Verregneter Tag in London Virus nervt deutsches WM-Team - Gesa Krause rennt ins Finale

London · Ein Magen-Darm-Virus bringt die deutsche Mannschaft bei der Leichtathletik-WM durcheinander. Hindernisläuferin Gesa Krause lässt sich auch von Nässe und Kälte nicht aufhalten.

 Gesa Krause steht zum dritten Mal in einem WM-Finale über 3000 Meter Hindernis.

Gesa Krause steht zum dritten Mal in einem WM-Finale über 3000 Meter Hindernis.

Foto: Bernd Thissen

Im Dauerregen von London hat Europameisterin Gesa Krause die ersten Schritte zur erhofften Medaille gemacht. Die 25-Jährige aus Trier rannte zum dritten Mal bei einer Leichtathletik-WM ins Finale über 3000 Meter Hindernis.

Krause könnte am Freitag die bisher schwache Bilanz des Deutschen Leichtathletik-Verbandes mit nur einmal Silber durch Siebenkämpferin Carolin Schäfer aufpolieren.

"Es war sehr, sehr kalt und ein ganz schweres Rennen", sagte Krause, zitternd vor Kälte, nach ihrem Vorlauf. "Jetzt heißt es: pflegen, gesundbleiben und Kräfte sparen!" An dem verregneten Tag rutschte das WM-Maskottchen zur Gaudi der 51 000 Zuschauer auf einem Schwimmreifen durch die Pfützen.

Krause hatte bei ihrer WM-Premiere 2013 in Moskau den neunten Platz belegt, vor zwei Jahren in Peking eroberte sie Bronze. Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro reichte allerdings auch der deutsche Rekord von 9:18,41 Minuten nur für den sechsten Platz. Im ersten Vorlauf von London kam sie nach 9:39,86 Minuten als Erste ins Ziel. Die ganz große Herausforderung kommt aber erst noch: "Ich glaube, das wird das schwerste Rennen meines Lebens. Ich erwarte keine Medaille, aber ich träume von einer."

Auf der Bahn hat der DLV ansonsten nur wenige Chancen auf einen Podestplatz: Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz aus Wattenscheid werden noch Finalchancen eingeräumt. Zudem hofft die 4x100-Meter-Staffel um Gina Lückenkemper auf eine Überraschung. Richard Ringer, der EM-Dritte aus Friedrichshafen, schied hingegen im Vorlauf über 5000 Meter aus.

Das deutsche Team mit seinen 71 WM-Teilnehmern ist geschwächt und gestresst durch einen Magen-Darm-Virus, das auch in anderen Delegationen umgeht. DLV-Mannschaftsarzt Andrew Lichtenthal sprach von 13 Fällen bei Athleten und Betreuern in den vergangenen Tagen. Zwei Sportler seien noch in einer 48-Stunden-Quarantäne, deren Startchancen stünden 50:50. "Bei den 13 Fällen ist es wahrscheinlich, dass sie das Noro-Virus haben", sagte der Mediziner.

"Es ist eine Ausnahmesituation, in der Krisenmanagement erforderlich ist. Es ist keine normale WM", betonte Cheftrainer Idriss Gonschinska. "Welche Athleten wie stark dadurch - auch mental - betroffen sind, ist nicht zu sagen."

Im Kugelstoßen ist eine Chinesin Nachfolgerin der deutschen Weltmeisterin Christina Schwanitz, die Anfang Juli Zwillinge bekommen hat. Top-Favoritin Lijiao Gong siegte souverän mit 19,94 Metern. Die Olympia-Zweite trainiert in Neubrandenburg bei Dieter Kollark und Astrid Kumbernuss, der Olympiasiegerin von 1996 und dreifachen Weltmeisterin.

Gold gewannen überraschend der 21 Jahre junge Norweger Karsten Warholm über 400 Meter Hürden in 48,35 Sekunden sowie Francis Phyllis aus den USA in 49,92 Sekunden über 400 Meter. Die Amerikanerin Allyson Felix holte als Dritte die 14. WM-Medaille ihrer Karriere und hat damit die beiden jamaikanischen Sprinter Merlene Ottey und Usain Bolt eingeholt.

Botswanas Weltklasse-Sprinter Isaac Makwala ist derweil nach einem Sololauf auf Bahn 7 nun doch zunächst ins 200-Meter-Halbfinale und anschließend ins Finale eingezogen. Der 30-Jährige, der an einem Magen-Darm-Virus erkrankt war, hatte am Mittwoch vom Weltverband die Starterlaubnis erhalten.

Als die 20,20 Sekunden nach dem einsamen Lauf ins Semifinale auf der Anzeigetafel aufleuchteten, reagierte Makwala mit Wut und Spott: Er machte auf der regennassen Tartanbahn sieben Liegestütze und salutierte dann in Richtung Publikum. Im Finale fordert er nun den Topfavoriten Wayde van Niekerk aus Südafrika.

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