jungen Alters verfüge Will über „sehr viel Erfahrung als Cheftrainer. Dabei war er mit Teams erfolgreich, deren Kaderzusammenstellung er nur bedingt beeinflussen konnte und deren Vorbereitungszeiten für das Erreichen sportlicher Ziele kurz waren“.

In der Highschool spielte Voigt Basketball und Fußball

Voigt spielte mit Nigeria bei den Olympischen Spielen in Rio (2018), qualifizierte sich mit Angola für die Weltmeisterschaft in China (2019) und spielt mit Angola beim vorolympischen Turnier in Kaunas (Litauen) Ende Juni 2020 um die Qualifikation für die Sommerspiele in Tokio (Japan). In der Zwischenzeit hat er keinerlei Verpflichtungen, sondern kann sich voll auf den Kampf um den Klassenerhalt mit den Telekom Baskets konzentrieren. Will Voigt unterschreibt einen Vertrag bis zum Saisonende.

In der Highschool spielte Voigt Basketball und Fußball, entschied sich für den Fußball und suchte sich entsprechend ein „Fußball“-College aus; Pomona in Kalifornien. Doch ihm war früh klar, dass er Basketball-Trainer werden wollte, und er bekam bald das Angebot, ein Praktikum bei den LA Clippers zu machen. Im Jahr darauf holte ihn die NBA-Trainer-Ikone Gregg Popovich als Video-Koordinatoren zu den San Antonio Spurs. Nach Stationen unter anderem in der G-League, dem Unterbau der NBA, in Norwegen, wo er die Ulriken Elite zum Meistertitel führte, und China, führte sein Weg nach Afrika.

Baskets-Verantwortliche beweisen Mut

Eins kann man den Baskets-Verantwortlichen nicht absprechen: den Mut für ungewöhnliche Lösungen in Notlagen. 2017 verpflichteten sie nach dem krankheitsbedingten Ausfall von Silvano Poropat 72 Stunden vor dem Saisonstart ihren ehemaligen Headcoach Predrag Krunic. Das wurde eine kleine Erfolgsgeschichte. Und nun kommt nach der Beurlaubung von Päch jemand, den kein deutscher Basketballexperte auf dem Schirm haben dürfte und der selbst kein Bundesliga-Exerte ist.

Der 43-jährige Amerikaner feierte große Erfolge auf dem Schwarzen Kontinent. Mit Angola, der erfolgreichsten Basketballnation Afrikas, tritt Voigt Ende Juni in Kroatien zur Qualifikation für die Olympischen Sommerspielen in Tokio an. Quasi zwischendurch: erfolgreicher Abstiegsverhinderungskampf bei den Telekom Baskets Bonn.

Voigt sieht das anders: „Für mich ist das eine große Chance, in den europäischen Club-Basketball einzusteigen, und die Telekom Baskets Bonn sind ja nicht irgendwer. Ich werde jedenfalls alles geben, damit das Team bald die Abstiegszone verlässt.“

Und wie wird sein Name nun ausgesprochen? In den USA sagt man „Weut“. „Aber ich bin hier in Deutschland und ich habe deutsche Vorfahren“, gab der gerade auf dem Hardtberg angekommene Cheftrainer zu Protokoll, „also machen wir das hier deutsch: Fogt.“

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