Vor Spiel gegen Ungarn Was beim deutschen Team noch besser werden muss

Analyse | Bonn · Nach dem 4:2-Erfolg gegen Portugal hat die deutsche Mannschaft das Erreichen der K.o.-Runde wieder in der eigenen Hand. Obwohl der Auftritt gegen den Titelverteidiger über weite Strecken souverän war, gibt es noch Verbesserungspotenzial bei der DFB-Elf.

 Manuel Neuer, Emre Can und Thomas Müller (von links) feiern den Sieg gegen Portugal.

Manuel Neuer, Emre Can und Thomas Müller (von links) feiern den Sieg gegen Portugal.

Foto: dpa/Christian Charisius

Was war das für ein starker, ja teilweise berauschender Auftritt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft beim 4:2 gegen Portugal. Vor allem offensiv. Vor allem dank dieses neuen Sterns auf der linken deutschen Außenbahn, diesem echten Typen Robin Gosens, der seine Kollegen vorne mitriss. Besser geht es kaum – und das Erreichen des Achtelfinals ist ja jetzt nur noch Formsache. Schließlich haben wir am Samstag den amtierenden Europameister und Nations-League-Sieger Portugal auseinandergeschraubt. Oder? 

Nun – ganz so einfach ist die Lage dann doch nicht. Diverse Autokorsos am Samstagabend in Deutschlands Großstädten sorgten schon ein wenig für Verwunderung. Die drei Punkte gegen Portugal bringen Deutschland in die komfortable Situation, das Weiterkommen in die nächste Runde in der eigenen Hand zu haben. Aber: Ein Selbstläufer wird das Spiel am Mittwoch gegen Ungarn nicht.

Nachzufragen bei Didier Deschamps, von Beruf Weltmeister-Trainer. Die Franzosen taten sich in ihrem zweiten Vorrundenspiel mehr als schwer gegen leidenschaftliche Mit-EM-Gastgeber, die spielerisch deutlich unterlegen waren, aber bravourös verteidigten – und einmal eiskalt zuschlugen. Dank eines herausragenden Leipzigers Peter Gulasci im Tor durften sich die Ungarn über einen Punkt freuen, der es ihnen ihrerseits ermöglicht, mit einem Sieg gegen Deutschland noch im Turnier zu bleiben.

Ungarn wird sehr wahrscheinlich auf Konter lauern

Es ist aber nicht zu erwarten, dass die Ungarn gegen Gosens und Co. ihr Heil in der Offensive suchen werden – im Gegenteil. Die Franzosen hatten fast 70 Prozent Ballbesitz, ähnlich war die Verteilung bei Ungarns – deutlich zu hoch ausgefallener – 0:3-Niederlage im ersten Spiel gegen Portugal. Die Mannschaft des italienischen Trainers Marco Rossi wird also auch gegen Deutschland abwarten – und auf Konter lauern.

Hier liegt die große Gefahr für die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw. So schön die Offensivaktionen gegen Portugal auch anzusehen waren – in der Defensive klemmt und hakt es noch ordentlich im DFB-Team. Bester Beweis war das 1:0-Führungstor der Portugiesen durch Cristiano Ronaldo – nach einem deutschen Eckball (!). Die mangelhafte Absicherung und das schlechte Rückzugsverhalten darf gegen Ungarn nicht erneut passieren. „Das nächste Spiel wird zäher, weil Ungarn tiefer steht und mit acht, neun Leuten verteidigt“, weiß Löw schon.

 Frankreich hatte mit hoher Zuschauerzahl in Budapest Probleme

Was der deutschen Mannschaft guttun wird: Das Spiel findet in München statt. Der Anteil, den die 55 000 Zuschauer in Budapest am Unentschieden gegen Frankreich hatten, dürfte deutlich über 50 Prozent liegen. „Das war ein schwieriges Spiel mit den Fans. Wir sind ein volles Stadion nicht mehr gewohnt. Wir haben uns nicht gehört“, klagte Frankreichs Stürmerstar Antoine Griezmann sogar.

Diese Unterstützung wird den Ungarn gegen Deutschland fehlen. Außerdem spricht für die DFB-Elf, dass sie ihren Mut wiedergefunden hat. Wer nach 15 Minuten 0:1 gegen den Titelverteidiger hinten liegt und das Spiel trotzdem noch recht souverän und gefahrlos dreht, der sollte mit breiter Brust gegen wen auch immer auf das Feld marschieren – gegen Ungarn sowieso.

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