Aus als Nationaltrainer Während des Asien-Cups: Syrien entlässt Bernd Stange

Abu Dhabi · Bernd Stange ist nicht mehr Fußball-Nationaltrainer in Syrien. Schon zwei Spiele ohne Sieg reichen aus, um noch während des Asien-Cups von seinen Aufgaben entbunden zu werden. Der 70-jährige Deutsche ist bei dem Turnier bereits der zweite Coach, dem das passiert.

 Wurde als syrischer Nationalcoach entlassen: Bernd Stange.

Wurde als syrischer Nationalcoach entlassen: Bernd Stange.

Foto: Norbert Försterling

Das Abenteuer mit Syriens Fußballern endete für Bernd Stange bitter. Mitten während der Asienmeisterschaft ist der 70-Jährige nach der 0:2-Niederlage seiner Auswahl gegen Jordanien überraschend als Nationaltrainer entlassen worden.

Der syrische Verband teilte noch in der Nacht zu Freitag mit, er habe sich zu diesem Schritt entschieden. Das Team aus dem Bürgerkriegsland war mit großen Hoffnungen auf das Achtelfinale in das Turnier in den Vereinigten Arabischen Emiraten gestartet, hat vor dem letzten Gruppenspiel aber kaum noch Chancen auf die K.o.-Runde.

"Die Trainer sind immer verantwortlich für die Leistung des Teams", sagte Stange nach der Begegnung. Der frühere DDR-Auswahltrainer ahnte da in Abu Dhabi wohl schon, welches Schicksal ihm drohen könnte. Stange weiter: "Wir sind sehr enttäuscht, weil wir bei diesem Turnier etwas erreichen wollten. Wir wollten zum ersten Mal in der Geschichte in die nächste Runde, das hat Syrien noch nie geschafft."

Und dabei wird es wohl auch bleiben. Nach nur einem Punkt und keinem Tor in zwei Begegnungen muss am Dienstag gegen Titelverteidiger Australien auf jeden Fall ein Sieg her, selbst das sichert aber nicht das Weiterkommen. Auf dieses "Schicksalsspiel" werde das Team jetzt von Fadschr Ibrahim vorbereitet, erklärte der Verband weiter. In der ersten Begegnung der Asienmeisterschaft hatte es für Syrien ein 0:0 gegen Palästina gegeben. Zuvor hatte sich während des Turniers auch schon Thailand von Nationalcoach Milovan Rajevac getrennt.

Der frühere DDR-Nationalcoach Stange war erst seit dem Frühjahr 2018 im Amt. Davor hatte die syrische Auswahl für Schlagzeilen gesorgt, weil sie die Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland nur knapp verpasste. Stange musste unter schweren Bedingungen arbeiten: Wegen des Bürgerkriegs finden in Syrien keine Heimspiele statt, die meisten Spieler verdienen ihr Geld im Ausland.

Für den Altmeister war es vielleicht die letzte Chance auf einen sportlichen Erfolg - und dabei gab es sogar eine persönliche Premiere. Mit Syrien nahm Stange an seinem ersten internationalen Turnier als Coach teil. Und das, obwohl bereits einige Stationen in seinem Lebenslauf zu finden sind. Im Jahr 1983, mit gerade mal 35 Jahren übernahm der ehemalige Amateur-Fußballer die Nationalmannschaft der DDR. Sechs Jahre war er im Amt. In jener Zeit unterhielt er auch Kontakte zum DDR-Ministerium für Staatssicherheit.

Es folgten Stationen im Ausland: Ukraine, Australien, Oman, Zypern, Singapur, Weißrussland. Für sein Engagement als Nationaltrainer des von Saddam Hussein diktatorisch geführten Iraks wurde Stange kritisiert. Vom Fußball-Weltverband FIFA hingegen erhielt er eine Auszeichnung dafür, dass ihm trotz des Krieges die "Wiederbelebung des irakischen Fußballs" gelungen sei.

Zuletzt betonte Stange auch immer wieder die Erfolge, die er in Syrien verbuchen konnte. Ein neuer Kunstrasenplatz etwa, auf dem Kinder spielen könnten, die in Ruinen lebten. Und kriegsmüde Fans, die in Scharen zu Zehntausenden wieder zu den Spielen der syrischen Fußballliga kämen. Allerdings musste er auch immer wieder kritische Fragen beantworten. Schließlich gab es Versuche, die Auswahl auch in die Propaganda von Präsident Baschar al-Assad einzubinden.

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