Stadtteilbibliotheken brauchen mehr Wertschätzung

Zum Artikel "Büchereien droht Schließung", erschienen am 28. August

 Die Bibliothek in Graurheindorf an der Herseler Straße soll ab März 2015 geschlossen werden. Die Zweigstellen in Endenich und Dottendorf sollen nur noch an zwei Tagen in der Woche öffnen.

Die Bibliothek in Graurheindorf an der Herseler Straße soll ab März 2015 geschlossen werden. Die Zweigstellen in Endenich und Dottendorf sollen nur noch an zwei Tagen in der Woche öffnen.

Foto: Frommann

Wissen die Damen und Herren aus Stadtrat und Verwaltung eigentlich, was Büchereien leisten? Stadtteilbüchereien sind eine der wesentlichsten Einrichtungen in der Erwachsenenbildung, unverzichtbare Anlaufstellen für Kindergärten und Grundschulen. Den Kindern eröffnet sich eine neue Welt: die der tausend Bücher, Filme, Spiele, Hörbücher.

Stadtteilbüchereien sind Treffpunkte für viele Initiativen, die nicht nur die Bildungsarbeit der Kindergärten und Schulen unterstützen, sondern auch Freizeitangebote leisten, von der Bastelstunde, dem Bilderbuchkino, dem Kinder-Kram-Wissen, Vorlesestunde, Buchautorenvorstellung bis zu Lernwerkstatt, Leseförderung und Internetkurs, um nur eine Auswahl zu nennen.

Und dennoch ist den Stadtteilbüchereien schon lange nicht mehr die Wertschätzung entgegengebracht worden, die diese Bildungseinrichtung samt Mitarbeitern längst verdient hätte. Schon seit Jahren streicht man die Stellen zusammen, vermindert die Mittel, die dringend gebraucht werden, um zum Beispiel neue Bücher oder Vorführgeräte anzuschaffen.

Immer mehr ist die Bücherei auf Fördergelder und ehrenamtliches Engagement angewiesen. Darf man diesen Hort der grenzenlosen Bildung so beschneiden, bis im Endeffekt nur noch die Zentralbibliothek und vielleicht zwei oder drei Dependancen übrig bleiben? Wissen die Damen und Herren aus Stadtrat und Verwaltung, die so einhellig "Veränderungen" bei den Büchereien fordern, was sie anrichten?

Sie sollten sich über die Arbeit der Mitarbeiter und Ehrenamtlichen vor Ort informieren. Sie würden schnell merken, was sie bisher schon an Frustration und Resignation angerichtet haben und erkennen, wie wichtig der Erhalt, die Förderung und Wertschätzung unserer Stadtteilbüchereien sind.

Vor dem großen Kahlschlag sollten sich alle Verantwortlichen aus Rat und Stadtverwaltung im Klaren sein, dass Bonn, das schon alle seine Bildungseinrichtungen in skandalöser Weise verkommen lässt, sich einen solchen Schritt nicht leisten darf.

Reicht es denn nicht, dass für unsere Kinder in NRW, und dazu gehört auch Bonn, am wenigsten Geld pro Kopf in ganz Deutschland ausgegeben wird? Reicht es nicht, dass wir in NRW fast das Bildungsschlusslicht in Deutschland sind?

Dorothee Grisstede, Bonn

Nun soll die Stadtteilbücherei Rheindorf/Auerberg also geschlossen werden, ausgerechnet in unserem kinder- und migrantenreichen Viertel.

Welches Auerberger Kind wird denn bitte zukünftig in die Innenstadt fahren, um sich dort ein Buch auszuleihen?

Sicher, die Stadt hat Schulden. Aber nun gerade im Bereich Bildung in genau diesen Stadtteilen als erstes mit dem Sparen zu beginnen, das ist einfach ein großer Fehler und ein ganz falsches Signal. Ich hoffe, die Anwohner werden sich wehren und die Verantwortlichen überlegen es sich noch einmal.

Anne Wolpensinger, Bonn-Auerberg

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