Trotz Balken-Patzern WM in Doha:Turnerinnen feiern Platz acht im Team-Finale

Doha · Sie wollten das Finale eigentlich nur genießen. Lange sahen sich die deutschen Turnerinnen auf gutem Kurs, ehe zwei Patzer am Schwebebalken ein besseres WM-Ergebnis in der Team-Konkurrenz zunichte machten. Traurig darüber war aber keine der Deutschen.

 Verpasste mit den deutschen Turnerinnen Edelmetall in Doha: Elisabeth Seitz.

Verpasste mit den deutschen Turnerinnen Edelmetall in Doha: Elisabeth Seitz.

Foto: Amy Sanderson/ZUMA Wire

Zwei Patzer am Zitterbalken verhinderten ein Traumergebnis, doch am Ende überwog bei den deutschen Turnerinnen der Stolz.

Der Riege misslang zwar mit 159,428 Punkten auf Platz acht das Vorhaben, das bisher beste WM-Abschneiden seit der deutschen Vereinigung zu toppen, das die Deutschen 2011 in Tokio mit Rang sechs erreicht hatten. "Es war heute kein perfekter Tag. Aber wir haben uns als tolles Team präsentiert. Es war allen klar, dass wir heute nicht um die Medaillen kämpfen", sagte Leah Grießer aus Karlsruhe und brachte die Stimmung auf den Punkt.

Der Sieg ging in Katar an die klar favorisierte Riege der USA um die viermalige Olympiasiegerin Simone Biles (171,629 Punkte) mit dem Riesenvorsprung von rund neun Punkten auf Russland und China. Die ersten drei Teams buchten damit direkt die Olympia-Tickets nach Tokio. Die nächstplatzierten 21 Mannschaften kämpfen um die letzten neun Tickets nun bei der WM 2019 in Stuttgart.

Die Deutschen begannen am Boden auf Platz sechs, erkämpften dabei sogar vier Zehntel mehr als im Vorkampf. Zwar brachte Sarah Voss ihren Jurtschenko-Sprung mit Doppelschraube nicht sicher in den Stand, doch da auch die Konkurrenz nicht fehlerfrei blieb, fanden sich die Deutschen bei Halbzeit sogar auf Rang fünf wieder.

An ihrem stärksten Gerät, dem Stufenbarren, turnten Eli Seitz und Co. erneut stabil, so dass am Ende erst die Fehler von Grießer und Sophie Scheder am Schwebebalken eine bessere Platzierung verhinderten. "Ich bin gar nicht traurig, denn es war mein erster Auftritt nach langer Leidenszeit. Klar, es waren Fehlerchen dabei, aber am Ende können wir stolz sein", sagte die Olympia-Dritte Scheder, deren WM-Start nach schwerer Knieoperation 2017 und anschließender Fingerverletzung lange fraglich war.

In der Qualifikation hatten sich die Deutschen auf Platz acht mit der Winzigkeit von 0,107 Punkten vor den höher eingeschätzten Britinnen durchgesetzt. Danach hatte schon Euphorie geherrscht. "Wir haben eindeutig bewiesen, dass wir mit den Top-Teams mithalten können. Ein tolles Gefühl", sagte Elisabeth Seitz, für die nun in Doha noch Finals im Mehrkampf und Stufenbarren anstehen.

Auch Cheftrainerin Ulla Koch hatte nur Komplimente für ihr Team und stellte klar: "Es gibt absolut kein Balkenproblem mehr." Sie verwies darauf, dass das EM-Debakel von Glasgow mit sechs Abstürzen am Balken endgültig der Vergangenheit angehört. "Wenn jetzt alle oben geblieben wären, wäre der Druck auf uns noch größer geworden. Die direkte Olympia-Qualifikation war Utopie", sagte sie in Richtung der weiter gestiegenen Erwartungen. Dennoch haben die Frauen den einst erfolgreicheren deutschen Männern nun endgültig den Rang abgelaufen.

Die US-Turnerinnen ließen im Finale vom ersten Gerät an keine Zweifel am sechsten Team-Erfolg bei Weltmeisterschaften zu. Geführt von einer diesmal nicht ganz fehlerfreien Simone Biles setzte sich das Team mit 171,629 Punkten klar durch. Die 21 Jahre alte viermalige Olympiasiegerin, die viele Jahre vom Ex-Team-Arzt Larry Nassar missbraucht wurde, feierte damit nach zwei Jahren ein starkes Comeback. Im Prozess gegen den zu 175 Jahren Haft verurteilten Nassar hatte sie als Kronzeugin ausgesagt. Gold im Team war der insgesamt elfte WM-Erfolg der Rekordweltmeisterin aus Texas.

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