Alec Brown verpflichtet Telekom Baskets reagieren mit neuem Spieler auf Krise

BONN · Die Telekom Baskets Bonn reagieren auf die Talfahrt in der Basketball-Bundesliga mit der Verpflichtung von Alec Brown. Ein weiterer Neuzugang soll folgen – und Trainer Thomas Päch bleiben.

 Die Telekom Baskets Bonn haben Alec Brown verpflichtet.

Die Telekom Baskets Bonn haben Alec Brown verpflichtet.

Foto: BCL

Das Gute am Tiefpunkt? Danach geht es aufwärts. Ob den Telekom Baskets Bonn der Sinn nach Galgenhumor steht? Es darf bezweifelt werden, der Verein steckt in der größten Krise seit seiner Gründung. Dabei sollte die Saison 2019/20 eine Spielzeit des Aufbruchs werden – neuer Trainer, neuer Weg. Doch jetzt steht das Urgestein der Basketball-Bundesliga so schlecht da wie nie zuvor. Zwei Siege aus elf Spielen – Tabellenvorletzter.

Weil Nürnberg keine Lizenz erhielt und die BBL so nur mit 17 Teams an den Start ging, gibt es auch nur einen Absteiger. Glück für Bonn? Noch rangiert der Mitteldeutsche Basketballclub hinter den Hardtbergern, aber sie müssen sich mit dem Thema Abstiegskampf befassen – und haben jetzt mit der Verpflichtung von Center Alec Brown reagiert. In Würzburg kann er die Baskets am Sonntag (18 Uhr) noch nicht unterstützen, am 5. Januar in Ulm soll er erstmals das Baskets-Trikot tragen. Zudem teilten die Telekom Baskets am Freitag mit, dass es eine weitere Verpflichtung in Aussicht gebe, allerdings ohne einen Namen zu nennen. Zugleich stellten sich die Bonner hinter ihren Trainer. Gemeinsam mit Thomas Päch wolle man daran arbeiten, die personelle und sportliche Situation zu verbessern. Die Aspekte der Krise:

Das Konzept

...besteht unter dem neuen Coach Thomas Päch darin, dass es auf dem Feld deutlich weniger Konzept gibt. „Read and react“ ist das Grundprinzip. Situationen lesen und darauf reagieren. Ohne vorgefertigte Lösungen. Das kann gut funktionieren, aber Spieler, die gewöhnt sind, nach Vorgaben zu handeln, tun sich schwer mit der Freiheit, wenn die Dinge nicht wie gewünscht funktionieren. Dann wären Lösungen, an denen man sich entlanghangeln kann, ein hilfreiches Gerüst. Insofern war der Wechsel vielleicht zu radikal. Päch verteilt die Spielzeiten möglichst gleich. Kann helfen, am Ende noch genügend Sprit im Tank zu haben, könnte aber auch das in einer Profimannschaft elementare Leistungsprinzip untergraben.

 Mit dem Mut der Verzweiflung warf sich TJ DiLeo in jeden Ball – es half nicht. Die Baskets mussten sich im Kellerduell auch den Hamburg Towers geschlagen geben.

Mit dem Mut der Verzweiflung warf sich TJ DiLeo in jeden Ball – es half nicht. Die Baskets mussten sich im Kellerduell auch den Hamburg Towers geschlagen geben.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Die Spieler

Besonders die deutschen Verpflichtungen ernteten neben Trainer Thomas Päch vorfreudige Begeisterung bei den Baskets-Fans und -Zuschauern. Doch im Grunde liefern nur die etablierten Bonner TJ DiLeo, Yorman Polas Bartolo, Bojan Subotic und mit Abstrichen Martin Breunig das Erwartete ab. Weder Joshiko Saibou noch Benjamin Lischka sind bis dato wirklich in Bonn angekommen, Scharfschütze Ben Simons kann Spiele allein entscheiden, ist aber alles andere als eine verlässliche Größe wie es Josh Mayo aus der Distanz war. Branden Frazier traut sich was, das ist schon mal gut. Oft geht er voran, manchmal übertreibt er’s auch und trifft die falschen Entscheidungen. Stephen Zimmerman ist ein Projekt, aber eines das bedeutend besser funktioniert als andere. Die einzige positive Überraschung bislang – die jetzt mit einem entzündeten Cut an der Hand bis zu vier Wochen ausfällt.

Die Kaderzusammenstellung

Zu viele Indianer, kaum ein Häuptling. Da ist zwar immer mal einer, der das Heft des Handelns übernimmt, aber DEN einen Leader gibt es nicht. Insgesamt ist dieser Kader zu brav. Und, meinen manche Experten, vielleicht auch zu wenig athletisch für die BBL. Das könnte einer der Gründe für die Differenz zwischen den nationalen und den internationalen Ergebnissen sein. Bonn hat europäische Top-Clubs geschlagen, aber beinahe überall geht es weniger athletisch zu als in der Bundesliga.

Blender Champions League

Vielleicht haben die Baskets mit ihrer Reaktion auf die BBL-Misere so lange gewartet, weil es in der Champions League nach Wunsch und sogar besser lief. Auswärtssiege in Dijon und Saragossa, Spitzenreiter in Gruppe D, vielleicht würde es ja nur Geduld brauchen, bis der Knoten auch in der BBL platzt. Doch das Team blieb Dr. Champions-League-Jekyll und Mr. BBL-Hyde.

Verletzungen

Die Blessuren in dieser Saison machten eine Nachverpflichtung nicht unbedingt einfacher. Hier kann man nur spekulieren: Möglicherweise wurde zunächst ein Aufbauspieler gesucht. Dann aber verletzte sich Benjamin Lischka am Knie. Es war zunächst nicht klar, wie schwer die Verletzung ist, der zeitliche Ablauf war zudem ungünstig, die Baskets mussten einige Tage abwarten, ehe die genaue Diagnose feststand. Vielleicht wurde da dann schon ein Power Forward gesucht. Die Tatsache, dass Lischka, inzwischen wieder im Einsatz, derzeit keine große Stütze ist, könnte zur intensivierten Suche geführt haben. Und dann verletzte sich Zimmermann mit der Aussicht auf vier Wochen Pause. Wieder umdisponieren und einen Center suchen? So könnte es gewesen sein. Jetzt kommt also ein Riese mit Distanzwurf. Und dazu vielleicht doch wieder der ursprünglich gesuchte Spielmacher...

Die Zuschauer

Es war schon eine sehr merkwürdige Stimmung während und nach der Hamburg-Partie. Verzweifelte Appelle von Hallensprecher Stephan Unkelbach, die Mannschaft zu unterstützen, gipfelten darin, dass er sich in der Crunchtime für seine Animationsversuche entschuldigte: „Auch wenn ich Euch nerve, jetzt feuern wir noch mal an.“

Früher undenkbar, aber in Bonn gibt es inzwischen mehr Publikum als Fans. Die Erwartungshaltung, für den Eintrittspreis entsprechende Unterhaltung zu bekommen, mag berechtigt sein, hilft aber einer verunsicherten Mannschaft auch nicht weiter.

Pleiten, Pech und Nerven

Wenn man kein Glück hat, kommt auch noch Pech dazu. Das gilt insbesondere im Tabellenkeller. Die Baskets haben den Absprung verpasst, ehe die Talfahrt in die Gefilde gelangte, in denen dann auch der Kopf entscheidend mitspielt und Nerven und Hände beginnen zu flattern. Jetzt sind sie da, wo alle Wege nur kämpferischen Tugenden hinausführen. Im Prinzip ist also nichts anderes gefragt als der Baskets-Spirit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort