Basketball-Bundesliga Telekom Baskets: Sieg mit Schönheitsfehler

Bonn · Die Telekom Baskets verteidigen mit einem 101:92-Erfolg in Ulm die Tabellenführung, werden aber den eigenen Ansprüchen nicht ganz gerecht.

Topscorer mit 18 Zählern in einem Bonner Team, in dem alle Spieler punkteten, war Tyson Ward.

Topscorer mit 18 Zählern in einem Bonner Team, in dem alle Spieler punkteten, war Tyson Ward.

Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Buerke

Die Serie hält: Auch bei ratiopharm Ulm haben die Telekom Baskets Bonn das Feld als Sieger verlassen und die Tabellenführung mit einem 101:92 (25:18, 27:25, 30:25, 19:24)-Sieg verteidigt - dem sechsten in Folge. Zufrieden waren sie allerdings nicht. Als Ulms Karim Kallow in den Schlusssekunden zum wiederholten Mal den Ball in den Bonner Korb stopfte, nachdem er sich einen Offensivrebound gegriffen hatte, blickte Baskets-Trainer Tuomas Iisalo mit in die Seite gestemmten Händen fassungslos noch lange auf die Szene, ehe er zum Handshake mit Ulms Trainer Anton Gavel ging.

Was der Trainer in seiner Körpersprache ausdrückte, fasste Karsten Tadda in Worte: „ Wir können nicht zufrieden sein“, sagte der Baskets-Kapitän. „Wir haben 92 Punkte zugelassen, das entspricht nicht unserer Identität. Über die Leistung müssen wir noch reden.“ Insbesondere das verlorene Schlussviertel dürfte in der Kritik thematisiert werden.

Iisalo ließ TJ Shorts, Tadda, Tyson Ward, Finn Delany und Leon Kratzer in die Partie starten. Der zuletzt erkrankte Mike Kessens und Collin Malcolm, nach seiner längeren Verletzungspause, nahmen zumindest auf der Bank Platz. Tadda zeigte gleich zu Beginn, dass er noch recht genau weiß, wo an alter Wirkungsstätte die Körbe hängen und eröffnete die Partie per Dreier.

Nervöse Ulmer arbeiteten von Beginn an das Handbuch der Basketballfehler ab, doch die Baskets konnten daraus nicht entsprechend Kapital schlagen, weil ihre eigene Trefferquote überschaubar war. Vom Duell der beiden kleinsten Spieler der Liga war zunächst nur der Bonner TJ Shorts zu sehen, Ulms Brasilianer Yago Dos Santos fand nicht in die Partie.

Nach sechs Minuten sammelte Ward bereits den sechsten Bonner Offensivrebound ein und machte ihn zur 14:9-Führung. Bonn hatte zu diesem Zeitpunkt schon 13 Abschlüsse generiert, Ulm nur drei. Die Baskets wirkten deutlich überlegen, zwangen Ulm zu Ballverlusten in Serie. Dafür war die Führung nicht hoch genug. Mit sieben Punkten Vorsprung ging es ins zweite Viertel (25:18), bis auf Kessens hatten alle eingesetzten Spieler gepunktet.

Obwohl Ulm mit zwei Dreiern ins zweite Viertel startete, waren es die Bonner, die wieder ihre Überlegenheit demonstrierten. Deutlich aufmerksamer als die Ulmer machten sie den Männern in Orange weiter das Leben schwer, klauten ihnen ein ums andere Mal den Ball und schickten zunächst Delany und dann Ward mit einem Statement-Dunk auf den Weg zum Ulmer Korb.

Das machte nicht nur Punkte sondern auch Eindruck, der Ulmer Cheftrainer Anton Gavel nahm eine Auszeit. Fedor Zugic brachte die Ulmer per Dreier aus der Auszeit ins Spiel, doch der Konter von Tadda zur Bonner 36:27-Führung folgte prompt und ebenfalls aus der Distanz. Jetzt allerdings kam neben der eigentlich zu knappen Führung ein zweites Problem hinzu: Shorts hatte bereits zwei Fouls auf dem Konto, Delany sogar drei – und es waren bis zur Halbzeit noch fünf Minuten zu spielen. Iisalo war nicht begeistert als er den Neuseeländer auf die Bank beorderte.

Kratzer, Sebastian Herrera und Ward schossen dann schnell die höchste Bonner Führung vor der Halbzeit heraus (42:30, 16.), doch die Ulmer waren jetzt besser im Spiel und verkürzten ebenso schnell auf sechs Punkte Rückstand. Iisalo nahm eine Auszeit. „Wir schießen uns selbst in den Fuß“, schimpfte der Finne und verlangte mehr Focus. Sein Team hatte vollkommen unnötig die Halle wieder ins Spiel kommen lassen. Bei 52:43 aus Bonner Sicht wurden die Seiten gewechselt.

Die Pause und das, was Iisalo in der Kabine sagte, taten den Baskets gut: Jetzt spielten sie mit Souveränität und Effektivität, die in dieser Saison schon manchen Gegner beeindruckt hat und bauten den Vorsprung kontinuierlich aus. Tadda stabilisierte intelligent das Bonner Spiel und punktete, wann es nötig war. Ulm wirkte geradezu hilflos, als die Baskets mit mannschaftsdienlichem Spiel auf 76:61 davonzogen. Gavel schien gar nicht genug Auszeiten zu haben um seinem Team Luft zu verschaffen und das Spiel der Baskets zu unterbrechen.

Auch bei der höchsten Bonner Führung durch Herrera (93:74, 35.), versuchte Gavel noch einmal durch eine Besprechung einzugreifen. Und sein Team profitierte von der kurzen Pause. Angeführt von Jallow spielten die Ulmer, als gäbe es den Rückstand nicht. Iisalo köchelte auf kleiner Flamme. „Es ist noch nicht vorbei“, mahnte er in seiner Auszeit und wiederholte eindringlich: „Es ist noch nicht vorbei!“

Fanden auch die Hausherren, die munter weiter verkürzten, was Iisalo noch einmal mit einem Wechsel von gleich vier Spielern quittierte. Die Sache mit dem Gesprächsbedarf sieht er wohl ähnlich wie sein Kapitän. Siege alleine reichen Iisalo und seinem Team nicht. Die Art und Weise zählt. Das macht sie zum Tabellenführer.

Telekom Baskets: Tyson Ward 18 Punkte/ 1 Dreier, Karsten Tadda 17/5, TJ Shorts 15, Leon Kratzer 13, Sebastian Herrera 12/2, Finn Delany 11/1, Deane Williams 7/1, Zach Ensminger 6/2, Mike Kessens 2.

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