Basketball Telekom Baskets verpassen Pokal-Finale hauchdünn

BAMBERG · Bonner präsentieren sich beim 87:90 in Bamberg erheblich verbessert. Am Ende reichte es dennoch nicht. Die Franken treten nun im Pokal-Finale gegen Berlin an.

Enttäuschung stand in den Gesichtern von Josh Mayo, James Webb III. und ihren Teamkameraden. Martin Breunig ging zum Interview. Eine starke Vorstellung der Telekom Baskets im Pokalhalbfinale ist nicht belohnt worden. Nach einem Krimi mit Playoffstimmung bei Brose Bamberg musste sich die Mannschaft von Interimstrainer Chris O‘Shea mit 87:90 (21:14, 29:32, 21:28, 16:16) geschlagen geben. Letztlich wurde den Baskets eine hohe Foulbelastung und zu viele vergeben Freiwürfe zum Verhängnis. „Ich bin stolz auf unser Team“, sagte Martin Breunig, der wieder eine überragende Vorstellung mit persönlicher Bestleistung von 21 Punkten ablieferte. „Wir haben aber nach der Führung leider den Faden verloren“, sagte er. „Ich hatte das Gefühl, wir waren als Team heute alle auf der gleichen Seite. Es hat in der Kommunikation gestimmt und das hat sich in Defense und Offense ausgezahlt.“

Wenn die Enttäuschung verflogen ist, dürfen die Baskets mit einer positiven Bilanz und neuem Selbstvertrauen am Montagmorgen zum Champions-League-Spiel nach Venedig aufbrechen (Dienstag, 20.30 Uhr). Die Bamberger empfangen im Finale am 17. Februar Alba Berlin, das sich im anderen Halbfinale am Nachmittag deutlich mit 105:70 gegen Frankfurt durchgesetzt hatte.

Zwei neue Cheftrainer im Duell

Das Spiel stand unter außergewöhnlichen Vorzeichen. Beide Teams gingen mit Coaches an den Start, die vergangene Woche noch Co-Trainer gewesen waren. Bamberg hatte sich nach der deutlichen Niederlage gegen Vechta vom Litauer Ainars Bagatskis getrennt und seinen Assistenten Federico Perego an die Seitenlinie befördert. In Bonn trat O’Shea in die Fußstapfen von Predrag Krunic. Und er ging in dieses Do-or-die-Game mit der Chance, nicht nur eine Interimslösung über die beiden Spiele in Bamberg und Venedig hinaus zu bleiben. Das erklärte zumindest Baskets-Sportmanager Michael Wichterich vor der Partie: „Chris hat in der Vergangenheit hervorragende Arbeit geleistet und wir wollen uns ansehen, wie er sich in seiner neuen Aufgabe präsentiert.“

Und wie sich sein Team präsenteren würde. Denn die inkonstanten Leistungen einer Mannschaft, die einmal zeigte, welches Potenzial in ihr steckt und dann wieder mehr Fragen als Antworten auf dem Parkett ließ, hatte schließlich Krunic den Job gekostet.

Guter Start der Baskets

Nach vier Punkten von Brose-Center Cliff Alexander steigen die Baskets auf der Anzeigetafel mit in die Partie ein und schossen mit einem 12:0-Lauf eine 12:4-Führung heraus (6.). Allerdings war der beste Bonner Verteidiger da bereits mit zwei Fouls belastet. Eine Hypothek.

Der Rest ließ sich nicht beirren und spielte weiter konsequent in der Defense und bereitete den Hausherren einige Probleme. Einmal zwangen sie ratlose Bamberger zum Verletzten der Drei-Sekunden-Regel, weil sie alle Passwege dicht machten, dann ließen sie nur schwierige Würfe zu, die die Franken in ihrer aktuellen Verfassung nicht so selbstverständlich verwandelten, wie die verwöhnte Bamberger Fans es gewöhnt sind.

Als Webb III, von dem sich O’Shea erhofft hatte, dass er einige Punkte des fehlenden Topscorers Ra’Shad James, von dem sich die Baskets ebenfalls unter der Woche getrennt hatten, übernehmen würde, per Dreier zur 25:22-Führung traf, lag die Bonner Dreierquote bei 50 Prozent, die Balance zwischen Innen- und Außenspiel stimmte ebenso wie die Kommunikation.

Ein Notwurf von Webb III, im Fallen an der Auslinie vor der Bonner Bank, fiel tatsächlich in den Korb. Ein Zeichen für das zurückgekehrte Glück der kleinen Angelegenheiten. Die Bonner blieben aufmerksam im Rebound, aber die penible Spielführung der Unparteiischen brachte die Baskets mehr und mehr in Probleme, weil sie die Verteidigung ein wenig lockern mussten.

Auf den Bonner Lauf folgte dann allerdings einem alten Basketballgesetz gehorchend ein Lauf der Hausherren und statt einer ursprünglich einmal komfortablen 14-Punkteführung (42:28, 16.) nahmen die Baskets einen abschließenden Hinweis von Bryce Taylor mit in die Kabine.

Ex-Bonner Tayler mit dem Halbzeitbuzzer

Der Ex-Bonner verpasste den Bonnern mit dem Halbzeitbuzzer eine Erinnerung daran, dass diese Partie bei weitem nicht gewonnen war. Und daran, dass es mit weniger als 110 Prozent Defense keinen Einzug ins Finale geben würde. Die konsequente Verteidigung der ersten 17 Minuten hatte die Baskets schon in gewaltige Foulprobleme gebracht: Da waren Jarelle Reischel (4), Polas Bartolo, Mayo und Bircevic (je 3) deutlich angezählt.

Dennoch hatte die erste Hälfte gezeigt, dass das vierte Pokalfinale der Baskets-Vereinsgeschichte in Reichweite war. Da war was möglich. Das zeigte sich auch nach dem Seitenwechsel, denn zunächst lief nicht viel für die Mannschaft von O’Shea zusammen, doch sie ließ sich weder davon unterkriegen, noch von der Tatsache, dass sie jetzt 5900 Klatschpappen im Spiel waren.

Ständiger Führungswechsel bis zum Schluss

Es war eine Partie auf Augenhöhe, die Führung wechselte immer wieder die Seiten. Wer auch immer in Magenta auf dem Feld stand, es sah nach Teambasketball aus. Als die Partie auf die Zielgerade ging, war eine Verlängerung nicht unwahrscheinlich. Mayo kassierte zwei Minuten vor Schluss sein viertes Foul, O’Shea nahm eine Auszeit, besprach das Vorgehen - und ließ seinen Spielmacher auf dem Feld.

Bei noch 27 Sekunden auf der Uhr arbeitete Polas Bartolo den Ball mit purem Willen zum 87:87-Ausgleich in den Korb. Aber Rice ließ Webb III im Gegenzug mit einer Finte aussteigen und markierte abermals die Frankenführung (89:87). O‘Shea bat wieder zur Besprechung, aber der angesagte Spielzug über Breunig fand nicht den Weg in den Korb. Das war’s.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort