Bundesligastart Titelkampf eröffnet: Nagelsmann reizt die Kovac-Bayern

München · Sogar die Münchner Bosse sehnen sich nach mutigen Bayern-Jägern. Er sei über jeden, "der uns unter Druck setzt, glücklich", erklärt Rummenigge. Den Anfang macht im Eröffnungsspiel 1899 Hoffenheim.

 Bayern-Trainer Niko Kovac freut sich über die Konkurrenz aus Hoffenheim.

Bayern-Trainer Niko Kovac freut sich über die Konkurrenz aus Hoffenheim.

Foto: JOHANN GRODER/Expa/apa

Forscher Julian Nagelsmann, lächelnder Niko Kovac - nach dem frustrierenden WM-Sommer soll das Eröffnungsspiel zur 56. Bundesligasaison neue Fußball-Lust in Deutschland entfachen und nach jahrelanger Langeweile endlich wieder einen richtigen Titelkampf einläuten.

Die Ouvertüre am Freitag (20.30 Uhr) in der ausverkauften Allianz Arena könnte aufzeigen, ob die seit 2013 anhaltende Alleinherrschaft des FC Bayern mit zweistelligen Punktevorsprüngen unter Niko Kovac womöglich doch zu stoppen ist.

Der neue Bayern-Trainer bestieg am Donnerstag strahlend und sehr entspannt das Pressepodium auf dem Clubgelände. Er verbreitete jene "Mia-san-mia"-Haltung, die sie in München so gerne pflegen. "Morgen ist D-Day. Wir haben sieben Wochen qualitativ gut gearbeitet. Ich bin überzeugt, dass meine Mannschaft einen Toptag erwischen wird", sagte Kovac. Bis auf Hoffenheim-Rückkehrer Serge Gnabry hat er alle Stars an Bord. Nagelsmanns Kampfansage zum Titelkampf "begrüßt" Kovac: "Konkurrenz belebt das Geschäft. Das kann uns nur helfen."

Nagelsmann hat sich tatsächlich Außergewöhnliches getraut. Der 31-Jährige ernannte seine Hoffenheimer in seinem letzten Jahr als 1899-Coach einfach mal zum Bayern-Jäger. Nach zuletzt Platz drei will er eine Wachablösung zumindest versuchen. "Ich habe nicht gesagt, dass wir Meister werden, aber wir wollen es probieren", bekräftigte der künftige Leipziger Coach vor der Reise nach München.

Die Forschheit kommt gerade bei den Herausgeforderten bestens an. "Ich finde es gut, wenn mal jemand da ist, der nicht immer nur sagt, die Bayern machen es eh wieder", sagte Bayern-Nationalspieler Joshua Kimmich. Auch die Münchner Bosse freut's. "Fußball ist Emotion. Wenn wir wie zuletzt mit 21 Punkten Vorsprung Meister werden, dann fehlt natürlich die Emotion. Ich bin über jeden Club, der uns da oben unter Druck setzt, glücklich. Wir sind interessiert an einer emotionalen Bundesligaspitze", sagte Karl-Heinz Rummenigge.

Für den Vorstandschef gilt aber das, was auch Kimmich sagte: Am 34. Spieltag soll bitteschön der FC Bayern wieder über allen thronen. "Ganz so sehr brauchen sie uns dann doch nicht herauszufordern", bemerkte Kimmich. Die eigene Fallhöhe hat Nagelsmann mit seiner mutigen Ansage zwangsläufig erhöht, aber das schert ihn wenig.

"Das Gesprochene ist das eine, das Umgesetzte das andere", meinte Kovac. Punktuell konnte Nagelsmann die Bayern schon ärgern. Seine persönliche Bilanz gegen den Rekordmeister ist mit zwei Siegen, einem Remis und einer Niederlage positiv. Ein Erfolg in München fehlt aber noch. Na und! "Die Bayern sind schwer zu knacken, aber wir sind optimistisch", sagte Nagelsmann: "Wir haben uns ein paar Ideen überlegt. Ein Sieg ist im Bereich des Möglichen." Und das, obwohl der Herausforderer ohne starke Akteure wie Nadiem Amiri, Kerem Demirbay oder Andrej Kramaric auskommen muss. "Hoffenheim ist richtig top in Schuss. Wir werden uns strecken müssen", bemerkte Kovac.

Für ihn ist das Eröffnungsspiel die Pflichtspiel-Premiere in seinem neuen Wohnzimmer Allianz Arena. Der 46-Jährige hat sich nach dem Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt weitere Titel zum Ziel gesetzt. Als Ex-Bayern-Profi weiß er, dass Trophäen in München Pflicht sind.

In kürzester Zeit hat sich Kovac Anerkennung bei Spielern und Verantwortlichen erworben. "Man kann schon sagen, dass wir den richtigen Trainer geholt haben", urteilte Präsident Uli Hoeneß. Kimmich beeindruckte in den ersten Wochen besonders die "super Ansprache" von Kovac: "Souverän, locker, immer auf den Punkt."

Der Kroate geht mit einem kaum veränderten Kader in sein erstes Bayern-Jahr. Nur Leon Goretzka (Schalke) und Gnabry kamen hinzu. Der wichtigste Quasi-Neuzugang ist Manuel Neuer. Der Kapitän und Torwart gibt gegen Hoffenheim nach fast einem Jahr sein Liga-Comeback. "Er ist eine Führungspersönlichkeit. Seine Präsenz flößt dem Gegner Respekt ein", sagte Kovac. "Ich habe die Zeit bisher sehr genossen, auch die ersten Spiele mit Bayern", berichtete Rückkehrer Neuer und sagte: "Ich freue mich auf unsere Aufgaben."

Hoffenheim ist die erste, viele werden folgen. Ein Wort will Jupp-Heynckes-Nachfolger Kovac hinsichtlich der Zielsetzung aber erstmal nicht mehr hören. "Triple? Dieses Wort wird allzu schnell in den Mund genommen", sagte er. Der logischste Bayern-Titel bleibt die Meisterschaft - aber das will Julian Nagelsmann diesmal ändern.

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