Basketball-Bundesliga Warum brachen die Baskets gegen Jena so ein?

BONN · Die Telekom Baskets Bonn haben bei Science City Jena eine 18-Punkte-Führung verspielt und mit 69:73 verloren. Traten die Bonner zu arrogant auf? Waren sie müde? Baskets-Sportmanager Michael Wichterich lieferte am Tag nach der Blamage Erklärungsansätze.

Die Telekom Baskets schrieben in den sozialen Medien von einem „entspannten Polster“ zur Pause. Da stand es 43:25, und an der Aussage war im Grunde nichts falsch. 18 Punkte Vorsprung sind eine Menge Holz. Nun ist nicht anzunehmen, dass einer der Bonner Spieler in der Halbzeit auf sein Mobiltelefon gesehen hat und der Aussage ansichtig wurde; allerdings verspielten die Baskets Vorsprung und Sieg, als seien sie ebenfalls dem Trugschluss aufgesessen, dass eine solch hohe Führung schon gleichbedeutend mit dem Sieg ist. Und den Fans stieß das „entspannte Polster“ genauso sauer auf wie die Tatsache, dass es verspielt wurde. Von Arroganz war da die Rede.

War es das? Arrogant? Oder war es sorglos? Oder vielleicht kraftlos? „Ganz ehrlich: Es ist nicht einfach zu erklären, wie man das Spiel noch hergeben kann“, sagte Michael Wichterich, der die Partie nur am Bildschirm verfolgt hatte und sich auch am Tag nach der 69:73-Blamage bei Science City noch nicht wieder erholt hatte. „Ich muss ehrlich sagen, dass ich zum Ende der ersten Halbzeit beim Blick in die Gesichter von Josh Mayo und Yorman Polas Bartolo den Eindruck hatte, dass sie etwas müde sind“, erklärte der Baskets-Sportmanager und ergänzte: „Das ist trotzdem keine Entschuldigung. Das Ding müssen wir nach Hause spielen.“

Cheftrainer Krunic hatte zuletzt erst gesagt, wie wichtig der europäische Wettbewerb, durch den die Baskets eine englische Woche nach der anderen abreißen, für die Erfahrung und das Zusammenspiel sei. Werte, die den Kräfteverschleiß wohl aufwiegen.

Zwei Siege hinter dem Soll

Es war erschreckend, wie die Baskets sich von der gesteigerten Intensität der Thüringer beeindrucken ließen und in verunsicherte Einzelteile zerfielen. „Wenn die Offensive komplett stockt, ist dann irgendwann der Kopf das Problem“, lieferte Wichterich einen weiteren Erklärungsansatz.

Wenn man in die Playoffs will, hat man sicherlich eine Vorstellung von den Spielen, die man dann gewinnen kann, sollte oder muss. Jena dürfte bei den von den Baskets vor der Saison angemeldeten Ansprüchen in die Muss-Kategorie gehören. „Vielleicht“, sagt Wichterich, „aber sicher muss man gewinnen, wenn man eine so dominante erste Halbzeit spielt und so hoch führt. Und ich fand, dass die erste Halbzeit richtig gut aussah.“

Er will nach dem siebten Spieltag noch nicht von grundsätzlichen Problemen sprechen, stellt aber fest: „Es ist nicht das erste Mal, dass wir den Sack nicht zumachen. Da lassen wir zu viele Chancen liegen. Und man muss zugeben, dass unser Saisonauftakt in der Bundesliga nicht unbedingt mit den Titelaspiranten gespickt war.“ Insofern liegt Bonn zwei Siege hinter dem Soll. Denn die Heimniederlage gegen den Mitteldeutschen BC dürfte auch nicht eingeplant gewesen sein. „Aber dieses Spiel ärgert mich noch deutlich mehr, weil wir eigentlich die Kontrolle hatten“, sagt der ehemalige Rhöndorfer. „Jena hat gut gespielt, aber nicht wie der MBC, der uns mit spielerischen Mitteln geschlagen hat, was man dann auch anerkennen muss.“

Wichterich sieht viel Luft nach oben

Natürlich kategorisieren Verantwortliche, Spieler und auch Fans Gegner unweigerlich ein, aber ein Spieler muss in der engen Leistungsdichte gegen jeden „bereit sein“ wie Krunic es nennt und nie müde wird zu betonen – und bereit bleiben. . . „Wir sind kein Team, dass einfach über die Qualität zu Siegen kommt und einfach so durch die Liga rauscht“, gibt Wichterich zu. „Wir brauchen den emotionalen Motor. Wenn der nicht läuft, sind wir mittelmäßig.“ Siehe Jena, zweite Halbzeit.

Wenn die Baskets Gegenwind bekommen – vor allem, wenn er ihnen unerwartet entgegenweht – dann verzetteln sie sich allzu oft in Einzelaktionen. „Wir verlieren zu schnell die Struktur, wenn es offensiv nicht läuft“, analysiert der Bonner Sportmanager. „Wir werden ungeduldig, jeder will es richten. Das ist ja ein löblicher Ansatz und nicht grundsätzlich falsch, aber meistens wenig hilfreich, weil man so nicht die beste Option herausspielt und wählt.“

Wichterich sieht viel Luft nach oben. „Da ist einiges, was wir besser können. Das müssen und werden wir ansprechen.“ Er gibt zu, dass er mehr erwartet hat: „Ich hätte gedacht, dass wir zu diesem Zeitpunkt besser dastehen – keine Frage.“ Beunruhigt sei er aber noch nicht. „Das ist das falsche Wort, aber ich gebe zu: Glücklich sind wir nicht.“ Trotz allem findet er auch Positives: „Bisher hat die Mannschaft immer gut auf einen solchen Dämpfer reagiert.“

Die Gelegenheit gibt es schon am Dienstag, dann kommt in der Champions League Nanterre 92 (20 Uhr, Telekom Dome).