Basketball in Bonn Telekom Baskets setzen voll auf Vertrauen
Bonn · Wenn die Telekom Baskets am Mittwoch SIG Strasbourg zur ersten Partie der Viertelfinalserie in der Champions League empfangen, ist es eines der größten Spiele der Vereinsgeschichte.
In der Geschäftsstelle der Telekom Baskets kommt man unweigerlich an einer großen Vitrine vorbei. Neben den Pressebüros, gegenüber der offenen Geimeinschaftsküche steht der gläserne Schrank. Darin: Mützen, Schals und die aktuellen Merchandising-Schlager: die Guten-(Jeremy)-Morgan-Tasse und der (Leon)-Eis-Kratzer. Irgendwo unsichtbar daneben liegen alte Witze über zweite Plätze. Zweite Plätze, die den Telekom Baskets in der Vergangenheit oft das Leben schwer gemacht haben, die bleiern über dem Verein lagen. Stets – und vor allem seit dem dramatisch verlorenen Meisterschaftsfinale 2009 – schwebte die Angst vor dem Scheitern wie ein Damokleschwert über jeder Chance auf Erfolg. Vorbei.
Viele schwärmen von Tuomas Iisalo. Von seinen Qualitäten als Basketball-Coach. Von seinen Ideen, die anderen weit voraus sind. Von seiner Genialität in der Teamzusammenstellung und von seiner Art, attraktiven, begeisternden Basketball spielen zu lassen. In den knapp zwei Jahren in Bonn hat Iisalo den Telekom Baskets und ihrem gesamten Umfeld viel gegeben. Vor allem das, was zu den Basics seiner Philosophie gehört: Vertrauen.
Vertrauen in sich selbst, in die Kollegen und in den Coach, sein Trainerteam und den Plan, der zum Ziel führen soll, gehören zu den Grundfesten des Bonner Erfolgs. Damit haben die Baskets, seit Iisalo auf dem Hardtberg angetreten ist, auch das Umfeld und die Fans gewonnen. Die bleierne Schwere ist der Freude an dieser Mannschaft und ihrem Erfolg gewichen.
Und so freut man sich gemeinsam auf den nächsten Schritt auf dem Weg zum möglichen ersten Titel. Am Mittwoch (20 Uhr) tritt der französische Erstligist SIG Strasbourg im Telekom Dome an. In der Viertelfinalserie benötigen die Baskets zwei Siege um ins Top4 der Champions League einzuziehen. Mit elf Siegen in Serie – nur zum Auftakt verlor das Iisalo-Team gegen Reggio Emilia – haben die Bonner reihenweise beeindruckte Gegner zurückgelassen und werden gegenwärtig von den Experten zu den besten Mannschaften in Europa gezählt.
Sie sind der Favorit, das versucht Tuomas Iisalo gar nicht erst abzustreiten. Nach einem trainingsfreien Sonntag konzentrierten er und sein Team sich am Montag in zwei Trainingseinheiten auf die Franzosen. „Es für uns eine komplett neue Mannschaft – und leider nur wenig Zeit für die Vorbereitung“, sagte der Baskets-Trainer, der eindringlich davor warnt, die SIGmen, wie sie sich selbst nennen, zu unterschätzen.
„Sie sind eines der wenigen Teams, die es physisch mit uns aufnehmen können. Auch ohne den verletzten Matt Mitchell.“ In der französischen Liga liegt die Mannschaft des ehemaligen Bamberger Trainers Luca Banchi hinter den Erwartungen. Mit einem Top4-Etat rangieren die Straßburger nur auf Platz elf. „Aber das ist nicht ihr wahres Gesicht“, glaubt Iisalo. „Insofern ist es auch schwierig, sie zu scouten. Sie sind in der Champions League zum dritten Mal hintereinander unter den Top acht und haben entsprechend in solchen Spielen viel Erfahrung.“
Ganz anders die Baskets. Sie sind noch nie so weit gekommen, sind der einzige Neuling unter den Viertelfinalisten – und dennoch ein Titel-Favorit. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt Iisalo, der schon nach dem zähen Sieg gegen Hamburg ein paar Prozent der Aufmerksamkeit seiner Mannschaft bei Straßburg wähnte. „Vielleicht hätte ich das anders gesehen, wenn wir ein paar Dreier mehr getroffen und uns etwas leichter getan hätten“, mutmaßte er. „Straßburg wird jedenfalls ohne Jeremy Morgan und Finn Delany eine Herausforderung. Es ist eine neue Situation für uns alle, eine Playoff-Serie parallel zur Saison in der Bundesliga zu spielen, wo wir ja ebenfalls noch wichtige Spiele vor uns haben und um Platz eins kämpfen.“
Die Fans sind ebenfalls heiß auf die Serie. Schon vergangene Woche waren die 300 zur Verfügung stehenden Tickets für die Partie in Frankreich vergriffen. Für das Spiel am Mittwoch gibt es noch Karten. Iisalo nimmt die Fans wie sein Team in die Pflicht: „Man bekommt nicht so oft die Chance, solche Spiele zu spielen, deshalb brauchen wir auch eine gute Leistung von den Fans.“ Gewinnen die Baskets, können sie am kommenden Dienstag in Frankreich das Ticket fürs Top4 buchen.