Niederlage knapp verhindert Telekom Baskets gewinnen Krimi gegen Crailsheim
Bonn · Die Telekom Baskets Bonn haben beim 89:87-Sieg am siebten Spieltag in der Basketball-Bundesliga nur ganz knapp eine Niederlage gegen den Aufsteiger Hakro Merlins Crailsheim verhindern können.
Yorman Polas Bartolo war noch ein ganzes Stück von Ben Madgen entfernt, aber er hatte nur eine Chance, die Niederlage seiner Telekom Baskets abzuwenden. Also hob der Deutsch-Kubaner ab und flog mit Ablauf der Uhr auf den zum Dreipunktewurf bereiten Crailsheimer zu. Die letzten Sekunden verrannen, der Ball fiel in den Korb, ein Pfiff ertönte hinein in die Schlusssirene. Entsetzen in der Halle. Schiedsrichterin Anne Panther drehte ihre Unterarme schnell umeinander – das Zeichen für Schrittfehler. Der Korb zählte nicht, weil Polas-Bartolo Madgen keinen regelkonformen Wurf mehr erlaubt hatte. Die Telekom Baskets Bonn hatten den Tabellenletzten mit 89:87 (23:14, 28:24, 17:24, 21:25) niedergerungen.
„A win is a win“, sagte Ra'Shad James (22 Punkte), der beste Bonner Schütze an diesem Tag, nach der Partie. Wissend, dass er und sein Team sich das Leben – zum wiederholten Male – selbst schwer gemacht hatten. Ein Sieg ist ein Sieg – einer, der längst in trockenen Tüchern hätte sein müssen, bis die Baskets den Merlins mit leichten Fehlern doch noch einmal erlaubten, zurück in die Partie zu kommen.
Mannschaft kommt kopflos daher
Die Baskets starteten gut. Nach dem verlorenen Hochball begannen sie gleich mit einer erfolgreichen Defensivsequenz, klauten den Ball, den Mayo zu den ersten drei Punkten verarbeitete. Dann drehte Ra’Shad James mächtig auf. Mit der Crailsheimer Defensive, machte er zunächst was er wollte, mit einem Wahnsinnsblock setzte er hinten ein Zeichen gegen die zuletzt so oft kritisierte Energielosigkeit. Bonn begann mit Intensität. Entsprechend drohten die Baskets schon früh über die Gäste, deren übliche Distanz-Trefferquote die Busfahrt ins Rheinland nicht mitgemacht zu haben schien, hinwegzufegen. Merlins-Coach Tuomas Iisalo nahm die erste Auszeit. Die Bonner Offensive lief ordentlich, in der Verteidigung griffen die Rädchen ineinander. Es sah aus, als wären die Baskets in der Lage, sich früh außer Sichtweite zu begeben.
Doch auch diese Partie zeigte, dass die Mannschaft derzeit ohne Josh Mayo ein wenig kopflos daherkommt. Da aber auch der vom Gegner stets gehetzte Spielmacher seine Pausen benötigt, waren die Bonner in diesen Phasen bestenfalls in der Lage, ihren Vorsprung zu halten. Am Brett hatten Charles Jackson und Martin Breunig mit dem einzig wirklich langen Crailsheimer Philipp Neumann ihre liebe Mühe, in der Offensive fehlte der zweiten Fünf die Selbstverständlichkeit, die souveräne Siege mit sich bringen. Mayo half den Kollegen von der Bank, sich freizuschwimmen. Shane Gibson hatte mit mehr Spielzeit als sonst die Chance zu zeigen, wofür die Baskets ihn geholt hatten: Seine Treffer von der Dreierlinie halfen, das Crailsheimer Selbstbewusstsein nicht zu groß werden zu lassen. Die Defensive packte beherzt zu, zwang die Gäste zu Fehlern, und die „big points“ schienen die Bonner ebenfalls auf ihre Seite gezwungen zu haben, als Jarelle Reischel mit der Pausensirene aus der Ecke zum 51:38 traf.
Doch die Pause half den Gästen mehr als den Baskets. Punkt für Punkt arbeiteten sie von ihrem Rückstand ab. Je näher die Merlins kamen, desto mehr verloren die Baskets an Struktur. Vielleicht war es auch umgekehrt. James Webb III saß mit vier Fouls auf der Bank, Jackson mit einer leicht angeschlagenen Hüfte ebenfalls – und auch Mayo brauchte noch einmal eine Pause. Eine schwierige Phase. Irgendwann aber begannen die Gäste wieder, die kleinen Fehler zu machen. Schrittfehler, mit einem Fuß im Aus, Offensivfoul – die Baskets stoppten den gegnerischen Lauf.
Fans feierten Karneval im Telekom Dome
Trotzdem: Spätestens als Philipp Neumann per Dreipunktspiel zum 74:74 traf, hatte Crailsheim das Spiel für die letzten fünf Minuten endgültig zum Krimi erklärt. Würden die Bonner Nerven dieser Prüfung standhalten? Oder würde angesichts einer gegen den Tabellenletzten drohenden Niederlage das Denken beginnen? Krunic schickte seine Starter aufs Feld. Ra'Shad James konterte den Ausgleich per Dreier zum 77:74 (35.). Die Bonner Nerven hielten, die Führung auch. Als Jackson 3,3 Sekunden vor Schluss nur einen von zwei Freiwürfen zum 89:87 verwandelte, nahm Iisalo noch eine Auszeit, um seinem Team den siegbringenden Spielzug an die Hand zu geben. Keine schlechte Idee, die seine Spieler ordentlich umsetzten und Madgen einen relativ freien Dreipunktewurf gestatteten. Relativ. Dann flog Polas-Bartolo auf ihn zu.
Noch während die Fans im Foyer des Telekom Domes den Elften im Elften feierten, fuhr Krunic mit seiner Mannschaft zum Flughafen nach Brüssel, von wo aus es weiter nach Israel geht: Am Dienstag steht die Champions-League-Partie bei Hapoel Holon auf dem Dienstplan.
Telekom Baskets: Shane Gibson 17 Punkte/5 Dreier, Jarelle Reischel 6/2, Ra'Shad James 22/2, Charles Jackson 11, TJ DiLeo, Martin Breunig 5, Yorman Polas Bartolo 6, Josh Mayo 15/3, James Webb III 7/1, Julian Jasinski.
Crailsheim: Russell 2, Madgen 19/3, Turner 13, Herrera 2, Wysocki 4/1, Neumann 18, Rush, Ferner, Cuffee 11/3, Gay 18.
Trefferquote: Bonn 46% (31/68), Crailsheim 49% (30/61); Dreierquote: Bonn 41% (13/32), Crailsheim 39% (7/18); Freiwurfquote: Bonn 82% (14/17), Crailsheim 80% (20/25); Rebounds: Bonn 32 (Bester: Jackson 9), Crailsheim 38 (Bester: Neumann 8); Assists: Bonn 16 (Bester: James 6), Crailsheim 24; Ballgewinne: Bonn 5, Crailsheim 5; Ballverluste: Bonn 8, Crailsheim 15; Fouls: Bonn 20, Crailsheim 19; Zuschauer: 4890.