Eurocup: Telekom Baskets - Bilbao Basket Was für die Auswärtsfahrten der Profis organisiert werden muss

BONN · Telekom Baskets treten am Mittwochabend nach sechs wettbewerbsübergreifenden Niederlagen in Folge im Eurocup in Bilbao an. Was für die Auswärtsfahrten der Profis organisiert werden muss.

 Die Baskets auf Auswärtstour. Da muss vieles beachtet werden.

Die Baskets auf Auswärtstour. Da muss vieles beachtet werden.

Es läuft derzeit nicht rund bei den Telekom Baskets. Sechs wettbewerbsübergreifende Niederlagen in Folge haben ihre Spuren bei den Bundesliga-Basketballern hinterlassen - das Selbstbewusstsein. Die einfachsten Dinge wollen nicht gelingen, wo zwei bis drei Wochen zuvor noch Lehrfilme hätten gedreht werden können.

"Vielleicht ist es gut, dass wir mal hier rauskommen", sagt Baskets-Sportmanager Michael Wichterich vor der nächsten Eurocup-Partie. Reiseziel: Bilbao. Am Dienstagfrüh um 7.30 Uhr machten sich die Baskets vom Telekom Dome aus auf den Weg Richtung Spanien.

Wie sieht das aus, wenn die Baskets ihre Koffer packen? Was nimmt ein Profi-Team mit zum Auswärtsspiel? Und wie wird das Ganze organisiert?

Im Grunde beginnt die Planung in der Baskets-Geschäftsstelle auf dem Hardtberg schon bei der Auslosung der Gruppen. "Das war in diesem Jahr recht früh. Ein Novum", sagt Wichterich. Schon im Juni hat er einen Blick auf die Flugpläne geworfen. Bilbao, Ljubljana, Nanterre, Nymburk, Trient - Spanien, Slowenien, Frankreich, Tschechien, Italien. Die Tschechen entschieden sich kurzfristig für das neue Wettbewerbsformat Europe Cup und wurden in der Gruppe durch Oldenburg ersetzt.

Es gibt gute und schlechte Standorte

Das bedeutete: drei Flugreisen, ein Trip mit dem Thalys nach Paris und eine normale Tour mit dem eigenen Bus - nach Niedersachsen. Wichterich nahm Kontakt mit den anderen Clubs auf, um die genauen Spieltermine zu erfragen und die Partner-Hotels, denn im europäischen Wettbewerb ist es Usus, dass der Gastgeber die Hotelkosten für den Gastverein übernimmt.

"Man hat ja meist ein Hotel am Ort, mit dem besondere Konditionen ausgehandelt sind", erklärt Wichterich. "Nur Nanterre macht es anders", sagt der Baskets-Sportmanager, und er glaubt, die Beweggründe der Basketballer aus dem westlichen Vorort der französischen Hauptstadt zu kennen: "Vermutlich, weil es überall preiswerter ist als bei ihnen zu Hause."

Seit Wichterich bei den Baskets in der Verantwortung steht, er löste 2013 Andreas Boettcher ab, hat er noch keine der ganz großen Ost-Europa-Touren wie etwa nach Kazan oder Perm organisieren müssen. "Ich habe ja erst angefangen, nachdem der Wettbewerb in Ost und West geteilt worden ist. Und die West-Europa-Touren lassen sich relativ geschmeidig organisieren."

Gute und schlechte Standorte gibt es trotzdem. "Ich fand es erstaunlich, dass Frankreich zu den eher mäßigen Gastgebern zählt. Ljubljana hingegen war top - das Beste, seit ich hier in Bonn bin. Da hat alles wie am Schnürchen funktioniert und alle waren freundlich. Unser slowenischer Gäste-Betreuer hat den Bus verpasst, der uns zurück zum Flughafen gebracht hat. Da hat er sich ein Taxi genommen, um uns noch einzuholen und zu verabschieden. Das muss man nicht. Aber es ist nett."

Darauf legen die Bonner auch bei ihren Gästen wert. "Anja Meurer betreut bei uns die Gäste. Und ich denke, die Gastteams fühlen sich wohl. Ich finde es gut, dass wir das so machen. Es ist eine schöne Geste, und wir freuen uns ja auch, wenn man nett zu uns ist."

Wenn es auf den Spieltermin zugeht, gibt Wichterich eine Liste an das gebuchte Hotel, auf der die Teilnehmer und die Belegung der Zimmer stehen, ein Menüplan und ein zeitlicher Ablaufplan des Aufenthalts. Neben den Zimmern benötigen die Profi-Basketballer einen Konferenzraum mit Beamer und eine Massagebank im Zimmer des Physiotherapeuten. Auf dem Menüplan würden beispielsweise auch Nahrungs-Unverträglichkeiten stehen - aber im Bonner Team gibt es keine.

"Grundsätzlich bin ich überrascht, wie vernünftig die Jungs alle essen", sagt Wichterich. "Außerdem essen sie eher zurückhaltend. Manchmal ist es traurig, wie viel vom Buffet wieder zurückgeht. Nur einer schlägt immer ordentlich zu, das ist Flo Koch", plaudert der Manager ein bisschen aus dem Nähkästchen. Neben dem Hoteltausch ist auch ein "Transporttausch" gang und gäbe. Das heißt, der Teambus der Heimmannschaft fährt die Gäste auf allen Wegen zwischen Landung und Abflug.

Regelungen reduzieren Reisegepäck

Die Euroleague als Veranstalter des Eurocups regelt, dass der Gast zwei Trainingseinheiten in der Spielhalle haben muss, am Vorabend und am Spieltag, sowie das Zur-Verfügung-Stellen von Massagebank, Eismaschine und Handtüchern. Das reduziert das Reisegepäck deutlich.

Dennoch hat Baskets-Physiotherapeut und Teambetreuer Bogdan Suciu noch an Einiges zu denken. Die Ersatztrikots fallen ebenso in sein Ressort wie der Tapekoffer mit etwa 30 Rollen Tape und Zubehör für die wertvollen Profifüße, zwei Physiokoffer, eine Eisbox, der Ordner mit den Spielerpässen - und die immergute Laune. "Spökes muss sein", ist seine Devise.

Damit die richtigen Trikots nicht verloren gehen können, bekommt jeder Spieler auf Flugreisen sein eigenes ins Handgepäck. Auch ihre Basketballschuhe nehmen die Spieler selbst mit. Rotnei Clarke verrät seine Inventarliste: "Zwei Paar Schuhe (falls eins kaputt geht), Trainingsklamotten (Shorts, Wendeshirt, Tights), iPad (Bücher, Musik, Filme), Blackroll (Trainingsgerät), Reiseklamotten (Trainingsanzug), Kulturtasche und eine Jeans (für die Freizeit)."

Wollen die Baskets ihre kleine Chance auf das Weiterkommen wahren, müssen sie im Baskenland gewinnen. Nicht einfach. Bilbao ist Tabellenführer und hat das Hinspiel in Bonn mit 90:81 gewonnen. Allerdings unterlagen die Iberer in ihren beiden bisherigen Heimspielen.

Bleibt die Frage: Wer hat bei den Baskets das Selbstvertrauen eingepackt? "Am besten alle", sagt Wichterich und lacht. "Ich glaube, dass uns allen dieser kompakte Trip guttut. Wir verbringen viel Zeit miteinander - auch abseits der Halle. Natürlich ist das eine Dienstreise, und die Konzentration liegt auf dem Spiel, aber man hat ja auch Leerlauf, sodass man sich etwas ansehen und auf andere Gedanken kommen kann."

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