Champions League Telekom Baskets versagen kollektiv gegen Nanterre
BONN · Die Telekom Baskets Bonn geraten bei der 56:103-Niederlage in der Champions League gegen Nanterre 92 aus den Fugen. Die Tür zum Achtelfinale schließt sich allmählich.
Da fehlen nicht zuletzt den Fans die Worte. Drei Tage nach der besten Saisonleistung in der Basketball-Bundesliga beim 86:62-Sieg gegen die Riesen Ludwigsburg und dem zweiten Erfolg in Serie sind die Telekom Baskets Bonn auf ihrem kleinen Höhenflug jäh abgestürzt. In der Champions League kam die Mannschaft von Trainer Predrag Krunic bei Nanterre 92 mit 56:103 (15:26, 13:28, 21:24, 7:25) böse unter die Räder und kann sich ihre Ambitionen auf das Erreichen des Achtelfinals wohl jetzt schon abschminken.
Coach Krunic hatte die Partie beim Tabellenfünften der Gruppe B als richtungsweisend bezeichnet und gefordert, dass seine Profis ähnlich intensiv, konzentriert, zielstrebig und entschlossen aufs Parkett gehen wie gegen die Ludwigburger. Denn ein Erfolg in dem Vorort von Paris hätte die Bonner in Tuchfühlung zu Platz vier gebracht. Nanterre jedenfalls hätten sie überholt.
Und die Baskets begannen zumindest nicht schlecht. Die Abwesenheit von Nanterrre-Center Julian Gamble, der an Schulter und Sprunggelenk verletzt ist und gegen seinen ehemaligen Club passen musste, wollten sie zu ihrem Vorteil nutzen und vor allem Martin Breunig unter den Körben in Stellung bringen. Der Center war zum 2:3 erfolgreich und traf nach 7:12-Rückstand auch zum 9:12-Anschluss, hatte aber bei weiteren Versuchen kein Wurfglück.
Entscheidend aber war, dass die Gäste als Team überhaupt keinen Rhythmus entwickelten. Offensiv wurde ihr Spiel immer verkrampfter. Was aber schlimmer wog war, dass sie sich in der Defensive schlimme Patzer erlaubten und der Gastgeber mehrmals am Korb freistehende Mitspieler fand und zu einfachen Punkten kam. Der Dunking von Jean-Marc Pansa zum 28:19 für Nanterre war eines der vielen Beispiele.
Bonn geriet völlig aus den Fugen, wobei die gefürchteten Dreierschützen der Franzosen noch gar nicht aufgedreht hatten, sondern sie nahmen ihren Gegner aus Nah- und Mitteldistanz unter Beschuss. Nach und nach begannen die Hausherren, die Baskets mit Ballstaffetten buchstäblich schwindelig zu spielen. Und dann nahmen auch die Distanzschützen ihre Arbeit auf. Zweimal wanderte der Ball blitzschnell von links nach rechts und umgekehrt, und aus der Ecke nahmen zuerst Lahaou Konate, dann Corentin Carne Maß: 23:38.
Dass bis hierhin außer Breunig noch kein anderer Bonner erwähnt wurde, hat seinen Grund: kollektives Versagen. In der zweiten Halbzeit veranstaltete Nanterre ein munteres Scheibenschießen. Wer hat noch nicht, wer will noch mal? „Verteidigung, Intensität. Verteidigung, Intensität“, schrie Krunic in einer Auszeit. Es half nicht. Die Baskets blieben jeden Beweis schuldig, in ihrer Gruppe auch nur ansatzweise zu den Achtelfinalkandidaten zu zählen. Dass ihnen Nanterre offenbar nicht liegt – schon das Hinspiel hatten sie deutlich mit 57:81 verloren, und sie waren auch in der Vergangenheit gegen den Club wenig erfolgreich – ist sicher ein Fakt, aber so desolat aufzutreten, wird die sportlich Verantwortlichen und die Vereinsführung sicher noch beschäftigen.
Zwei Minuten vor dem Ende schob Nanterre seine Punkteausbeute in den dreistelligen Bereich – es war zu erwarten. Am Ende brachten sie sechs Spieler mit zweistelligen Punktausbeuten auf die Anzeigetafel. Als positiv kann man nur noch werten, dass die Baskets am Wochenende in der Bundesliga spielfrei haben und sich auf das Heimspiel am Dienstag (20 Uhr, Telekom Dome) in der Champions League gegen Fribourg konzentrieren können und darauf zu erkunden, warum es im Team einfach nicht laufen will.
Punkte Bonn: Reischel 0, Hanlan 8, Subotic 7, James 7, DiLeo 8/2 Dreier, Breunig 11, Bartolo 2, Mayo 2, Webb III 11/1, Möller 0.