Telekom Baskets Telekom Baskets siegen gegen Brose Bamberg

Bonn · Die Telekom Baskets deklassieren angeführt vom überragenden Tomislav Zubcic den deutschen Meister Brose mit 106:69.

Der Ball war noch unterwegs, da hob Tomislav Zubcic schon den Arm und zeigte an: passt, drei Punkte. Der Kroate hatte das Gefühl für den Mitarbeiter Ball an diesem Abend, wie es selten ein Spieler hat, und die 6000 Zuschauer im Telekom Dome erlebten ein Basketballspiel zum Augenreiben. Die Telekom Baskets zerlegten den deutschen Meister Brose Bamberg nach allen Regeln der Kunst und zogen nach dem 106:69 (26:14, 27:17, 32:22, 21:16) in der Tabelle an den Franken vorbei. Sicher hatte vorher niemand wirklich geglaubt, dass nach dem 65:83 im Hinspiel auch noch der direkte Vergleich drin war. Aber die Mannschaft von Headcoach Predrag Krunic überrannte die Franken wie im Rausch und schickte sie gedemütigt gen Heimat – im Kopf einen personifizierten Albtraum namens Tomislav Zubcic. Der Kroate markierte 33 Punkte bei beinahe tadelloser Trefferquote.

„Wir sind gut gestartet, waren konsequent in der Defense und clever in der Offense“, sagte der Mann des Abends. Das Wort „ich“ kam in seiner Analyse nicht vor, aber er benutzte es dann doch noch: „Es fühlt sich großartig an, diesen Abend werde ich wohl nie vergessen.“ Es war eines der besten Spiele, die eine Mannschaft der Telekom Baskets je im Telekom Dome gezeigt hat.

Die Baskets waren Außenseiter – aber deutlich weniger als sonst. Der deutsche Meister kam als Sechster in den Telekom Dome, gerade einmal einen Platz besser als die Bonner. Zudem hatten die Bamberger eine strapaziöse Dienstreise nach Moskau hinter sich, wo sie sich ZSKA in der Euroleague am Freitag mit 72:81 geschlagen geben mussten. Dabei verloren sie einen ihrer wichtigsten Männer: Daniel Hackett kugelte sich einen Finger aus und musste in Bonn passen. Bei aller unbestrittenen Qualität der Franken: Die fitteren Beine hatten die Bonner.

Und das zeigte sich von Beginn an. Schon nach vier Minuten musste Gäste-Coach Ilias Kantzouris, der den an der Schulter operierten Headcoach Andre Trinchieri vertrat, die erste Auszeit nehmen. Josh Mayo hatte den Ball gerade zum Bonner 12:2 in der Korb gelegt, die Bamberger waren bis dahin nur von der Freiwurflinie erfolgreich. Was die Bonner spielten, sah selbstverständlich und vielversprechend aus. Das einzige Problem: Spielmacher Mayo kassierte schon in der fünften Minute sein zweites Foul und musste auf die Bank. Bis zur Pause verzichtete Krunic auf seinen Kapitän, weil er es sich leisten konnte: Egal, wer auf dem Feld stand, er sog vom kollektiven Selbstbewusstsein. Bonn spielte mit der Dominanz, die sonst eher Bamberg an den Tag legt. Vermutlich hatte Trinchieri am Fernseher schon das eine oder andere technische Foul kassiert.

Die Gäste wirkten zeitweise hilflos, schon nach dem ersten Viertel führten die Baskets 26:14 – und das ohne Mayo. Auch in Durchgang zwei dominierten die Bonner. Nicht zuletzt dank der Dreier von Zubcic, die den Meister zusehends entnervten. Unsportliche Fouls, Ballverluste en masse, vergebene Wurfversuche – die Bamberger spielten wie sonst ihre beeindruckten Gegner. Ab der 12. Minute mussten die Gäste auf den mit dem Fuß umgeknickten Center Leon Radosevic verzichten, was Julian Gamble unter den Körben vollends Tür und Tor öffnete.

Als Konstantin Klein ebenfalls per Dreier zum 43:18 traf (15.), sprang die komplette Bonner Bank auf und freute sich mit dem Mann, der so lange auf der Suche nach seinem Distanzwurf gewesen war. Die Baskets blieben konsequent wie ein Raubtier, das die Beute nicht mehr aus den Fängen lässt. „Ich hoffe, wir spielen in der zweiten Halbzeit genau so, dann haben wir eine Chance, hier zu gewinnen“, sagte Klein in das Mikrofon von telekom.basketball, während seine Teamkameraden, begleitet vom stürmischen Applaus der stehenden Zuschauer, in die Kabine gingen. Was konnte Krunic sagen außer: „Weiter so.“ Sein Team hatte sich in einen Rausch gespielt. Jetzt galt es, ihn zu konservieren.

Es gelang. Die Beute hatte keine Chance mehr. Der Vorsprung wuchs. An der Seite unterzog der zappelnde Krunic den Knopf an seinem Jackett wieder einer harten Prüfung. Auf der Bamberger Bank sehnten die Gesichter schon Mitte des dritten Viertels das Ende herbei, die Spielfreude der Baskets war ungebrochen, auf den Rängen war die Stimmung wohl nicht schlechter als bei „Bonn steht Kopp“. Wann hat je ein Hallenchor fünf Minuten vor Schluss den Sieg gegen den Serienmeister gefeiert? Am Sonntagabend.

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