Bonn zu Gast in Chemnitz Telekom Baskets wollen positive Energie erzeugen

Bonn · Im ersten Spiel nach der Trennung von Trainer Igor Jovovic sind die Telekom Baskets am Freitagabend bei den Niners Chemnitz zu Gast. Deren Trainer hat eine Vergangenheit auf dem Hardtberg.

 Baskets-Interimstrainer Chris O'Shea hat in der Trainingswoche viel mit den Spielern gesprochen. Sein Ziel: die etwas angekratzte Atmosphäre verbessern.

Baskets-Interimstrainer Chris O'Shea hat in der Trainingswoche viel mit den Spielern gesprochen. Sein Ziel: die etwas angekratzte Atmosphäre verbessern.

Foto: Jörn Wolter / wolterfoto.de

Chris O‘Shea kennt die Situation ziemlich gut. Schon zum dritten Mal ist der US-Amerikaner als Interimscoach bei den Telekom Baskets Bonn eingesprungen, um das schlingernde Team wieder auf Kurs zu bringen. Und er wird sich zum dritten Mal wieder zurückziehen auf seinen Posten als Assistenztrainer, wenn der Basketball-Bundesligist einen Nachfolger für den am vergangenen Montag beurlaubten Igor Jovovic präsentiert – klaglos, wie O‘Shea durchblicken lässt. „Ich bin wie immer bereit für alles, was kommt. Für mich und die Mannschaft ist nicht wichtig, was war oder was sein wird. Unser ganzer Fokus liegt auf dem Spiel gegen Chemnitz“, sagt der 39-Jährige, als er am Donnerstagnachmittag im Bus Richtung Sachsen sitzt.

Dort wartet am Freitagabend (19 Uhr/MagentaSport) mit den Niners erneut ein Team auf die Bonner, das mit drei Siegen und acht Niederlagen die gleiche Bilanz aufweist. Unterschiedlich dürfte es aber um das Selbstvertrauen der beiden Mannschaften bestellt sein: Während die Baskets beim 77:89 gegen Würzburg in den Schlussminuten in sich zusammenfielen und Jovovic daraufhin gehen musste, überraschte Chemnitz bei der äußerst knappen 76:77-Niederlage gegen Bayern München. Überhaupt hat sich der Aufsteiger in seiner ersten BBL-Saison nach Startschwierigkeiten akklimatisiert und seine drei bisherigen Siege in den vergangenen fünf Spielen eingefahren, darunter ein klarer 95:75-Erfolg gegen die ambitionierten Hamburg Towers. „Sie spielen mit viel Energie und haben die beste Dreierquote der Liga. Diese Würfe müssen wir ihnen so schwer wie möglich machen“, nennt O‘Shea eine der Hauptaufgaben seines Teams für Freitag.

In der Trainingswoche hat er keine Revolution auf dem Parkett gestartet, denn „taktisch hat man wenig Zeit, etwas zu verändern und es ergibt auch keinen Sinn, großartig etwas anders zu machen“, sagt O‘Shea, der stattdessen auf Altbewährtes aus seinem Interims-Erfahrungsschatz setzt: „Ich versuche immer, die Atmosphäre zu verbessern, mit positiver Energie an die Sache heranzugehen und Gespräche mit den Spielern zu führen.“ In diesen hat er eine Jetzt-erst-recht-Mentalität ausgemacht. „Der Montag war für die meisten schwer, denn die Mannschaft weiß, dass nicht allein der Trainer schuld ist, alle waren daran beteiligt. Jetzt will das Team etwas beweisen“, sagt O‘Shea.

Zum Beispiel, dass die Baskets in der Lage sind, auch in schwierigen Phasen strukturiert zu bleiben und Antworten auf die Läufe des Gegners zu geben. „Wir müssen Wege finden, schneller auf unsere Tiefen in einem Spiel zu reagieren. In schwierigen Phasen verlieren wir manchmal den Kopf, da müssen wir mental stärker sein“, wünscht sich O‘Shea. Gegen Würzburg habe das Team zu wenige Lösungen gefunden, „dieses Mal müssen wir weiterspielen und nicht so lange überlegen, was als nächstes passiert“.

Niners-Coach Pastore spielte vor 20 Jahren in Bonn

Gründe für Pessimismus sieht der mehr als fünf Jahre in Bonn tätige Coach trotz des verpatzten ersten Saisondrittels nicht. „Ich glaube, wir haben gezeigt, dass wir gut Basketball spielen können“, meint O‘Shea, dies müsse das Team nun allerdings über volle vier Viertel beweisen. Sein Chemnitzer Kollege Rodrigo Pastore denkt ähnlich über den Gegner und dessen bisherige Auftritte. „Rein von den Namen her müsste Bonn eigentlich weiter oben stehen“, wird der Niners-Coach auf der Webseite des Clubs zitiert.

Für den Argentinier ist die Partie eine Begegnung mit der Vergangenheit: In der Saison 1999/2000 spielte Pastore für die Baskets und erreichte mit der Mannschaft von Trainer Bruno Socé das Playoff-Halbfinale. Der damals 28-Jährige agierte als Nummer zwei hinter Spielmacher Derrick Phelps und kam durchschnittlich auf 5,7 Punkte pro Spiel. „Das ist mittlerweile zwar mehr als 20 Jahre her, aber umso schöner, sich jetzt in der ersten Liga wiederzusehen“, sagt Pastore, der die Chemnitzer seit 2015 trainiert und mit ihnen in der vergangenen Saison erstmals in die Bundesliga aufgestiegen ist.

Gegen die Bonner nicht mehr dabei ist Wesley Clark. Der US-amerikanische Point Guard zog in dieser Woche eine Ausstiegsklausel und schloss sich dem italienischen Team Umana Reyer Venedig an. Sein Abschied dürfte den Baskets durchaus in die Karten spielen, denn zuletzt kam Clark immer besser in Fahrt und war maßgeblich an den Siegen gegen Hamburg (18 Punkte) und Weißenfels (16 Punkte) beteiligt.

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