Bonner Auswärtssieg in Bamberg Jeremy Morgan setzt mit den Baskets ein Ausrufezeichen

Bonn · Unter Führung von Jeremy Morgan ist den Telekom Baskets in Bamberg eine Machtdemonstration gelungen. Den Sprung an die Tabellenspitze wertet der Bonner Topscorer als Verpflichtung zur kontinuierlichen Arbeit.

 Nach dem deutlichen Auswärtssieg in Bamberg bedanken sich die Spieler der Telekom Baskets um Skyler Bowlin (Mitte) bei den mitgereisten Bonner Fans.

Nach dem deutlichen Auswärtssieg in Bamberg bedanken sich die Spieler der Telekom Baskets um Skyler Bowlin (Mitte) bei den mitgereisten Bonner Fans.

Foto: imago images/HMB-Media/Daniel Löb via www.imago-images.de

Das Spiel war längst entschieden, doch Jeremy Morgan griff noch einmal entschlossen zu. Zehn Sekunden waren noch zu spielen, als die Telekom Baskets in der Offensive beim Stand von 98:77 aus ihrer Sicht den Ball verloren. Bamberg setzte zum Tempogegenstoß an, doch Morgan war aufmerksam, eroberte den Ball zurück und machte per Korbleger die 100 für die Baskets voll. Es war zwar nicht der Schlusspunkt der Partie, weil Justin Robinson auf der Gegenseite bei ablaufender Uhr noch einen Wurf von der Mittellinie versenkte, doch Morgans Aktion setzte gewissermaßen ein Ausrufezeichen hinter eine Bonner Machtdemonstration beim ehemaligen Serienmeister der Basketball-Bundesliga.

Es wäre nach diesem 100:80 (30:23, 26:15, 27:22, 17:20)-Kantersieg gegen Verfolger Brose Bamberg nachvollziehbar gewesen, wenn der Bonner Topscorer (25 Punkte, sechs Ballgewinne) seine Freude über den Sprung an die Tabellenspitze offenbart hätte. Tat er aber nicht. Stattdessen antwortete Morgan auf die Frage, was ihm Platz eins bedeute: „Das bedeutet, dass wir noch einiges an Arbeit vor uns haben. Die Saison ist noch lang. Wir wollen uns weiter verbessern, weiter arbeiten und weiter gewinnen.“ Eine Aussage, die nahelegt, warum Baskets-Cheftrainer Tuomas Iisalo den 26-Jährigen nach der Zusammenarbeit bei den Merlins Crailsheim im Sommer erneut verpflichtete: Weil Morgan ein Spieler ist, der nicht darauf hofft, dass der Erfolg ihm einfach zufliegt, sondern bereit ist, viel zu investieren – und damit perfekt ins Anforderungsprofil Iisalos passt.

„Es war eine sehr solide Leistung von uns. Wir waren vor allem physisch voll da, nicht nur beim Rebounding“, meinte der Bonner Coach und ergänzte: „Alles in allem bin ich sehr zufrieden.“ Vor dem Duell mit den Franken hatte er die Frage aufgeworfen, wie lange sein Team zu Beginn des Spiels brauchen würde, um nach dem spielfreien Wochenende den nötigen Rhythmus zu finden.

Die Antwort lieferte seine Mannschaft, in der Saulius Kulvietis wegen einer Innenbanddehnung im Knie fehlte, in den ersten Minuten sehr deutlich: Vier Dreier – je zwei von Morgan und Justin Gorham – sowie ein erfolgreicher Abschluss von Spielmacher Parker ­Jackson-Cartwright katapultierten die Gäste zum 14:5 nach vorne. "Das war nach den zwei Wochen Pause und jetzt vor dem Break nicht selbstverständlich", kommentierte Iisalo den schwungvollen Auftakt seines Teams. "Zugutegekommen ist uns sicher auch, dass wir heute den Dreier hochprozentig getroffen haben. Dann fällt vieles leichter."

Telekom Baskets beenden schwarze Auswärtsserie in Bamberg

Reisen nach Bamberg waren für die Baskets in der jüngeren Vergangenheit mit vielen Misserfolgen verbunden gewesen: Vor der Begegnung am Freitagabend standen sieben Niederlagen in Folge zu Buche, der letzte Auswärtserfolg datierte vom 6. Mai 2017, als die Bonner den späteren Meister im ersten Spiel des Playoff-Viertelfinals mit 93:92 bezwangen, die Serie aber letztlich mit 1:3 verloren. Diese ernüchternde Bilanz spukte aber offenbar genauso wenig in den Köpfen der Gäste herum wie die drei Tage zuvor von Hauptsponsor Deutsche Telekom bekanntgewordene Entscheidung, bis 2025 die finanzielle Unterstützung schrittweise zu reduzieren. Von Verunsicherung oder mangelnder Fokussierung war im Spiel der Baskets nichts zu spüren.

Das Iisalo-Team stellte Bamberg in deren Defensive vor große Probleme und schaffte es umgekehrt, nach einem noch recht ausgeglichenen ersten Viertel in der Verteidigung die Zügel anzuziehen. Während auf Bamberger Seite vieles an Christian Sengfelder hing, dem besten deutschen Punktesammler der Liga, war das Scoring der Bonner breiter verteilt – auch auf Tim Hasbargen: Der Neuzugang aus Vechta war in den bisherigen Spielen von Iisalo wenig oder sogar gar nicht eingesetzt worden, überzeugte nun aber mit elf Punkten in rund 14 Minuten Einsatzzeit. Am Ende war er einer von sechs Baskets-Spielern, die in der Brose-Arena zweistellig punkteten.

Sicherlich wird es im Team und im Umfeld des Vereins etwas bedauert werden, dass der gute Rhythmus nun ein weiteres Mal durchbrochen wird: Wegen der Länderspiel-Pause steht erst am 4. Dezember gegen Oldenburg das nächste Spiel an, im Training werden die beiden Center Leon Kratzer und Michael Kessens wegen ihrer Berufung in die deutsche Nationalmannschaft zunächst fehlen. Iisalo hat bereits angekündigt, den Spielern eine kleine Pause zu gönnen. Danach aber wird wieder gewissenhaft in der Trainingshalle gearbeitet. Jeremy Morgan wird das sehr freuen.

Bamberg: Aminu, Baggette 2 Punkte, Geben 6, Heckmann 4, Lockhart 5/1 Dreier, Omuvwie 2, Prewitt 14/3, Robinson 11/2, Scott, Sengfelder 24/3, Simpson 12/3.

Bonn: Skyler Bowlin 5/1, Justin Gorham 16/2, Tim Hasbargen 11/3, Parker Jackson-Cartwright 16/2, Michael Kessens 10, Leon Kratzer 2, Marek Mboya Kotieno, Jeremy Morgan 25/5, Karsten Tadda 5/1, Tyson Ward 10.

Trefferquote: Bamberg 50% (29/58), Bonn 61% (36/59); Dreierquote: Bamberg 40% (12/30), Bonn 52% (14/27); Freiwurfquote: Bamberg 71% (10/14), Bonn 64% (14/22); Rebounds: Bamberg 25, Bonn 35 (Bester: Gorham 7); Assists: Bamberg 21, Bonn 20 (Bester: Jackson-Cartwright 8); Ballgewinne: Bamberg 4, Bonn 10 (Bester: Morgan 6); Ballverluste: Bamberg 20, Bonn 18; Fouls: Bamberg 22 (Geben 5), Bonn 22 (Hasbargen 5); Zuschauer: 3091.

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