TV für Kids: Zeichentrick-Indianer und Champions League

Berlin · Anderthalb Stunden sehen Kinder zwischen 3 und 13 Jahren jeden Tag fern. Trotz Internet bleibt die Glotze unter Kids das Leitmedium. Zeichentrickserien und Fußball schalten sie am häufigsten ein.

 Kinder mögen Zeichentrickserien. Foto: Patrick Pleul

Kinder mögen Zeichentrickserien. Foto: Patrick Pleul

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Er versteht die Sprache der Tiere, kann mit ihnen sprechen und sein bester Freund ist ein stolzes Pony namens Kleiner Donner: Yakari ist ein naturliebender Indianerjunge und für viele Kinder zweifelsfrei der neue Star im Fernsehen. Die Zeichentrickserie "Yakari" im ARD/ZDF-Kinderkanal KiKA schnitt im vergangenen Jahr als mit Abstand erfolgreichste TV-Sendung bei Kindern im Alter zwischen 3 und 13 Jahren ab. Das geht aus einer in der Zeitschrift "Media Perspektiven" veröffentlichten Studie hervor. Auch sonst zeigt sich: Kinder sehen häufig Zeichentrickserien, aber Fußball und Castingshows werden mit zunehmendem Alter wichtiger.

Nicht einen, sondern gleich alle zehn Plätze der erfolgreichsten, regelmäßig ausgestrahlten Fernsehsendungen eroberten die Geschichten über den neugierigen Sioux-Indianer, der einer gleichnamigen Comicreihe aus Frankreich entsprungen ist. Seine größten Konkurrenten um die Aufmerksamkeit der Kids waren nicht etwa Figuren aus der "Sesamstraße" oder der "Sendung mit der Maus", sondern Fußballer der deutschen Nationalmannschaft. Deren 4:2-Sieg über Griechenland im Viertelfinale der Fußball-Europameisterschaft verfolgten ganze 1,72 Millionen Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren.

Schon im Alter von drei Jahren sitzen viele Kinder regelmäßig vor der Glotze. Das sagen jedenfalls die Erzieher - meist die Mütter - von 1220 Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren, die für die "KIM-Studie" des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (MPFS) für das Jahr 2012 befragt wurden. Gut ein Drittel der Kinder hatten sogar einen eigenen Fernseher im Kinderzimmer. Dennoch: "Das Fernsehen ist ein Familienmedium, das besonders häufig zusammen genutzt wird", sagt Ulrike Karg vom MPFS in Stuttgart. "Wir haben auch Belege dafür, dass Eltern eine Art Vorbild-Funktion haben."

Der Fußballrasen spielt besonders für Jungs im TV eine große Rolle. Die Übertragung eines Spiels in der Champions League im Fußballmagazin "ran" bei Sat.1 belegte bei Jungen den ersten Platz der erfolgreichsten Sendungen. Die Mädchen sahen gern die Zeichentrickserie "Heidi" oder die Abenteuer des jungen Hundes "Bali". Ab etwa 10 Jahren wurden Castingshows wichtiger: Dieter Bohlens "Deutschland sucht den Superstar", "Das Supertalent" und "The Voice of Germany" gehörten bei den 10- bis 13-Jährigen zu den besonders beliebten Sendungen.

Ob Fußball oder gezeichnete Abenteuer: Der Fernseher bleibt für Kinder das Medium Nummer Eins. 79 Prozent der Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren gaben laut "Media Perspektiven" an, jeden oder fast jeden Tag Zeit vor der Flimmerkiste zu verbringen. Nur die alltäglichen Hausaufgaben hatten für sie einen ähnlichen Stellenwert (73) oder Radio hören (29).

Dennoch kämpfen die TV-Sender besonders bei den älteren Kindern zwischen 10 und 13 Jahren gegen sinkende Reichweiten. "Je älter die Kinder werden, umso wichtiger werden Computer und Internet", sagt Ulrike Karg. Schon seit Jahren zeigt sich dieser Reichweitenverlust, im vergangenen Jahr erreichte das Fernsehen im Schnitt mit 54 Prozent noch gut die Hälfte der 3 bis 13-Jährigen. Die ältesten der befragten Kinder sahen auch insgesamt weniger fern, nämlich 99 Minuten täglich und damit 10 Minuten weniger als im Vorjahr.

Gegenüber Vollprogrammen wie ARD, ZDF, RTL oder ProSieben mit speziellen Programmfenstern für die Jüngsten konnten die Kindersender erneut punkten. Super RTL blieb mit seinem Kinder- und Familienprogramm unangefochten der beliebteste Sender und kam auf rund ein Fünftel Marktanteil, gefolgt von KiKA mit 17,2 Prozent. In der Primetime von 19 bis 21 Uhr zog KiKA allerdings an Super RTL vorbei auf den ersten Platz. Auch ProSieben war in dieser Zeit dank der Zeichentrickserie "Die Simpsons" und der US-Sitcom "Two and a half men" beliebt.

Auch angesichts vieler vor der Röhre verbrachter Stunden gibt es für fernsehkritische Erzieher wenigstens eine gute Nachricht: In den warmen Sommermonaten sahen die Kinder deutlich weniger fern und gingen stattdessen an die frische Luft.

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