"Traumfresserchen" und sozialistischer Realismus

Bilderbuchmuseum Burg Wissem zeigt Neuerwerbungen und Schenkungen aus den vergangenen Jahren. Einblicke in die DDR-Kunst. Günther-Uecker-Ausstellung wird aufs kommende Jahr verschoben

Troisdorf. Viele hatten sich schon auf die Ausstellung des Künstlers Günther Uecker im Bilderbuchmuseum Burg Wissem gefreut. Was es aber bislang noch nie gab: Die Uecker-Schau musste verschoben werden, weil der Ausstellungskatalog nicht rechtzeitig fertig geworden war, so Museumsleiterin Maria Linsmann. Die Lücke im Programm hat das Museum aber kurz~fristig mit einer ebenfalls interessanten Ausstellung gefüllt: Zu sehen sind Neuerwerbungen und Schenkungen aus den vergangenen Jahren.

Sammeln, verwahren, forschen und vermitteln - so lautet kurz und knapp der Auftrag eines Museums. Doch vor allem im Bilderbuchmuseum ist es gerade mit dem Vermitteln oft so eine Sache. Das liegt daran, dass die Bestände in den vergangenen Jahren durch Schenkungen und Neuerwerbungen stark gewachsen sind, es aber zu wenig sachkundige Hände gibt, diese alle auf einen Schlag museal zu erfassen und zugänglich zu machen.

Trotzdem gelang Museumsleiterin Linsmann dank der Unterstützung ihren Mitarbeiter Pauline Liesen und Bernhard Schmitz ad hoc ein höchst interessanter Einblick in den aktuellen Sammlungsbestand - und ein durchaus vollwertiger Ersatz für die Ausstellung von Günther Uecker, die auf das nächste Jahr verschoben wurde.

Zu sehen gibt es neue Exponate des Museums aus den vergangenen drei Jahren. Neben dem Bereich "Künstlerbücher", mit Werken etwa von Bruno Munari, Enzo Mari und Georg Baselitz sind insbesondere die Original-Illustrationen sehenswert. Beispielsweise die Werke von Annegert Fuchshuber (1940 bis 1998). Zu ihren bekanntesten Schöpfungen, deren Illustrationen die Vorstellungen vom Bilderbuch in den 1970er und 1980er Jahren maßgeblich mitprägten, gehörten "Das Traumfresserchen", zu dem der bekannte Buchautor Michael Ende den Text lieferte. Ebenfalls bekannt sein dürften ihre Illustrationen zum "Mäuse-Märchen", das seit 1986 in neun Auflagen erschienen ist.

Viele Freunde haben auch die Bilder von Roswitha Quadflieg. Die 57-jährige Illustratorin hatte im Herbst 1973 ihre eigene Verlagswerkstatt in Hamburg gegründet. In den folgenden drei Jahrzehnten sollte sich die "Raamin-Presse" zu einem der wichtigsten Verlage für bibliophile Pressedrucke in der Bundesrepublik entwickeln. Mit besonderer Hingabe habe die Hamburger Künstlerin sich dem literarischen Werk von Michael Ende gewidmet, sagte Museumsmitarbeiterin Liesen.

Etwas besonderes sind die Arbeiten des Künstlers Kurt Zimmermann (1913 bis 1976) Nach seiner Tätigkeit als statistischer Zeichner, der Beendigung seines Militärdienstes und der Befreiung aus der Kriegsgefangenschaft war er ab 1949 als freischaffender Künstler in der DDR aktiv. Neben Plakaten und Buch-Illustrationen schuf Zimmermann rund 70 illustrierte Kinderbücher, die alle in DDR-Verlagen publiziert wurden.

Ein Schwerpunkt seiner Arbeit waren sowjetische Kinder- und Jugendliteratur wie die Bücher "Timur und sein Trupp" von Arkadi Gaidar (1950) und "Wie der Stahl gehärtet wurde" von Nikolai Ostrowski (1956). "Die ästhetische Orientierung auf den sozialistischen Realismus und seine politische Verbundenheit mit der DDR machen ihn zu einem zentralen Vertreter "sozialistischer" Illustrationskunst", so Museumsleiterin Linsmann. Insgesamt 1 200 Blätter aus Zimmermanns Werk besitzt das Bilderbuchmuseum. Der große Fundus hat freilich auch seine Schattenseiten. "Das muss alles katalogisiert werden", so Linsmann. "Damit sind wir Jahre beschäftigt."

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