Nach Pokal-Aus in Berlin Telekom Baskets zwischen Frust und Angriffslust

BERLIN · Jared Jordan schüttelte den Kopf. Gerade hatte er sich am Berliner Flughafen auf einem von seinen Mitspielern herumgereichten iPad die letzten Sekunden des Pokal-Qualifikationsspiels bei Alba Berlin angesehen. Wieder und wieder hatte er seit dem zu Albas Gunsten entscheidenden Dreier von Reggie Redding am Mittwochabend den Kopf geschüttelt. Unzählige Male.

"Und es werden sicher noch viele Male dazu kommen", sagte der Spielmacher der Telekom Baskets vor dem Abflug Richtung Köln/Bonn. Ähnlich oft hatte er "unbelievable" gemurmelt - nicht zu fassen.

Es waren die ersten bewegten Bilder, die da herumgereicht wurden. Zuvor hatte man die Szenen immer wieder aus den Gedanken zusammengepuzzelt. Wer hatte wann was getan - oder nicht getan? Die Baskets hatten in der O2-Arena mit zwei Punkten geführt, als Leon Radosevic nur noch mit einem Foul vom Korberfolg abzuhalten war. Als der Berliner den ersten fälligen Freiwurf vergeben hatte, war klar: Es wird zum Rebound-Duell kommen - ein Freiwurfpunkt hätte Alba nicht gereicht, Radosevic würde auf den Ring werfen, um doch noch einen Korb, der mindestens zwei Punkte wert ist, zu ermöglichen.

Genauso kam es. Und Tony Gaffney, der sein bestes Spiel für die Baskets in dieser Saison gemacht hatte, leistete seinen Beitrag zum Puzzle: "Jan Jagla hat mich unter dem Korb von hinten umklammert, ich konnte nicht mal die Arme heben." Nach den Regeln ein klares Foul, das auf dem Video auch eindeutig zu sehen ist. Der Ringkampf endete für beide auf dem Hallenboden - ungefähr in dem Moment, als der unheilvolle Redding-Wurf aus der Ecke schon unterwegs war.

[kein Linktext vorhanden]Hätte man vor dem letzten Angriff bei noch fünf oder sechs verbleibenden Sekunden auf der Uhr nicht eine Auszeit nehmen müssen? "Nein", sagte Fischer vehement, "dann hätte Alba nur die Zeit gehabt, seine Defense zu sortieren. So war unsere Chance auf einen freien Wurf größer." Ryan Brooks bekam tatsächlich den freien Wurf. Genug Zeit, zum Korb zu ziehen, hatte er nicht mehr, es musste aus der Distanz sein. Der Ball verfehlte sein Ziel und ließ ein gutes Dutzend bedröppelter Bonner im gelben Getöse zurück.

Die Baskets hatten sich im Grunde nichts vorzuwerfen. Alle Statistiken waren mindestens zufriedenstellend, die meisten deutlich besser. Aber der eine der dort verzeichneten Rebounds und die drei Regging-Punkte standen eben auch drauf und hatten einen verdienten Sieg verhindert.

Und so saßen die Baskets ohne Ticket am Flughafen. Zumindest ohne eines für das Pokal-Top-Four Ende März in Ulm. Mathias Fischer wurde nach einer schlaflosen Nacht nicht müde zu betonen, wie stolz er auf seine Mannschaft war: "Wir haben so viel sehr gut und richtig gemacht. Am Ende war noch mehr Pech als gegen Ulm dabei. Ich habe kaum ein Auge zu getan. Aber wenn ich irgendwann nach solchen Spielen schlafen kann, dann höre ich auf."

Zwei solche Herzschlag-Entscheidungen hatten ihre Spuren hinterlassen. Jordan sagte: "Ich glaube, in meiner Zeit bei den Baskets habe ich mich nach keiner Niederlage schlimmer gefühlt." Aber neben den Spuren war da auch gleich die Angriffslust. "Wir werden das im Laufe der Saison zurückbekommen. Erstmal wird Ludwigsburg darunter leiden müssen", gab Gaffney zu Protokoll. Am Sonntag um 17 Uhr soll das passieren. Im Telekom Dome.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort