Basketball-Bundesliga Baskets feiern neunten Sieg in Serie
Bonn · Telekom Baskets gewinnen mit 82:71 in Heidelberg. Beim neunten Sieg in Serie war Javontae Hawkins der Topscorer.
Gefahr erkannt. Gefahr gebannt? Jein. „Ohne Parker auf dem Feld müssen wir besser organisiert sein und unsere Systeme besser durchspielen. Das ist vor allem meine, Karstens und Lypas Aufgabe“, hatte Skyler Bowlin vor der Partie beim Aufsteiger Academics Heidelber gesagt. Die Rollenverteilung ohne den Bonner Spielmacher gestaltete sich zwar deutlich geschmeidiger als zuletzt gegen die Giessen 46ers, dennoch bedurfte es auf dem Weg zum neunten Sieg in Folge auch wieder der individuellen Klasse von Javontae Hawkins, Topscorer mit 26 Punkten. Zudem trug die Dreierquote von 41 Prozent bei selbst für Baskets-Verhältnisse ungewöhnlichen 39 Versuchen mit 48 Punkten zum verdienten 82:72 (22:16, 21:25, 20:9, 19:21)-Erfolg bei.
Der starke Auftritt von Hawkins mit 35 Zählern gegen Gießen war Thema gewesen, denn eigentlich entspricht es nicht der Baskets-Spielweise, sich so sehr über einen Spieler zu definieren. Da Parker Jackson-Cartwrigt aber aufgrund eines Trauerfalls immer noch in den USA ist, mussten seiner Mannschaftskollegen das Beste aus der Situation machen. „Parker fehlt uns, Jeremy Morgan und Tyson Ward auch“, sagte Center Michael Kessens, der dem zusehenden Bundestrainer Gordon Herbert eine gute Leistung präsentierte, und ergänzte: „Kannste als Ausrede nutzen. Du kannst Dich aber auch als Mannschaft verbessern. Und das haben wir heute getan.“
Eine Aussage, ganz im Sinne seines zufriedenen Trainer Tuomas Iisalo: „Wir haben nach dieser Trainingswoche aber auch eine Entwicklung erwartet. Meistens waren wir ganz solide.“ Überschwänglich war das nicht, aber sein Team hatte gemeinsam einen Weg gefunden zu gewinnen.
Rekord-Zuschauerzahl in Heidelberg
Selbstverständlich war das trotz der deutlichen Tabellensituation nicht. Denn zu den fehlenden Akteuren auf Bonner Seite, kam bei den Heidelbergern einige zusätzliche Motivation ins Spiel. Die Ränge füllten 3449 Zuschauer – so viele wie noch nie in der Heidelberger Basketball-Geschichte –, zudem wäre ein Sieg gleichbedeutend mit dem sicheren Klassenerhalt gewesen.
Entsprechend ging Rob Lowery eher übermotiviert zu Werke und stieß Karsten Tadda im ersten Academics-Angriff den Ellbogen ins Gesicht. Die Fernsehkameras bewiesen: Absicht. Dass Lowery 16 Punkte sammeln konnte hatte er der Tatsache zu verdanken, dass die Schiedsrichter den Schlag nicht gesehen hatten. Tadda konnte weiterspielen und machte seinen Job mit Ruhe und Routine.
Führung nach dem ersten Viertel
Er und Bowlin starteten gemeinsam mit Hawkins, Saulius Kulvietis und Kessens. Hawkins eröffnete per Dreier, Bowlin legte aus der Distanz nach und am Brett hatten Kessens und auch Leon Kratzer Vorteile gegenüber den Heidelbergern. Nach ausgeglichenen Verhältnissen in der sechsten Spielminute (16:16) machte es die Bonner Defense den Hausherren zunehmend schwer und ermöglichte so eine 22:16-Führung nach dem ersten Viertel.
Tadda legte aus der Ecke nach (25:16), doch danach war Bonn im Nullkommanix komplett ungeordnet und musste einen 0:9-Lauf zum abermaligen Ausgleich hinnehmen. Nach einer Bonner Auszeit waren es Bowlin und Kulvietis, die den nächsten Bonner Lauf mit zwei Dreiern anzettelten, jetzt benötigte das Team in Blau eine Besprechung. Trainer Frenki Ignjatovic wollte den Bonner Lauf unterbrechen. Richtung Halbzeit erlaubten Nachlässigkeiten in der Bonner Defensive den Akademikern, auf 41:43 zur Pause zu verkürzen.
Zudem hatte die Dreierquote ein Signal gesendet, nicht alle Arbeit alleine erledigen zu wollen. Bonn verstand. Es ging öfter ans Brett, mit Tempo spielten Tadda und Kollegen jetzt wieder bessere Würfe raus. Noch ließ sich Heidelberg nicht abschütteln Als aber Hawkins nach mehreren Bonner Fehlversuchen einen Bonner Anfriff doch noch mit drei Punkten abschloss (57:50, 28.), zeigte die Reaktion der Fans, dass dies ein kleiner Nackenschlag für die Hoffnung auf den Heimsieg war.
Die Baskets suchten und fanden Hawkins und erspielten sich in dieser Phase die Souveränität des Spitzenreiters. Einen 20:9-Lauf schloss Kessens sicher an der Freiwurflinie ab (63:50, 30.) und mit Beginn des Schlussabschnitts bemühte der Hallensprecher schon Durchhalteparolen: „Es ist alles möglich im Basketball!“ Aber nicht an diesem Abend. Die Baskets erlaubten mit ihrer Spielweise dem kleinen Bonner Fangrüppchen unter dem Hallendach schon früh die Zuversicht, dass hier nicht mehr schief gehen würde.
Letzte Heimpartie vor den Play-offs gegen Göttingen
Weiter geht es für die Baskets mit der letzten Heimpartie der regulären Saison am Sonntag (15 Uhr) gegen die BG Göttingen. Bonn bleibt Spitzenreiter, doch Berlin hat eine Niederlage weniger, kann also vorbeiziehen, wenn es sämtliche restliche Spiele gewinnt. München kann das nicht aus eigener Kraft; die Bayern sind nach Niederlagen gleichauf mit Bonn, haben aber den direkten Vergleich verloren.
Ob Jackson-Cartwright gegen Göttingen wieder dabei ist, ist noch ungewiss. „Es ist eine schwere Situation für ihn, in der er unsere volle Unterstützung hat“, sagte Iisalo nach der Partie. „Er kommt zurück, wenn er bereit dazu ist.“
Heidelberg: Geist 19, Lowery 16, Heyden 10, Chapman 5, Würzner 5, Ely 4, Ugrai 4, Anderson 4, Osaghae 2 Friederici 2.
Telekom Baskets: Matt Frierson, Justin Gorham 8/2 Dreier, Michael Kessens 11, Karsten Tadda 8/2, Saulius Kulvietis 6/2, Oleksandr Lypovyy 4/1, Skyler Bowlin 13/4, Javontae Hawkins 26/5, Leon Kratzer 6.
Trefferquote: Heidelberg 43% (25/58), Bonn 45% (26/58); Dreierquote: Heidelberg 27% (6/22), Bonn 41% /16/39); Freiwurfquote: Heidelberg 88% (15/17), Bonn 70% (14/20); Rebounds: Heidelbergn 31 (9 off.), Bonn 38 (14 off., Beste: Kessens, Lypovyy, Hawkins je 6); Assists: Heidelberg 9, Bonn 20 (Bester: Tadda 6); Ballgewinne: Heidelberg 7, Bonn 3; Ballverluste: Heidelberg 8, Bonn 12; Fouls: Heidelberg 22, Bonn 19. Zuschauer: 3449.