Kritik an FIFA-Chef Infantino UEFA-Präsident: Super League ist "Fiktion"

Brüssel · Eine exklusive Superliga für Europas Topvereine? Die UEFA und die Clubvereinigung ECA weisen solche Pläne von sich. Bei Clubwettbewerben und beim Finanz-Fairplay wollen sie vielmehr eng zusammenarbeiten. UEFA-Chef Ceferin nimmt auch die FIFA ins Visier.

 UEFA-Präsident Aleksander Ceferin (l) und Andrea Agnelli, der Vorsitzende der European Club Association (ECA), bei einer Pk.

UEFA-Präsident Aleksander Ceferin (l) und Andrea Agnelli, der Vorsitzende der European Club Association (ECA), bei einer Pk.

Foto: Laurie Dieffembacq/BELGA

Europäische Fußball-Spitzenfunktionäre haben der Gründung einer europäischen Super League eine klare Absage erteilt.

"Die Super League wird nicht stattfinden. Sie ist gewissermaßen Fiktion jetzt oder ein Traum", sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union (UEFA), Aleksander Ceferin, in einem Interview der BBC. Der Vorsitzende der European Club Association (ECA), Andrea Agnelli, betonte bei einem Treffen in Brüssel, an dem auch der EU-Kommissar für Sport, Tibor Navracsics, teilnahm, die Gründung einer solchen Liga sei zuletzt vor drei Jahren Thema gewesen. Ceferin erneuerte zudem seine Kritik an FIFA-Chef Gianni Infantino mit Blick auf jüngste Enthüllungen über mögliche Verkäufe internationaler Wettbewerbe an private Investoren.

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte unter Berufung auf Dokumente der Plattform Fooball Leaks über Pläne einer von Real Madrid forcierten Abspaltung diverser Top-Clubs aus der Champions League berichtet. Der FC Bayern München, der zu der Gruppe der Top-Teams gehören soll, hatte anschließend betont, keinerlei Pläne dieser Art zu verfolgen und sich zur Zugehörigkeit zur Bundesliga bekannt.

Auch Agnelli sagte, von den Plänen keine Kenntnis zu haben. "Ich kann bestätigen, dass wir dieses Dokument nie gesehen oder diskutiert haben und nie in die Erstellung dieses Dokuments involviert waren", sagte der 42-Jährige, der auch Präsident von Juventus Turin ist. Der italienische Rekordmeister wurde ebenfalls als mögliches Gründungsmitglied einer Super League genannt. Seit dem Jahr 2015 seien nicht mehr die möglichen Konsequenzen einer solchen Liga diskutiert worden, sagte Agnelli weiter.

Die UEFA und die Club-Vereinigung ECA wollen indes in Zukunft stärker kooperieren. Die Zusammenarbeit beziehe sich unter anderem auf Regeln zum Financial Fair Play, die Zukunft von UEFA-Clubwettbewerben nach der Saison 2020/21 und die Modernisierung des Transfersystems, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Auch eine Harmonisierung von Spielplänen und die Belastungen für die Profis sollen in den Fokus rücken.

Der Kontinentalverband peilt an, unterhalb der Champions League und der Europa League eine Europa League 2 einzuführen. Für jede der drei Ligen ist ein Teilnehmerfeld von 32 Clubs vorgesehen. Derzeit hat die Europa League 48 Teilnehmer. Der Start der neuen dritten europäischen Liga soll in der Saison 2021/22 erfolgen.

Ceferin erneuerte auch seine Kritik an FIFA-Chef Infantino. Fußball stehe nicht zum Ausverkauf, sagte Ceferin. Wettbewerbe dürften nicht an internationale Investoren verkauft werden: "Wir dürfen das nicht, wir sind nicht die Besitzer des Fußballs."

Hintergrund der Kritik an Infantino ist dessen Plan, einem Konsortium für 25 Milliarden Dollar nicht nur die Vermarktungsrechte für eine reformierte Club-WM und eine neue globale Nations League, sondern auch diverse andere FIFA-Lizenzrechte und künftige Wettbewerbe zu veräußern. Infantino wies jegliche Kritik an seiner Amtsführung bislang zurück.

Auch der frühere FIFA-Chef Sepp Blatter hatte jüngst Kritik geäußert. "Die FIFA sollte den Fußball nicht zum Ausverkauf stellen, es liegt nun an den FIFA-Mitgliedern einzuschreiten", schrieb er unlängst im Kurznachrichtendienst Twitter.

Dazu legte Blatter im Magazin "Sport-Bild" nach: "Er hintergeht die eigenen Leute - und missbraucht das Vertrauen der FIFA. Und wo bleibt die von ihm immer wieder gepredigte Transparenz? Das geht doch nicht, als Präsident muss er Vertrauen aufbauen", sagte der Schweizer.

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